Bundeswehr rettet den Juli Industrie mit Auftragsplus
07.09.2009, 15:50 Uhr
Nicht nur für Rheinmetall ein dicker Brocken: Die Bundeswehr bekommt 405 neu Schützenpanzer vom Typ Puma.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die deutsche Industrie erholt sich zusehends von der Krise und hat im Juli erneut deutlich mehr Aufträge an Land gezogen. Die Firmen sammelten 3,5 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Ein Rüstungs-Großauftrag sorgte für kräftigen Auftrieb bei den Inlandsorders, die um mehr als zehn Prozent anzogen. Lange Gesichter gab es allerdings bei den Autoherstellern, bei denen trotz der Abwrackprämie deutlich weniger Aufträge eingingen.
Zugleich sanken im Industriesektor die Bestellungen aus dem Ausland. Die Regierung ist dennoch optimistisch, dass das Rückgrat der deutschen Wirtschaft nach mittlerweile fünf Monaten anziehender Auftragseingänge die Konjunktur wieder stützt: "Die Industrieproduktion dürfte im dritten Quartal erstmals wieder zulegen."

Der Schützenpanzer Puma gilt nach Angaben des Herstellers als "Schlüsselvorhaben der Heeresindustrie" und bringt außerdem auch die "technologische Spitzenstellung der deutschen Industrie auf diesem Gebiet zum Ausdruck".
Die Nachfrage aus dem Inland schnellte im Juli um 10,3 Prozent nach oben. Grund dafür ist laut Statistischem Bundesamt eine Bestellung von Kampfwagen und anderer Militärausrüstung: Die Bundeswehr kaufte im Juli 405 Schützenpanzer vom Typ "Puma" im Wert von insgesamt 3,1 Mrd. Euro. "Wenn man diese Rüstungsorders herausrechnet, sind die Daten nicht mehr so spektakulär", gibt Ökonom Sebastian Wanke von der DekaBank zu bedenken.
Auch bei Konsumgütern sei durch die Bank ein Minus zu verzeichnen. Hoffnung mache allerdings, dass Vorleistungsgüter wie Chemiefasern und Verpackungsmaterial stark nachgefragt würden. "Das zeigt, dass die Lager wieder aufgefüllt werden. Auf kurze Sicht ist die Erholung gesichert. Die Frage ist, wie stark sie sein wird."
"Hoffnungen nicht zu hoch hängen"
Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt warnt vor überzogenen Erwartungen. "Ich denke, dass wir in den nächsten ungefähr fünf Jahren unsere Hoffnungen nicht zu hoch hängen dürfen", sagte der Chef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) gegenüber Reuters. "Ich bin mir sicher, dass wir jetzt den Boden erreicht haben, und geringe Wachstumsraten sind alles, worauf wir hoffen dürfen."
Wie sehr die Krise die deutsche Industrie zurückgeworfen hat, zeigt der Vergleich zum Vorjahr: Gegenüber Juli 2008 gingen die Aufträge um fast ein Fünftel zurück. Kurzfristig dürfte die Konjunktur in den kommenden Monaten allerdings weiter anziehen, meint KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. Für das dritte Quartal erwarten Volkswirte und auch Bundesbank-Chef Axel Weber eine weitere Belebung der Konjunktur. Im Frühjahr hatte die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zugelegt, womit sich Deutschland aus der tiefen Rezession löste.
Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Erholung ist die Stimmung der Börsenprofis in der Euro-Zone bereits besser als vor dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise 2008. Der unter knapp 900 Experten ermittelte Sentix-Gesamtindex für September stieg auf minus 14,6 Punkte und überschreitet damit das Niveau von August 2008, als die Finanzwelt auf den Höhepunkt der Finanzkrise zusteuerte.
Der europäische Unternehmerverband BusinessEurope erwartet zwar ein Ende der Rezession in der Euro-Zone, aber eine holprige Erholung. Demnach wird die Wirtschaft dieses Jahr um 4,1 Prozent einbrechen und nächstes Jahr nur um 0,5 Prozent wachsen. Die positiven Konjunkturdaten aus Deutschland und anderen EU-Ländern seien ermutigend: "Dennoch ist es noch zu früh, um Entwarnung zu geben."
Quelle: ntv.de, rts