Wirtschaft

Fast acht Prozent Zinsen Italien-Bonds finden Abnehmer

Italien zahl fast acht Prozent Zinsen.

Italien zahl fast acht Prozent Zinsen.

(Foto: dpa)

Das hoch verschuldete Euro-Land Italien muss für eine weitere Geldspritze vom Kapitalmarkt so viel Zinsen zahlen wie noch nie seit Einführung des Euro. Die Nachfrage nach neuen Staatsanleihen ist dafür aber robust. Der an den Märkten gefürchtete "Käuferstreik" bleibt aus.

Italien hat heute Staatsanleihen (BTP) verschiedener Laufzeiten im Gesamtvolumen von 7,499 Mrd. Euro verkauft und damit das angestrebte Volumen fast vollständig ausgeschöpft. Um die Anleihen am Markt unterzubringen, musste das italienische Schatzamt die bisher höchsten Zinsen seit Einführung des Euro bieten.

Mit drei Auktionen nahm der italienische Staat insgesamt 7,5 Mrd. Euro auf. Geplant war eine Summe von 5,5 bis 8,0 Mrd. Euro. Die neuen Papiere laufen bis 2014, 2020 und 2022. Bei der dreijährigen Anleihe stieg die Rendite von 4,93 Prozent, die bei einer vergleichbaren Auktion Ende Oktober erzielt wurde, stark auf 7,89 Prozent. Die Nachfrage war jedoch stärker als im Oktober.

Ähnlich war die Entwicklung bei den anderen beiden Anleihen: Bei dem Papier mit Fälligkeit im Jahr 2020 stieg die Rendite von 5,47 Prozent Mitte September auf 7,28 Prozent. Bei der Anleihe mit Laufzeit bis 2022 lag sie bei 7,56 Prozent, nach 6,06 Prozent Ende Oktober. Auch bei diesen Auktionen war die Nachfrage robust und stärker als bei vorhergehenden Auktionen.

Misstrauen der Investoren

Das hohe Zinsniveau weckte Befürchtungen, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone sich womöglich bald nicht mehr zu tragbaren Konditionen refinanzieren kann. Beobachter sehen aber auch die Chance, dass der Druck auf die Politik steigt, die hohe Verschuldung entschiedener zu bekämpfen. Kurzfristig dürfte das Land die hohen Zinsen zwar bewältigen können, längerfristig dürfte es aber Schwierigkeiten haben, seine Schulden zu bedienen.

 Das Interesse der Auktion war lebhaft, aber nicht überwältigend. Der Bund-Future gab in Reaktion darauf etwas nach. Gleichzeitig kamen auch die Renditen italienischer Staatsanleihen etwas zurück. Die Rendite zweijähriger Titel sank unter die psychologisch wichtige Marke von 7 Prozent.

"Ein Land verliert die Kontrolle"

Der Umstand, dass die Rendite der kürzeren Laufzeit bei der Auktion höher war als die der länger laufenden Titel zeugt davon, dass die Anleger sich mehr Sorgen um die nahe Zukunft machen als um die langfristige Entwicklung. Diese Inversion der Zinsstrukturkurve verzeichneten auch Griechenland, Irland und Portugal, ehe sich Finanzhilfe in Anspruch nehmen mussten. Beobachter äußerten sich daher skeptisch.

Italien sei nicht in der Lage, seine Refinanzierungskosten auf ein verkraftbares Niveau zu senken, sagte Jeffrey Sica von SICA Wealth Management. Das Land habe die Kontrolle verloren, seine Zukunft hänge nun von der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie Deutschland und Frankreich ab.

Euroland am Limit

Bislang hat die EZB am Sekundärmarkt italienische Anleihen gekauft und damit die Renditen etwas gedrückt. Gleichwohl hat sich die Zentralbank bislang geweigert, Anleihen in großem Umfang zu kaufen, was einigen Beobachtern als ein möglicher Weg gilt, die Liquidität Italiens zu sichern. Sollte Italien scheitern, könnte das das Ende der Eurozone in ihrer gegenwärtigen Form bedeuten. Wenn das Land sich nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren könnte, würden auch die Hilfsmöglichkeiten der Eurozone an ihre Grenzen stoßen.

Mit der Auktion stockte Italien BTP mit Fälligkeiten im September 2020 und im März 2022 auf. Bei der im November 2014 fälligen Anleihe handelt es sich um eine Neuemission. Nachfolgend die Einzelheiten der Auktion.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen