Argentinien wankt Italien finanziert sich billig wie nie
30.07.2014, 13:50 Uhr
Rom kommt billig an frisches Geld - Anleihen der Eurozone sind weiter gefragt.
(Foto: REUTERS)
Die Nachfrage nach Anleihen aus dem Euroraum bleibt ungebrochen. Davon profitiert nun Italien. Das Land muss Anlegern so wenig bieten wie noch nie. Von ihrem Refordtief entfernen sich derweil Bundesanleihen. Eigentliches Thema ist aber Argentinien.
Italien profitiert wenig überraschend vom allgemein regen Interesse an Staatsanleihen. Bei der Aufstockungsauktion fünf- und zehnjähriger Schuldtitel am Mittwoch kam das Land so billig wie nie zuvor an Geld. End wird es derweil für Argentinien. Noch im Tagesverlauf droht die faktischen Pleite.
Die Rendite der fünfjährigen konventionellen italienischen Staatsanleihe betrug nur noch 1,2 Prozent. Bei der Auktion gleichlaufender Papiere im vergangenen Monat musste Italien noch 1,35 Prozent bieten. Für die zehnjährige Anleihe waren noch 2,60 Prozent fällig. Im Juni waren es 2,81 Prozent gewesen. Daneben verkaufte Italien noch eine variabel verzinsliche fünfjährige Anleihe, deren Zins sich am Sechs-Monats-Euribor orientiert. Mit insgesamt sieben Milliarden Euro lag das Platzierungsvolumen am oberen Ende der geplanten Spanne.
Gemessen an der Zeichnungsquote war die Nachfrage nach den italienischen Anleihen etwa so hoch wie im vergangenen Monat. Dazu trug auch der Umstand bei, dass an den kommenden beiden Tagen Zinszahlungen auf spanische und italienische Anleihen fällig sind und auch Schuldtitel zurückgezahlt werden. Nishay Patel von der UBS schätzt, dass Italien am 1. August 8,4 Milliarden Euro an Zinsen zahlt und Anleihen für 27 Milliarden Euro zurückzahlt.
Bundesanleihen verlassen Rekordtief
Auf die heutige Auktion folgt eine längere Pause. Italien hat seine für August geplanten Emissionen abgesagt. Eigentlich sollte Mitte August eine Auktion von Staatsanleihen stattfinden. Ende August sollte eine inflationsindexierte Anleihe angeboten werden.
Dagegen geben Bundesanleihen nach dem Rekordhoch vom Vortag leicht nach. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war am Dienstag auf das Rekordtief von 1,11 Prozent gefallen. Am Mittag rentieren die Papiere mit 1,12 Prozent. "Die erhöhte Risikoaversion infolge der politischen und militärischen Konflikte in Gaza und der Ostukraine sowie die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland haben die zehnjährige Bundrendite auf ein Allzeittief getrieben", kommentiert die Helaba.
Argentinien läuft die Zeit weg
Derweil droht den Märkten im Schatten neuer Sanktionen gegen Russland und Konjunkturdaten aus den USA Ungemach aus ganz anderer Richtung: Sollte es im Tagesverlauf nicht zu einer Einigung zwischen dem südamerikanischen Land und seinen Gläubigern kommen, droht Argentinien noch am Mittwoch die Pleite. Der argentinische Wirtschaftsminister befindet sich aktuell zu Verhandlungen in New York.
Entsprechend turbulent geht es bei argentinischen Anleihen zu: Zweijährige Papiere rentierten in den vergangenen Tage zwischen vier und mehr als zehn Prozent, sind also enormen Kursschwankungen ausgesetzt. Nach Einschätzung des Brokers IG wird ein Zahlungsausfall Argentiniens immer wahrscheinlicher. "Ob ein Ausfall die Kreditmärkte belastet und zu Risikoaversion in anderen Vermögensklassen führt, bleibt abzuwarten", heißt es.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ