Wirtschaft

Ziele verpasst, Kurs fällt Infineon im Krisen-Sog

Infineon-Chef Bauer ist zumindest mit der Jahresperformance seines Konzerns zufrieden.

Infineon-Chef Bauer ist zumindest mit der Jahresperformance seines Konzerns zufrieden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Schlüsselquartal versagen Infineon die Nerven. Der Halbleiterkonzern verpasst seine eigenen Prognosen, die Anleger sind enttäuscht. "Konjunkturelle Unsicherheiten" führt der Dax-Konzern als einen Grund an. Mit dem Gesamtjahr ist Infineon dennoch zufrieden.

Der bayerische Halbleiterkonzern Infineon gerät in den Sog des beginnenden Abschwungs. Das Unternehmen verpasste mit einem operativen Ergebnis von 195 Mio. Euro im abgelaufenen Quartal seine eigene Prognose, wie Infineon mitteilte. Ursprünglich hatte der Chipspezialist einen Betriebsgewinn von etwa 212 Mio. Euro wie im Vorquartal angepeilt. Der Umsatz stagnierte bei gut 1,04 Mrd. Euro.

"Konjunkturelle Unsicherheiten in Anbetracht der europäischen Schuldenkrise sowie die daraus resultierenden Turbulenzen an den Finanzmärkten führten im Quartalsverlauf zu mehr Vorsicht bei den Kunden", hieß es. Das habe ein Umsatzplus verhindert. Zudem seien Serviceverträge ausgelaufen, die Infineon noch mit seiner einstigen Mobilfunksparte hatte, die mittlerweile zu Intel gehört. Die Aktie schloss 4 Prozent leichter und war damit zweitgrößten Dax-Verlierer.

Jahresziele dennoch erreicht

Zudem verhagelt dem Konzern einmal mehr die Pleite seiner einstigen Speicherchiptochter Qimonda die Bilanz. Infineon stellte weitere 150 Mio. Euro für Forderungen des Insolvenzverwalters zurück. Der Vertreter der Gläubiger habe im letzten Vierteljahr seine Ansprüche konkretisiert. Die einstige Mutter habe nun die drohenden Folgen in Summe für sich errechnet. Der Kollaps Qimondas verfolgt Infineon seit fast vier Jahren, insgesamt musste der Konzern bislang rund 300 Mio. Euro dafür auf die Seite legen.

Dennoch blickte Infineon-Chef Peter Bauer mit breiter Brust auf das Geschäftsjahr zurück, dass am 30. September zu Ende ging. Sein Ziel eines Umsatzes von um die 4 Mrd. Euro und einem operativen Ergebnis von um die 800 Mio. Euro hat er auf Jahressicht erreicht. "Das Geschäftsjahr konnte Infineon mit Rekordumsätzen und -ergebnissen abschließen. Der Fokus auf Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit schafft die Basis, um nicht nur im begonnenen Geschäftsjahr, sondern auch über den gesamten Konjunkturzyklus solide Ergebnisse zu erwirtschaften", erklärte Bauer. Im Schlussquartal habe sich Infineon immerhin noch besser geschlagen als seine Konkurrenten.

Menetekel für die Weltwirtschaft

Für das laufende Auftaktquartal des neuen Geschäftsjahres ist das Unternehmen aus Neubiberg bei München nun deutlich vorsichtiger. Infineon erwartet einen Umsatzrückgang um bis zu neun Prozent gegenüber dem Vorquartal, die Margen würden auf um die 15 Prozent sinken - im dritten Geschäftsquartal lag sie noch bei knapp einem Fünftel. Vor allem Chips für Unterhaltungselektronik seien wenig gefragt, sagte ein Konzernsprecher. Die Industrie- und die Chipkartensparte stellten sich auf einen Nachfrageschwund ein. Allein das Geschäft mit der Autoindustrie entwickle sich weiter solide.

Vorstandschef Bauer hatte sich in den vergangenen Wochen zunehmend zurückhaltender geäußert und erwägt angesichts des Konjunkturverlaufs Investitionen zurückzuschrauben. Ursprünglich hatte der Manager für 2012 ein Umsatzplus von einem Zehntel in Aussicht gestellt - vorausgesetzt ein Einbruch der Wirtschaft bleibt aus. Über den Zyklus hinweg will Infineon zudem eine operative Rendite von um die 15 Prozent erwirtschaften.

Traditionell gilt die Chipindustrie mit ihren zahlreichen Kunden in vielen verschiedenen Branchen weltweit als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung. Am Donnerstag hatte Infineon-Konkurrent Fairchild sich ähnlich, wenn auch eine Spur optimistischer über den Wirtschaftsverlauf geäußert.

Quelle: ntv.de, rts

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