Rückgang in Sicht Inflation bleibt hoch
16.11.2011, 17:15 UhrTeure Energie hält die Inflationsrate in der Euro-Zone auf ihrem Drei-Jahres-Hoch. Sie liegt damit zwar deutlich höher als von der Europäischen Zentralbank gewünscht. Eine weitere Zinssenkung ist dennoch wahrscheinlich.
Der Anstieg der Verbraucherpreise in den Euro-Ländern bleibt im Oktober vergleichsweise hoch. In den Ländern mit der Gemeinschaftswährung betrug die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat 3 Prozent, wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Schon im September hatte die Rate bei diesem Wert gelegen. Grund für den Preisanstieg sind insbesondere höhere Kosten für Öl, Gas, Treibstoff sowie Elektrizität.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht stabile Preise nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Viele Fachleute gehen aber davon aus, dass die Teuerung angesichts der Konjunkturflaute in den kommenden Monaten nachlassen wird. Das würde der Notenbank Spielraum für weitere Zinssenkungen im Kampf gegen die drohende Rezession eröffnen.
"Sie legt ihr Hauptaugenmark derzeit mehr auf Wachstum und weniger auf die Inflation", sagte ING-Ökonom Carsten Brzeski. Schon im Dezember könnten die Währungshüter deshalb erneut ihre Geldpolitik lockern und ihren Leitzins auf das Rekordtief von 1 Prozent senken, um damit Konsum und Investitionen zu stimulieren. Die Wirtschaft der 17 Euro-Länder wuchs im dritten Quartal erneut nur um 0,2 Prozent. Viele Experten sind der Meinung, dass eine Rezession kaum zu verhindern ist.
Wegen der Schuldenkrise setzen die Regierungen vieler Krisenländer auf harte Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen. Das drückt den privaten Konsum, während sich viele Unternehmen angesichts der schwachen Konjunktur mit Investitionen zurückhalten.
Die EZB unter ihrem neuen Präsidenten Mario Draghi hatte deshalb Anfang November ihren Leitzins von 1,5 auf 1,25 Prozent gesenkt - zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren. "Obwohl die Inflationsrate noch einige Monate über zwei Prozent verharren dürfte, wird sie im Laufe des Jahres 2012 voraussichtlich unter zwei Prozent sinken", sagte Draghi. Denn bei sinkender Nachfrage haben Unternehmen weniger Spielraum für Preiserhöhungen. Gewerkschaften fällt es im Abschwung außerdem schwer, Lohnerhöhungen durchzusetzen - was wiederum die Unternehmen auf der Kostenseite entlastet.
Quelle: ntv.de, jga/rts