Wirtschaft

Zitterpartie am Kapitalmarkt Italien muss hohe Zinsen bieten

Blick auf den Petersdom.

Blick auf den Petersdom.

(Foto: REUTERS)

Im Schatten der Bundestagsentscheidung zum erweiterten Rettungsschirm EFSF wagt sich Italien mit neuen Anleihen an die Märkte. Die Auktion verläuft glimpflich, doch billiger werden die neuen Schulden für Italien nicht. Rom muss rekordhohe Zinsen zahlen.

Das schuldenbeladene Euro-Mitglied Italien hat frisches Kapital am Anleihemarkt zu vergleichsweise ungünstigen Konditionen aufnehmen müssen.

Bekommt Kredit: Silvio Berlusconi.

Bekommt Kredit: Silvio Berlusconi.

(Foto: AP)

Bei der ersten Auktion von zehnjährigen Staatsanleihen nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur S&P mussten Investoren mit einem durchschnittlichen Zins von 5,86 Prozent gelockt werden, teilte das Finanzministerium mit. Noch nie seit Einführung des Euro waren die Kosten des Landes für frisches Geld so hoch. Zum Vergleich: Deutschland zahlte vergangene Woche mit 1,80 Prozent einen Zins, der so niedrig war wie nie zuvor.

In der aktuellen Auktion von italienischen Staatsanleihen unterschiedlicher Laufzeiten belief sich das Kreditvolumen auf insgesamt 7,9 Mrd. Euro, hieß es aus Rom. Der Auktionstermin hatte sich nur zufällig mit der entscheidenden Abstimmung über den erweiterten Euro-Rettungsschirm EFSF im deutschen Bundestag überschnitten.

Die kurzfristigen Anleihen mit einer Laufzeit bis ins Jahr 2014 brachten 3,14 Mrd. Euro ein. Die Rendite lag bei 4,68 Prozent. Bei der letzten vergleichbaren Auktion am 30. August hatte sie bei lediglich 3,87 Prozent gelegen. Italien muss damit seinen Gläubigern deutlich mehr Anreize bieten, um an frisches Fremdkapital aufnehmen zu können. Die Auktion war 1,36-fach überzeichnet. Der Andrang war also ausreichend, aber auch nicht gerade übermäßig stark. Immerhin fiel das Interesse lebhafter aus als bei der vorangegangenen Versteigerung im August, blieb aber unter dem langfristigen Durchschnitt.

"Das sorgt für Tränen"

Die länger laufende Anleihe mit Laufzeit bis ins Jahr 2022 spülte 2,47 Mrd. Euro in die römische Staatskasse. Die Rendite kletterte von 5,22 Prozent (30. August) auf die bereits erwähnten 5,86 Prozent. Für die längerfristige Bindung an das finanzielle Schicksal Italiens erwartete der Markt damit eine kräftig gestiegene Verzinsung. Ab einer Schwelle von etwa 6 Prozent gelten Anleihenzinsen in der Staatsfinanzierung als langfristig nicht mehr tragbar.

"Dieses Zinsniveau sorgt für Tränen", kommentierte Commerzbank-Analyst David Schnautz die Lage. Anleger verlangten einen erheblichen Risikoaufschlag. Italien weist nach Griechenland den zweithöchsten Schuldenstand aller 17 Euro-Länder auf. Eine weitere zur Auktion stehende Anleihe mit einer flexiblen Verzinsung bis zum Jahr 2015 über insgesamt 926 Mio. Euro wurde mit einer Rendite von 5,63 Prozent aufgenommen.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte die Kreditwürdigkeit Italiens vor wenigen Tagen überraschend um eine Notenstufe auf "A" gesenkt und den Schritt mit hohen Schulden, langsamem Wachstum sowie der fragilen Regierung begründet. Die Analysten warnten zudem vor weiteren Herabstufungen: Ihren Ausblick für Italien beließen sie auf der Einstufung "negativ".

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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