Wirtschaft

VW-Korruptionsaffäre Indien will Schuster haben

Für den ehemaligen Skoda-Manager Schuster ist die VW-Korruptionsaffäre noch nicht ausgestanden. Nun beantragt Indien die Auslieferung. Grund sind Unregelmäßigkeiten bei einer geplanten Ansiedlung eines VW-Werks im Bundesstaat Andhra Pradesh. Schuster ist derzeit in Italien festgesetzt.

Helmuth Schuster

Helmuth Schuster

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In der Korruptionsaffäre bei Volkswagen haben die indischen Behörden die Auslieferung des vor einem Monat in Italien festgesetzten Ex-Skoda-Managers Helmuth Schuster beantragt. Nach jahrelangen Ermittlungen kommt das Verfahren gegen Schuster in Indien damit jetzt voran.

In Deutschland war der Manager im September wegen seiner Verstrickung in den Skandal zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und Zahlung von 15.000 Euro verurteilt worden. Jedoch war ein Teil der ursprünglichen Vorwürfe aus Mangel an Beweisen fallengelassen worden.

Das Auslieferungsgesuch sei bereits vor zehn Tagen an das Justizministerium in Rom gegangen, sagte ein Beamter des indischen Bundeskriminalamts CBI im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Schuster wird vorgeworfen, von Andhra Pradesh als Gegenleistung für die geplante Ansiedlung eines VW-Werks in dem Bundesstaat umgerechnet zwei Millionen Euro kassiert und sich damit persönlich bereichert zu haben.

Lange andauerndes Verfahren

Da es kein Auslieferungsabkommen zwischen beiden Staaten gebe, sei der Antrag auf Grundlage gegenseitigen Einvernehmens gestellt worden, hieß es. Indische Medien schrieben, das Auslieferungsverfahren könne bis zu einem Jahr dauern. Die italienische Justiz hatte Schuster am 21. September mit Hilfe eines in Indien ausgestellten internationalen Haftbefehls festgenommen. Das CBI hatte seit 2005 ermittelt. Bei einer Verurteilung in Indien drohen Schuster sieben Jahre Haft.

In diesem Fall würden sich auch die deutschen Ermittlungsbehörden die dort ans Licht gekommenen Beweise genau ansehen, sagte ein Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, die seinerzeit die Ermittlungen in der VW-Affäre führte. Grundsätzlich gebe es die Option, dass Straftaten, die Schuster bisher nicht nachgewiesen werden konnten, trotz Einstellung des Verfahrens erneut verfolgt werden könnten, wenn neue Tatbestände ans Licht kämen. Bisher sei in Indien aber noch nicht einmal Anklage erhoben worden.

Der Volkswagen-Konzern hatte das Ansiedlungsprojekt gestoppt, nachdem Schusters Verstrickung in die Korruptionsaffäre bekanntgeworden war. Der Wolfsburger Autobauer hat inzwischen in Indien eine Fabrik im benachbarten Bundesstaat Maharashtra eröffnet.

Affäre zog immer weitere Kreise

Schuster galt zunächst als eine Schlüsselfigur in der VW-Affäre, die durch ihn im Juni 2005 aufgeflogen war. Einem Bankangestellten waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Der damalige Personalchef der tschechischen VW-Tochter Skoda, Schuster, musste seinen Posten räumen. Er und sein enger Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer waren die ersten beiden Beschuldigten in der Affäre, die immer weitere Kreise zog und den VW-Konzern bis ins Innerste erschütterte.

Es ging um Schmiergeld und Blankoschecks, um Vergnügungsreisen, Sexpartys und teure Geschenke auf Firmenkosten. Auch der prominente VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz musste im Zuge des Skandals seinen Hut nehmen.

Quelle: ntv.de, dpa

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