EZB sorgt für Ruhe am Bondmarkt Italien tankt teures Geld
10.11.2011, 12:09 Uhr
Wie lange kann sich Italien noch mit dem Geld vom Finanzmarkt refinanzieren?
(Foto: REUTERS)
Die gute Nachricht ist: Italien findet immer noch Käufer für seine Anleihen. Die schlechte: Das schuldengeplagte Land muss für seine Bonds wieder deutlich höhere Renditen zahlen. Nach der panikartigen Flucht aus Italien-Bonds am Vortag entspannt sich die Lage aber etwas. Angeblich hat die EZB wieder am italienischen Bondmarkt eingekauft.
Der italienische Anleihemarkt wird an den Finanzmärkten weiterhin mit Argusaugen beobachtet. Die jüngste Anleihe-Auktion sorgt dabei zunächst einmal für Entspannung. Das Land brachte Anleihen mit einjähriger Laufzeit im Wert von fünf Mrd. Euro am Markt unter. Allerdings wird es für Italien zusehends teurer, sich mit dem dringend notwendigen Geld zu versorgen. Die durchschnittliche Rendite lag bei knapp 6,1 Prozent.
EZB mischt mit
Gegenüber der jüngsten Auktion gleicher Papiere am 11. Oktober bedeuten 6,087 Prozent einen deutlichen Anstieg der Renditen. Nach der Flucht aus Italien-Anleihen am Vortag hatten einige Händler allerdings auch noch ungünstigere Renditeaufschläge bis über die Sieben-Prozent-Marke nicht ausgeschlossen. Vor einem Monat lag die Durchschnittsrendite noch bei 3,570 Prozent. Am Vortag waren die Renditen italienischer Anleihen über fast sämtliche Laufzeiten auf über sieben Prozent gestiegen. Mittlerweile sehen viele Beobachter in den Refinanzierungsmöglichkeiten Italien einen Gradmesser für Zukunft der gesamten Eurozone.
Auf Dauer seien diese Konditionen vollkommen inakzeptabel, sagte ein Händler. Die Auktion profitierte angeblich auch von Spekulationen über Stützungsmaßnahmen durch die EZB. Wie ein Londoner Händler sagte, griff die EZB beherzt bei italienischen Staatsanleihen zu. Die Rendite italienischer Papiere seien im Zuge dieser Käufe etwas zurückgekommen, hieß es.
Lage entspannt sich
Die Rendite richtungsweisender zehnjähriger Staatsanleihen sank am Donnerstagvormittag kräftig unter die stark beachtete Marke von sieben Prozent. Zuletzt rentierten zehnjährige Titel mit 6,925 Prozent, nachdem sie am Mittwoch auf einen Rekordwert bei 7,45 Prozent gestiegen waren.
In den kürzeren Laufzeiten von zwei und fünf Jahren gaben die Renditen noch stärker nach. Dort waren sie am Mittwoch aber auch noch kräftiger als im zehnjährigen Bereich geklettert. Hohe Renditen für Staatsanleihen gelten als Signal eines großen Misstrauens der Investoren und stellen eine starke Belastung für den Staatshaushalt dar.
Italien bastelt an Übergangsregierung
Händler begründeten die Entwicklung auch mit einer Gegenbewegung zum Vortagessprung. Außerdem würden die Meldungen aus der italienischen Politik positiv aufgenommen. Neuwahlen in Italien scheinen nach den jüngsten Meldungen immer unwahrscheinlicher zu werden. Vielmehr deutet sich die Bildung einer Übergangsregierung an, möglicherweise unter Leitung des ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti, wie italienische Medien berichten.
Die Experten der Deutschen Bank lenken den Blick unterdessen bereits auf den kommenden Montag, wenn im Volumen von drei Mrd. Euro Papiere mit einer Laufzeit von fünf Jahren angeboten werden. Dabei sei es sehr fraglich, ob die Auktion ohne vorhergehende Interventionen oder andere Ereignisse zu einem "vernünftigen Preis" über die Bühne gehen könne. Zinsexperten gehen davon aus, dass neben der EZB, die mit ihren Käufen die Euro-Krisenstaaten stützt nur noch nur noch hochspekulative Anleger wie Hedgefonds am Markt unterwegs sind.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts