Sechs Mal größer als erwartet Industrie mit fettem Auftragsplus
06.01.2011, 12:36 UhrDie deutsche Industrie hat einen "goldenen November" erlebt, spürt aber zugleich immer mehr die Schuldenkrise in der Euro-Zone. Das Neugeschäft stieg fast sechs Mal so stark wie erwartet und so kräftig wie seit Januar 2010 nicht mehr.
Das Orderbuch der deutschen Industrie hat sich im November unerwartet stark gefüllt. Die Aufträge kletterten um 5,2 Prozent im Vergleich zum Oktober, Experten hatten nur ein Plus von 0,9 Prozent erwartet. Die meisten Impulse kamen aus dem Ausland. Hier zogen die Aufträge um 8,2 Prozent an, im Inland stiegen die Bestellungen um 1,5 Prozent. Auch wegen vieler Großaufträge sieht das Bundeswirtschaftsministerium gute Perspektiven für 2011: "Die Industrie startet mit guter Auftragslage ins neue Jahr."
Schon das Ifo-Geschäftsklima hatte gezeigt, dass es im November für die deutsche Wirtschaft sehr gut lief. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer hatte in dem Monat überraschend den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Im Dezember ging es sogar noch weiter bergauf.
Geschäft mit Eurozone lässt nach
Allerdings zeigen die jüngsten Auftrags-Daten, dass die Industrie die Schuldenkrise in den Euroländern zunehmend spürt. Die Bestellungen aus der Währungsunion sanken im November um 1,4 Prozent. Aus Staaten außerhalb der Euro-Zone wie China und anderen asiatischen Schwellenländern stiegen die Orders hingegen um fast 15 Prozent. Ähnlich sieht es im langfristigen Vergleich aus: Hier liegen die Aufträge aus Drittländern um fast 40 Prozent über dem Niveau von 2005, die Bestellungen aus der Euro-Zone indes fielen sogar unter das entsprechende Niveau.
Insgesamt verzeichneten Hersteller von Maschinen und Anlagen oder anderen Investitionsgütern im November ein Auftragsplus von 9,1 Prozent. Aus der Euro-Zone gab es auch hier ein Minus von 1,5 Prozent, während Länder außerhalb des Währungsraums 21,6 Prozent mehr nachfragten. Produzenten von Vorleistungsgütern wie Chemikalien verbuchten ein Auftragsplus von 1,0 Prozent. Lediglich Hersteller von Konsumgütern sammelten 1,6 Prozent weniger Aufträge ein als im Monat zuvor.
Die Industrie hatte 2009 stark unter der weltweiten Rezession gelitten, war 2010 aber Wachstumstreiber bei der konjunkturellen Aufholjagd. Dennoch gingen mehr als 100.000 Industrie-Jobs verloren.
Quelle: ntv.de, rts