Wirtschaft

Italienischer Schuldenrekord Investoren ziehen Kapital ab

Ein Problem kommt selten allein: Montis Regierung muss immer mehr Baustellen betreuen.

Ein Problem kommt selten allein: Montis Regierung muss immer mehr Baustellen betreuen.

(Foto: REUTERS)

Bei fast 2 Billionen Euro liegt Italiens Schuldenstand. Im Juni ist er weiter gestiegen, trotz der Sparbemühungen der Regierung um Ministerpräsident Monti. Zu den wieder steigenden Anleihezinsen gesellt sich ein weiteres Problem: In nicht einmal zwei Jahren sind fast 1 Billion Euro aus dem Land abgeflossen - rund die Hälfte des jährlichen Bruttoinlandsprodukts der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone.

Der Schuldenberg Italiens ist im Juni wie erwartet weiter gewachsen und steuert unaufhaltsam auf eine psychologisch wichtige Marke zu. Die Verbindlichkeiten des kriselnden Eurolandes beliefen sich auf den Rekordwert von 1972,9 Mrd. Euro, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Angaben der italienischen Notenbank berichtete. Im Mai hatten die Schulden 1966,3 Mrd. Euro betragen. Die Verschuldung des Landes liegt bei 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt in einer tiefen Rezession. Das italienische Parlament hatte vor einer Woche neue drastische Sparmaßnahmen verabschiedet, mit denen Ministerpräsident Mario Monti bis Ende 2014 rund 26 Mrd. Euro einsparen will.

Zinsen steigen leicht

Italien hat große Probleme, sich an den Kapitalmärkten zu vertretbaren Konditionen zu refinanzieren. So musste Italien trotz der künftig möglichen Käufe von Geldmarktpapieren durch die Europäische Zentralbank (EZB) bei einer Auktion von Geldmarktpapieren etwas höhere Zinsen zahlen.

Die Rendite lag bei Papieren mit einer zwölfmonatigen Laufzeit bei 2,767 Prozent, wie die italienische Schuldenagentur mitteilte. Bei der letzten vergleichbaren Auktion Mitte Juli hatte sie noch bei 2,697 Prozent gelegen. Insgesamt nahm Italien mit der Auktion 8 Mrd. Euro auf und erreichte damit das anvisierte Maximalziel.

Ausland zieht Kapital ab

Die Baustellen für die Technokratenregierung des parteilosen Wirtschaftsprofessors Mario Monti werden gleichzeitig nicht weniger: Zwar stiegen die Steuereinnahmen im ersten halben Jahr 2012 laut Notenbank um 2,1 Prozent oder 3,7 Mrd. Euro gegenüber den ersten sechs Monaten 2011. Allein im Juni gab es ein Plus von 5,8 Prozent. Dies sei unter anderem auf eine neue Immobiliensteuer zurückzuführen.

Nach einem Bericht der Zeitung "La Repubblica" ziehen aber immer mehr Großinvestoren ihr Kapital aus dem Krisenland ab. In weniger als zwei Jahren seien mehr als 1 Billion Euro abgeflossen, schrieb die Zeitung ohne Nennung von Quellen. Das sei etwa die Hälfte des italienischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Einlagen ausländischer Kunden bei italienischen Banken seien innerhalb eines Jahres um 18 Prozent gesunken.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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