Wirtschaft

"Preise überschießen einfach" Investmentsparte in der Kritik

Das riesigen Gehälter im Investmentbanking in New York und London sind Klaus-Peter Müller ein Dorn im Auge. Er fordert eine konzertierte Aktion der Unternehmenslenker, um die Gehälter und Boni auf ein verträglicheres Niveau zu senken.

Klaus-Peter Müller

Klaus-Peter Müller

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller fordert ein Ende der Gehalts-Exzesse bei Investmentbankern in den Finanzzentren London und New York. "Es ist an der Zeit, dass wir damit aufhören. Manchmal überschießen die Preise einfach", sagte Müller. Er ist Vorsitzender der deutschen Corporate-Governance-Kommission. "Ich würde begrüßen, wenn die Chefs der großen Investmentbanken mit Blick auf die Vergütungen sagen würden: Wir haben übertrieben."

Müller forderte eine konzertierte Aktion der Unternehmenslenker, um die Gehälter und Boni auf ein verträglicheres Niveau zu senken. Die Gehaltsstruktur im Investmentbanking habe sich seit der Finanzkrise kaum geändert, sagte er. Das könne sich nur ändern, wenn die USA, Großbritannien und die 20 wichtigsten Industriestaaten (G20) Gehaltsobergrenzen einführten.

In Deutschland habe die Gehaltsstruktur im Finanzsektor ein Jahr nach der Anpassung des Corporate Governance Kodex ein angemessenes Niveau erreicht, sagte Müller. Die vom Staat in der Finanzkrise massiv gestützte Commerzbank hatte die Vergütungen ihrer Vorstände auf Druck der Bundesregierung auf 500.000 Euro gedeckelt. Dies gilt so lange, bis sie wenigstens die Zinsen auf die Milliardenhilfen zahlen kann. Ein neues Gehaltssystem mit einem Fixgehalt von 750.000 Euro, das die Commerzbank einführen will, hatte in der Hauptversammlung zu einem Eklat geführt. Die Vertreter des Bundes hatten sich demonstrativ enthalten.

Fixer Anteil von 40 Prozent

Müller sieht Anzeichen dafür, dass sich der Geist des Kodex zur guten Unternehmensführung in der Bankenbranche allmählich durchsetzt. Experten halten den dort proklamierten Begriff der "Nachhaltigkeit" allerdings für zu schwammig. Müller sagte mit Blick auf die alten Bonussysteme, die übergroße Risiken zu stark belohnt hatten: "Ich glaube, dass es sehr schwierig wäre, die alten Fehler nochmal zu machen." Die Banken erhöhten die fixen und senkten dafür die variablen Anteile an den Vergütungen.

Als Faustregel könne ein fixer Anteil von 40 Prozent gelten, weitere 40 Prozent sollten von langfristigen und 20 Prozent von kurzfristigen Erfolgen abhängen, sagte Müller. Aber nicht jedes System passe für das Geschäftsmodell jeder Bank. "Das ist nicht in Stein gemeißelt."

Müller wies darauf hin, dass die Gesetze nur auf die Vorstandsgehälter abstellten. "Es gibt keine Regel, wie viel ein Vorstand seinen Mitarbeitern zahlen darf. In den USA ist der CEO normalerweise die bestbezahlte Person im Unternehmen. In der deutschen Bankenwelt ist das nicht die Regel", betonte Müller. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor Jahren schon damit kokettiert, dass er nicht zu den zehn bestbezahlten Mitarbeitern des Instituts gehöre.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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