Wirtschaft

Anglo-Abwicklung stellt Märkte ruhig Irlands Beruhigungspille wirkt

Irland wird wohl nicht das nächste Griechenland. Denn die Finanzmärkte scheinen ihr Vertrauen in die Dubliner Regierung zurückzugewinnen. Die kündigt an, die angeschlagene Anglo Irish Bank "abzuwickeln" und bringt gleichzeitig kurzlaufende Anleihen am Kapitalmarkt unter - ohne Probleme.

Die "Beruhigungspille" der irischen Regierung - die Anglo Irish Bank abzuwickeln - wirkt bereits.

Die "Beruhigungspille" der irischen Regierung - die Anglo Irish Bank abzuwickeln - wirkt bereits.

(Foto: REUTERS)

Die Rechnung kommt - und zwar sehr bald: Die irische Regierung will noch in diesem Monat die Kosten für das Milliarden-Debakel um die verstaatliche Anglo Irish Bank vorlegen. Dann sollen Bürger und Märkte erfahren, was die Rettung des Instituts das von der Finanzkrise besonders hart getroffene Land insgesamt kosten wird. "Wir arbeiten alle gemeinsam daran, dass die endgültigen Zahlen vor Anfang Oktober stehen", sagte Finanzminister Brian Lenihan. Er äußerte sich zuversichtlich, dass die Investoren an den Finanzplätzen nun auch noch einige Wochen warten werden, bis vollständig Klarheit herrscht.

"Natürlich war das gestern nicht die Wunderwaffe, aber es ist ein wichtiger Schritt zur Vertrauensbildung", sagte Lenihan. Unter großem politischem Druck hatte der Minister die Notbremse bei Anglo Irish gezogen. Seine Pläne laufen am Ende auf eine Stilllegung des Instituts hinaus. "Ich bevorzuge das Wort 'Lösung', aber Sie können es auch eine Abwicklung nennen", sagte der Minister. Erreichen will er dies durch eine Aufspaltung des Geldhauses. Der eine Teil soll eine reine Einlagenbank sein - ohne jedes Kreditgeschäft - und als vom Staat geschützter Hort für die Spargelder der Kunden dienen.

Anglo Irish Bank: Hauptgrund für Irlands marode Staatsfinanzen

Anglo Irish Bank: Hauptgrund für Irlands marode Staatsfinanzen

(Foto: REUTERS)

Im anderen Teil sollen die verbliebenen Anglo-Immobilienkredite im Volumen von 38 Milliarden Euro untergebracht und dann sukzessive abgewickelt oder verkauft werden. Das soll nach Worten von Ministerpräsident Brian Cowen nicht mehr als 15 Jahre in Anspruch nehmen. Mit ihrer Entscheidung hatte die Regierung das Zukunftskonzept des Anglo-Managements verworfen. Dieses sah vor, die Bank auf einen Nischenanbieter im Kreditgeschäft gesundzuschrumpfen und die Immobilienkredite auf die staatseigene Bad Bank zur Abwicklung problembehafteter Vermögenswerte zu übertragen.

Schuldenkrise abgewendet?

Die Anglo Irish Bank wurde 2009 verstaatlicht, nachdem sie unter anderem der Zusammenbruch des Immobilienmarktes in Schieflage gebracht hatte. Seitdem ist sie ein Fass ohne Boden und brockte Irland im vergangenen Jahr das höchste Haushaltsdefizit in der EU ein. Viele Anleger befürchten, dass sich die Schwierigkeiten mit Anglo Irish zu einer Schuldenkrise des Landes auswachsen und Irland nach Griechenland der nächste Problemfall der Euro-Zone werden könnte. Diese Sorgen hatten zuletzt den Euro sowie auch andere europäische Staaten bei der Emission von Staatsanleihen belastet.

Beruhigungspille für die Märkte?

Trotz der wieder wachsenden Sorgen um die Verschuldung europäischer Länder hat Irland kurzlaufende Anleihen am Kapitalmarkt untergebracht. Zwar verkaufte die Regierung in Dublin weniger Anleihen als geplant, doch war das Interesse der Investoren weiter relativ hoch. Da zudem die Kurse an den Aktienbörsen ins Plus drehten, stieg die Risikobereitschaft der Investoren wieder etwas an. Entsprechend gaben die Kurse der Staatsanleihen auf breiter Front nach. Der in Europa richtungsweisende Bund-Future fiel bis zum frühen Nachmittag um 50 Ticks auf 130,75 Punkte. Die Renditen der dem Terminkontrakt zugrunde liegenden zehnjährigen Bundesanleihe stiegen auf 2,33 Prozent von 2,306 Prozent am Vorabend.

Irland verkaufte Staatspapiere im Gesamtvolumen von gut 400 Mio. Euro - und damit gerade so viel wie mindestens geplant. Das Land hatte ein Emissionsvolumen von bis zu 600 Mio. Euro angepeilt. "Irland hat aber glaubwürdig machen können, dass man das Geld nicht unbedingt braucht", erklärte Commerzbank-Analyst David Schnautz. "Daher zieht die Risikobereitschaft wieder an." Zudem waren die Anleihen in etwa so stark überzeichnet wie bei der letzten Auktion. "Das zeigt, dass das Interesse der Anleger an den Papieren grundsätzlich vorhanden ist", erläuterte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.

Euro wieder en vogue

Das Volumen für im Februar 2011 fällig werdenden Anleihen belief sich auf 150,1 Mio. Euro. Die durchschnittliche  Rendite betrug 1,925 (zuletzt 1,978) Prozent, und die Papiere waren 9,4-fach (zuvor 10,09) überzeichnet. Darüber hinaus verkaufte Irland Papiere im Volumen von 250 Mio. Euro mit einer Laufzeit bis April 2011 und zu einer Rendite von 2,19 (2,348) Prozent. Hier lag die Überzeichnung bei 5,4 nach zuvor 4,14.

Die Erleichterung über den Verkauf der irischen Anleihen machte auch den Euro wieder en vogue. Die Gemeinschaftswährung kletterte bis auf ein Tageshoch von 1,2725 Dollar, nachdem sie am Morgen noch bei 1,2665 Dollar gelegen hatte. Per saldo notierte der Euro damit auf dem New Yorker Mittwochsschluss.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen