Wirtschaft

Mehr Aufträge als erwartet Industrie beendet Negativserie

Schuldenkrise hin, Schuldenkrise her: Die deutsche Industrie sorgt für Freude. Ihr Auftragseingang liegt im Oktober deutlich höher als von Experten prognostiziert. Mit 5,2 Prozent gibt es ein Plus wie seit März 2010 nicht mehr. Dennoch wird der Winter für die Unternehmen hart.

Produktion im Leipziger Porsche-Werk.

Produktion im Leipziger Porsche-Werk.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit einem Paukenschlag hat die deutsche Industrie ihre Serie von Auftragseinbußen beendet: Nach drei Rückgängen in Folge stiegen die Aufträge im Oktober so stark wie seit gut anderthalb Jahren nicht mehr. Dafür sorgte inmitten der ausufernden Schuldenkrise die starke Nachfrage aus den Euro-Ländern, was die Sorgen vor einer Rezession dämpfte. Experten sagen der deutschen Wirtschaft aber trotzdem einen harten Winter voraus.   

Die Unternehmen zogen 5,2 Prozent mehr Bestellungen an Land als im Vormonat, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Ein stärkeres Plus gab es zuletzt im März 2010 mit 5,6 Prozent. Analysten hatten nur einen Zuwachs von 0,8 Prozent erwartet. Zuvor waren die Aufträge drei Monate in Folge geschrumpft, im September mit 4,6 Prozent besonders stark. "In der Tendenz bleibt die Nachfrage zurückhaltend", warnte das Ministerium vor Euphorie. "Die Industrieproduktion dürfte daher ihre derzeit ruhigere Entwicklung vorerst beibehalten."         

Auch Experten sprachen nicht von einer Trendwende. Die Lage in der Industrie sei offenbar besser als gedacht, sagte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. "Dennoch ist dies nicht der Beginn einer neuerlichen Aufwärtsbewegung." Dafür seien die wirtschaftlichen Aussichten bei wichtigen Handelspartnern zu schlecht. So erwartet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine Rezession in der Euro-Zone. Dorthin gehen etwa 40 Prozent der Exporte der deutschen Unternehmen. Auch in schnell wachsenden Schwellenländern wie China kühlt sich die Konjunktur ab.  

Dennoch halten es Experten nach den guten Auftragsdaten für möglich, dass Deutschland einer Rezession entkommen kann. "Sogar die Bestellungen aus der Eurozone legen zu", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. Das sei ein Anzeichen dafür, "dass die Stimmung in einigen Kern-Ländern der Währungsunion anscheinend schlechter ist als die Lage". Zwar werde das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal leicht schrumpfen, zu Jahresbeginn aber nicht mehr.

Maschinen gefragt   

Den kräftigen Zuwachs verdankt die Industrie der starken Nachfrage aus dem Ausland. Die Exportaufträge schnellten um 8,3 Prozent in die Höhe, die aus der Euro-Zone mit 8,9 Prozent sogar überdurchschnittlich stark. Die Bestellungen aus dem Heimatmarkt Deutschland zogen um 1,4 Prozent an. Der kräftige Zuwachs geht nicht auf Großaufträge zurück. Diese fielen für einen Oktober durchschnittlich aus, erklärte das Ministerium. Das größte Auftragsplus verbuchten die Hersteller von Maschinen, Fahrzeugen und anderen Investitionsgütern mit 7,8 Prozent. Die Hersteller von Vorleistungen wie Chemikalien kamen auf ein Plus von 2,0 Prozent, Konsumgüter-Produzenten erhielten 1,3 Prozent mehr Aufträge.  

Einige Unternehmen erwarten trotz des schwierigen Umfelds auch im kommenden Jahr gute Geschäfte: So rechnet Siemens dank guter Auftragslage mit anhaltendem Umsatzwachstum. Wegen prall gefüllter Orderbücher seien sowohl in dem Anfang Oktober begonnenen als auch im kommenden Geschäftsjahr 2012/13 höhere Erlöse zu erwarten, erklärte der Münchener Technologiekonzern.

Quelle: ntv.de, rts

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