"Wirtschaft strotzt vor Stärke" Industrie gibt Gas
22.04.2010, 10:56 UhrDie Erholung der Wirtschaft gewinnt deutlich an Fahrt. "Tiger im Tank" ist die Industrie, die sich wegen der boomenden Exporte immer mehr als Zugpferd der deutschen Wirtschaft erweist.

Ein Mitarbeiter des Elektromotorenbauers Partzsch. Das traditionsreiche Unternehmen exportiert in die ganze Welt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Geschäfte der Industrie haben im April gemessen am Vormonat in Rekordtempo zugelegt. Das ist das Ergebnis des Markit-Instituts auf Basis einer Umfrage unter 500 Unternehmen. Der Einkaufsmanagerindex stieg um 1,1 auf 61,3 Punkte - das ist der höchste Stand seit Umfragebeginn 1996. Auch die Produktion zog in Rekordgeschwindigkeit an. "Die deutsche Wirtschaft strotzt wieder vor Stärke", sagte Markit-Experte Tim Moore.
Steigende Nachfrage aus dem Ausland
Ihren Aufschwung verdankt die Industrie der starken Nachfrage aus dem Ausland. Die Exportaufträge legten den siebten Monat in Folge zu. Der Zuwachs war zugleich der zweithöchste in der Umfragegeschichte. "Besonders viele Aufträge gingen aus den Schwellenländern ein", hieß es. Erstmals seit Beginn der weltweiten Finanzkrise nach der Lehman-Pleite im September 2008 schuf die Industrie wieder neue Stellen. Allerdings hielten sich viele Firmen mit Einstellungen noch zurück und beendeten zunächst die Kurzarbeit.
Auch die Dienstleister setzten ihren Aufwärtstrend fort. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor legte zwar nur um 0,1 auf 55,0 Punkte zu. Das ist aber der höchste Wert seit zweieinhalb Jahren. Damit hielt sich das Barometer deutlich über der Marke von 50 Punkten, ab der ein Wachstum signalisiert wird. "Auch der Service-Sektor ist auf nachhaltigem Erholungskurs", sagte Moore.
Stahlpreise treiben die Kosten
Wermutstropfen ist der kräftige Kostenanstieg. Er fiel so stark aus wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Bei den Dienstleistern schlugen vor allem die höheren Kraftstoffpreise durch, während die Industriebetriebe wegen Lieferengpässen höhere Vormaterialpreise bezahlen mussten.
Bei Stahl habe es sogar drastische Aufschläge gegeben. "Das alles beherrschende Thema sollte nicht das Flugverbot der letzten Tage sein, sondern die fundamentalen Kapazitäts- und Lagerengpässe auf Lieferantenseite", sagte Markit-Experte Moore. "Schon jetzt steigen deswegen die Kosten so massiv an, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Firmen mit einer kräftigen Anhebung der Verkaufspreise darauf reagieren werden."
Der Composite-Index, der Industrie und Dienstleiser zusammenfasst, kletterte im April um 0,4 auf 59,1 Punkte. Er signalisiert damit das stärkste Wachstum seit August 2007. Das Barometer liegt inzwischen deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert von 52,8 Zählern.
Quelle: ntv.de, rts