Wirtschaft

Dreierrennen um IWF-Spitze Israels Zentralbankchef kandidiert

Stanley Fischer will sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen.

Stanley Fischer will sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen.

(Foto: REUTERS)

Aus dem Zweier- ist ein Dreierrennen geworden: Nach Frankreichs Finanzministerin Lagarde und dem mexikanischen Notenbankchef Carstens kandidiert nun auch der israelische Zentralbankchef Fischer für den IWF-Chefposten. Eine Entscheidung soll bis Ende Juni fallen.

Das Ringen um den Chefposten beim mächtigen Internationalen Währungsfonds (IWF) geht in die entscheidende Runde. Um die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn, der nach Vergewaltigungs-Vorwürfen zurückgetreten war, konkurriert ein Trio: Die französische Finanzministerin Christine Lagarde, der mexikanische Notenbankchef Agustín Carstens und der Gouverneur der israelischen Zentralbank, Stanley Fischer. Als Favoritin gilt Lagarde.

Fischer teilte in nahezu letzter Minute mit, dass er seine Kandidatur für den IWF-Chefposten eingereicht habe. Die Bewerbungsfrist war am Samstag abgelaufen. Ein Problem ist allerdings das Alter Fischers. Er ist 67 Jahre alt. Laut IWF-Statuten dürfen Kandidaten für das Amt des IWF-Chefs aber nicht älter als 65 sein. Dies bedeutet, dass der IWF vor einer Billigung der Kandidatur Fischers eine Entscheidung über eine Änderung der Statuten treffen oder aber seine Kandidatur ablehnen müsste.

"Einmalige Chance!"

Madame Lagarde gilt schon von Anfang an als Favoritin.

Madame Lagarde gilt schon von Anfang an als Favoritin.

(Foto: dpa)

Fischer sprach mit Blick auf seine Kandidatur von einer "außergewöhnlichen" Gelegenheit. "Nach langem inneren Ringen habe ich mich entschieden, die Gelegenheit zu ergreifen - obwohl es ein komplizierter Prozess ist und ungeachtet der möglichen Hindernisse." Fischer war vor seiner Zeit als israelischer Zentralbankchef auch sieben Jahre lang stellvertretender IWF-Chef. "Wegen dieser besonderen Erfahrung habe ich mich entschieden, zu kandidieren, und ich glaube, dass ich dem IWF, einer zentralen Einrichtung für die Weltwirtschaft, sowie der globalen Wirtschaft in einer Zeit nach der Krise viel beitragen kann." Israels Finanzminister Juval Steinitz bestätigte die Kandidatur und lobte Stanley Fischer für seine Arbeit bei der israelischen Zentralbank: "In den sechs Jahren seiner Amtszeit ist er ein Trumpf für die israelische Wirtschaft gewesen."

Als klare Favoritin auf den IWF-Chefposten aber gilt die Französin Lagarde. Viele meinen, dass hinter den Kulissen die Würfel schon zu ihren Gunsten gefallen sind. Allerdings wird ihre Bewerbung von einer juristischen Unsicherheit überschattet: Die französische Justiz vertagte am Freitag die Entscheidung, ob sie Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs gegen die 55-Jährige einleitet, auf den 8. Juli.

Der IWF-Verwaltungsrat will bis zum 30. Juni über den künftigen Geschäftsführenden Direktor der UN-Sonderorganisation entschieden haben. Die Unterstützung der Europäer für Lagardes Bewerbung gilt als sicher, auch die Länder Afrikas stehen offenbar mittlerweile geschlossen hinter der Französin. Dagegen hielten sich bislang vor allem Indien und China zurück. Die USA als größter Anteilseigner hatten sich bis zuletzt nicht dazu geäußert, wen sie bevorzugen. Nach bisheriger Tradition wird der IWF von einem Europäer geführt, die Weltbank als Schwesterorganisation dagegen von einem US-Amerikaner. Gegen diese Regelung gibt es aber zunehmend Kritik aus den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika.

Carstens kämpft noch

Doch der Mexikaner Agustín Carstens gibt sich noch nicht geschlagen.

Doch der Mexikaner Agustín Carstens gibt sich noch nicht geschlagen.

(Foto: Blair Gable)

Zwei weitere mögliche Bewerber sind bereits aus dem Rennen ausgestiegen. Der kasachische Zentralbankchef Grigori Marschenko begründete seinen Schritt im US-Nachrichtensender CNN damit, dass ein Sieg Lagardes "mehr oder weniger eindeutig" sei. Zuvor hatte bereits der frühere südafrikanische Finanzminister Trevor Manuel seinen Verzicht erklärt.

Der mexikanische Notenbankchef Agustín Carstens warb zuletzt in Indien um Unterstützung. Carstens forderte erneut, dass das Amt des IWF-Chefs an den am besten geeigneten Kandidaten gehen müsse. "Ich habe meine Zeugnisse präsentiert, die internationale Gemeinschaft kennt mich und ich denke, ich habe die Fähigkeit, an der Spitze des Fonds zu stehen", sagte er. Allerdings konnte Carstens bisher ebenso wenig wie Lagarde die Unterstützung der wichtigsten Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China für sich gewinnen.

Schwierige Zeiten für den IWF

Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle. Zusammen mit den Europäern schnürte der IWF Milliarden-Rettungspakete für die Schuldensünder Griechenland, Irland und Portugal. Außerdem entsendet er Teams in Schuldnerländer, die deren Fortschritte überprüfen.

Der ehemalige IWF-Chef Strauss-Kahn steht im Verdacht, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel sexuell attackiert zu haben und war deshalb zurückgetreten. Auf den Franzosen kommt ein Gerichtsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung zu.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/AFP

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