Dollar macht Satz nach oben Interveniert Japan wieder?
24.09.2010, 08:20 UhrAuffällige Kursbewegungen beim Yen lassen die Gerüchteküche brodeln. Devisenexperten spekulieren, die Bank of Japan könnte wieder interveniert und Dollar für Yen gekauft haben. Tokio will sich nicht dazu äußern. Experten fragen sich, ob Japan noch einmal den Alleingang wagt oder ob es möglicherweise doch zu einer konzertierten Aktion kommt.
Der Devisenmarkt ist nervös. Seit der Intervention der japanischen Notenbank vor einer Woche warten Experten täglich darauf, dass die BoJ abermals eingreift, um dem Höhenflug des Yen zu bremsen. Die Wirkung der jüngsten Intervention war bereits nach einem Tag verpufft. Der Yen stieg zum Dollar wieder in unerwünschte Höhen. Nach einer starken Abwärtsbewegung des Yen-Wechselkurses am Freitagmorgen bestimmen nun widersprüchliche Berichte über eine angebliche Intervention der japanischen Finanzbehörden das Marktgeschehen.
Während einige Akteure am Devisenmarkt sagten, Japan habe wegen des Yen-Höhenflugs nach Informationen japanischer Nachrichtenagenturen zum zweiten Mal in diesem Monat in den Devisenmarkt eingegriffen, widersprachen andere diesen Meldungen und behaupteten, es habe keinen Eingriff der japanischen Regierung gegeben. Nicht eine Intervention der Notenbank, sondern große Yen-Verkaufsaufträge von Geschäftsbanken hätten ihrer Ansicht nach den Wechselkurs gedrückt. Ein Sprecher des Finanzministeriums lehnte einen Kommentar zu der angeblichen Intervention ab.
Der Yen hat in einer sprunghaften Bewegung deutlich gegenüber den wichtigsten Währungen an Wert verloren. Gegen 7.12 Uhr (MESZ) notiert der Dollar bei 85,15 Japanischen Yen.
Warnung an Finanzakteure
Die Währungshüter des Landes hatten zuletzt am 15. September nach Schätzungen 1,7 bis 1,8 Bill. Yen (rund 16 Mrd. Euro) eingegriffen, um den Yen abzuschwächen. Damals hatte der Finanzminister Yoshihiko Noda die Intervention kurz darauf bestätigt. Es war der erste Devisenmarkteingriff seit mehr als sechs Jahren. Die Festigung des Yen belastet zunehmend Japans Exportindustrie und gefährdet damit die wirtschaftliche Erholung.
Kurz vor dem Yen-Anstieg hatte Japans Finanzminister Noda die Akteure an den Devisenmärkten davor gewanrt, den Yen-Wechselkurs zu stark nach oben zu treiben. Die Regierung werde in diesem Fall "entschiedene Schritte" unternehmen, kündigte er an. "Unsere grundsätzliche Ansicht ist, dass übermäßige oder ungeordnete Wechselkursveränderungen einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft und den Finanzmärkten haben."
Wagt Japan den zweiten Alleingang?
Experten gehen davon aus, dass Japan weiter versuchen wird, den Yen-Kurs zu drücken. Die BoJ habe angefangen, also werde sie auch weitermachen, erklärte Burkhard Allgeier, Chefvolkswirt von Hauck Auffhäuser n-tv.de. "So war es auch bei den letzten Interventionen vor sechs, sieben Jahren. Das hat sich über Monate hingezogen." Offen ist die Frage, ob Japan noch einmal den Alleingang wagen wird. Unilatereale Aktionen seien bei den G20 nicht erwünscht, gab Allgeier zu Bedenken. Die G20 würden wohl eher eine koordinierte Aktion vorziehen.
Japan ist in mehrfacher Hinsicht in einer schwierigen Situation. Die Regierung muss versuchen, den Druck des hohen Yen auf die Exportwirtschaft zu mildern, muss sich dabei aber im Zaum halten. Internationale Gepflogenheiten sollten eingehalten werden. Hinzu kommt, dass die Erfahrung gelehrt hat, dass Deviseninterventionen in der Vergangenheit nie Erfolg hatten. "Interventionen sind eine große Geschichte der Erfolglosigkeit", fasste es Allgeier zusammen. Japan habe einen kurzzeitigen Erfolg am Markt erzielt, weil die Tatsache, dass überhaupt interveniert wurde sowie die Größenordnung der Intervention den Markt regelrecht überrumpelt hätten.
Trotzdem versuchen Notenbanken immer wieder einzuschreiten. Zuletzt versuchte die Schweiz 15 Monate lang vergeblich mit Eingriffen in den Devisenmarkt dem Höhenflug des Franken etwas entgegenzusetzen. Am Ende der Interventionspolitik im Juni stieg der Franken prompt wieder auf ein Rekordhoch. Wenn langfristig gesehen solche Schritte auch vergeblich sind, dürfe die Signalfunktion eines solchen Eingreifens jedoch nicht unterschätzt werden, wie Allgeier erklärte. Solche Schritte werden gemacht, "um Zeichen zu setzen", sagte Allgeier, "um zu signalisieren: Im Falle des Falles stehen wir auch bereit, hier die Währung zu beeinflussen."
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa