Wirtschaft

Es brodelt in der Gerüchteküche Irland denkt über Hilfe nach

Spiegelungen im Schaufenster eines Ladens in der Dubliner O'Connell Street: Die Leidensfähigkeit der Iren wird auf eine harte Probe gestellt.

Spiegelungen im Schaufenster eines Ladens in der Dubliner O'Connell Street: Die Leidensfähigkeit der Iren wird auf eine harte Probe gestellt.

(Foto: REUTERS)

Gerüchte und Spekulationen engen den Handlungsspielraum der irischen Regierung am Kapitalmarkt weiter ein. Irlands Justizminister weist Berichte über einen angeblich bevorstehenden Antrag auf EU-Hilfe als "Erfindung" zurück. Brüssel hält sich bedeckt. Portugals Außenminister spricht vom Ausstieg aus der Eurozone.

Nicht für die Finanzen zuständig: Dermot Ahern.

Nicht für die Finanzen zuständig: Dermot Ahern.

(Foto: REUTERS)

Das hochverschuldete Irland schließt mittlerweile nicht aus, die EU um Finanzhilfen zu bitten. "Die Dinge entwickeln sich von Tag zu Tag", sagte Justizminister Dermot Ahern dem nationalen Fernsehsender RTE. Ahern antwortete damit auf die Frage, ob er seine Hand dafür ins Feuer lege, dass Irland nicht um Hilfen bitten werde.

In Kreisen der Europäischen Union kursieren seit zwei Tagen Gerüchte über eine anstehende Hilfsaktion für Irland. Angeblich laufen bereits Gespräche über eine mögliche Rettung. Ahern dementierte dies vehement und nannte entsprechende Berichte eine "Erfindung".

"Es laufen keine Gespräche", sagte der Minister. "Wenn es sie gäbe, würde die Regierung davon wissen." Am Wochenende waren weitere Hinweise aufgetaucht, dass Irland in Kürze Finanzhilfe aus dem Rettungsprogramm der Eurozone beantragen könnte. Medien berichtete unter Berufung auf verschiedene Quellen über Gespräche zwischen dem finanziell schwer angeschlagenen Irland und EU-Diplomaten. Von offizieller Seite gab es entweder Dementis oder Schweigen.

Euro / US-Dollar
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Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies einen Medienbericht zurück, die Bundesregierung dränge Irland dazu, noch vor dem Treffen der Euro-Finanzminister Hilfe aus dem Rettungsschirm zu beantragen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Der Bericht sei nicht richtig, sagte der Sprecher.

Auch im irischen Finanzministerium wurden Medienberichte über die angeblichen bereits laufenden Rettungsverhandlungen dementiert. "Es gibt keine Gespräche über einen Antrag auf eine Notfinanzierung durch die Europäische Union", sagte ein Sprecher in Dublin. Irland sei trotz der schwierigen Lage bis Mitte 2011 sicher finanziert.

Heißes Eisen für Finanzminister

Die neu aufgeflammte Schuldenkrise wird beim November-Treffen der Euro-Finanzminister an diesem Dienstag in Brüssel auf der Tagesordnung stehen. "Aktuelle Entwicklungen spielen bei solchen Zusammenkünften immer eine Rolle", sagte ein EU-Diplomat.

Die Irland-Gerüchte sorgen weltweit für Beunruhigung. Im japanischen Yokohama fühlte sich sogar Dominique Strauss-Kahn, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu einem Kommentar veranlasst. Der IWF werde Irland unterstützen, wenn das Land danach ersuche, sagte Strauss-Kahn am Rande des Gipfeltreffens des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC).

"Bislang haben wir noch keine Anfrage erhalten. Wenn die Iren irgendwann, morgen, in zwei Monaten oder zwei Jahren Hilfe vom IWF wollen, werden wir bereit stehen", erklärte Strauss-Kahn weiter. Das einst wegen seines rasanten Wirtschaftswachstums als "keltischer Tiger" bezeichnete Land könnte den Gerüchten zufolge EU-Hilfen in Höhe von 45 Mrd. bis 90 Mrd. Euro beantragen. In Kreisen der Euro-Zone hatte es am Wochenende geheißen, die EU dränge Irland zur Annahme von Nothilfen.

Portugal denkt an den Austritt

Im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenkrise blicken die Experten nicht nur in Richtung Dublin. Zuletzt wies Portugals Außenminister Luis Amado in einem Presseinterview auf die gravierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten seines Landes hingewiesen. Amado warnte sogar davor, dass Portugal ohne eine Lösung dieser Probleme eventuell die Eurozone verlassen müsse.

In einem Gespräch mit dem Magazin "Expresso" sagte der sozialistische Politiker, Portugal brauche eine Koalitionsregierung, in der auch die gegenwärtige konservative Opposition vertreten sei, um die Wirtschaftsprobleme anzupacken. Die Minderheitsregierung von Ministerpräsident José Sócrates hatte nur mit großen Anstrengungen einen Sparhaushalt für 2011 durch das Parlament gebracht.

Portugal gilt als das ärmste Land Westeuropas und leidet unter einer chronischen Wettbewerbsschwäche. Neben Griechenland, Irland, Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland zählt Portugal zu den am höchsten verschuldeten Ländern der Eurozone.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/DJ/rts

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