Wirtschaft

Rajaratnams Probleme wachsen Insider-Skandal weitet sich aus

Der bislang größte Fall von Insiderhandel bei Hedgefonds zieht immer weitere Kreise. Die US-Staatsanwaltschaft kündigt an, ihre Anklage gegen den Milliardär Raj Rajaratnam auszuweiten.

Raj Rajaratnam

Raj Rajaratnam

In einer Mitteilung der Regierung an einen Richter in Manhattan hieß es, man gehe davon aus, dass sich die illegal erwirtschafteten Profite auf mindestens 36 Mio. US-Dollar beliefen - fast doppelt so viel wie zunächst angenommen. In die Anklage würden nun auch Insidergeschäfte zwischen März und Juli 2006 im Zuge des Kaufs von ATI Technologies durch Advanced Micro Devices (AMD) aufgenommen.

US-Medien vermuteten hinter dem jetzt veröffentlichten Ermittlungsergebnis eine Gegenstrategie zu dem Versuch Rajaratnams, seine Kaution von 100 Mio. auf 20 Mio. Dollar zu drücken. Das Geld könnte der Gründer des Hedgefonds Galleon demnach aus dem Vermögen in seinem Heimatland Sri Lanka leicht aufbringen. Das erhöhe die Fluchtgefahr, fürchteten die Behörden.

Erste Entlassungen

Rajaratnam und mehrere Komplizen sollen mit Hilfe von Insider-Informationen aus verschiedenen Unternehmen hohe Gewinne eingestrichen haben. Von dem Skandal betroffen sind auch US-Topkonzerne wie der IT-Gigant IBM sowie der Chiphersteller Intel. Zudem sollen Aktien des Internet-Konzerns Google illegal gehandelt worden sein. Erste ranghohe Mitarbeiter einiger der genannten Unternehmen mussten gehen.

Das Handeln mit Aktien aufgrund geheimer Vorab-Informationen (Insiderwissen) ist verboten, weil es andere Anleger benachteiligt. Mit dem Wissensvorsprung kann besser abgeschätzt werden, wie sich Kurse entwickeln. Auf diesem Weg lässt sich auf Kosten anderer Aktionäre viel Geld verdienen.

Bei AMD glauben die Ermittler mittlerweile, dass sie Rajaratnam nachweisen können, dass er einen Insider bestochen hat. Der Hedgefonds-Manager soll bereits vor der offiziellen Bekanntmachung bescheid darüber gewusst haben, dass AMD den Grafikchip-Spezialisten ATI übernehmen will. Dank dieses Wissensvorsprungs, so die Vorwürfe, konnte Rajaratnam mit Geschäften an der Wall Street alleine 19 Mio. Dollar Gewinn einstreichen.

Hohe Haftstrafe droht

Die Angaben über die insgesamt ergaunerten Summen weichen stark ab. Durch Rajaratnam war ein ganzes Netzwerk von Insiderhandel aufgeflogen. Neben Staatsanwaltschaft und FBI ist die US- Börsenaufsicht SEC an den Ermittlungen beteiligt. Sie spricht von illegalen Gewinnen in Höhe von 53 Mio. Dollar. Von mehr als 20 Beschuldigten ist die Rede, teilweise kooperieren diese mit den Ermittlern. Gegen Rajaratnam und eine mutmaßliche Komplizin ist Mitte Dezember Anklage erhoben worden. Ihnen droht eine hohe Gefängnisstrafe.

Der mit Börsenspekulationen reich gewordene Milliardär Rajaratnam weist die Anschuldigungen zurück. Auch die neuen Vorwürfe der Bestechungszahlung bezeichnete sein Anwalt gegenüber einer US-Zeitung als unzutreffend: In der Presse sei schon Wochen vor der offiziellen Verkündung darüber spekuliert worden, dass AMD die kleinere ATI kaufen werde.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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