Düstere Wolken am Wirtschaftshimmel Pessimisten bedrängen EZB
29.04.2013, 12:07 Uhr
Die Wirtschaft in der Eurozone kann von einem Frühlingserwachen nur träumen. Die Aussichten verschlechtern sich deutlich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am 2. Mai ist es so weit: Wenn es nach den Marktexperten geht, muss und wird die Europäische Zentralbank den Leitzins senken. Zu groß sind die Probleme der Eurozonen-Wirtschaft. Vor allem in den südeuropäischen Ländern trübt sich die Stimmung immer weiter ein. Das dürfte auch Spuren bei Deutschlands Unternehmen hinterlassen.
Überraschend deutlich hat sich das Wirtschaftsklima in der rezessionsgeplagten Eurozone eingetrübt. Das entsprechende Umfragebarometer für die 17 Staaten der Währungsunion rutschte im April um 1,5 auf 88,6 Zähler ab, wie die EU-Kommission mitteilte. Es war bereits der zweite Rückgang in Folge. Ökonomen hatten lediglich ein Minus auf 89,3 Zähler erwartet.
Die Daten könnten der Europäischen Zentralbank (EZB) weitere Argumente an die Hand geben, den Leitzins zu senken und damit der darniederliegenden Wirtschaft in der Währungszone neue Impulse zu verleihen. Die meisten von Experten erwarten, dass die Währungshüter am Donnerstag den Schlüsselzins um einen Viertel Prozentpunkt auf das Rekordtief von 0,5 Prozent kappen werden.
Deutschland muss aufpassen
Handelspräsident Anton Börner befürchtet zudem eine weitere Verschärfung der Rezession in Südeuropa, die auch an Deutschland nicht spurlos vorübergehen wird. Wesentlicher Grund für seine weniger optimistische Zukunftsprognose für Deutschland sei, "dass der Süden Europas nicht aus der Rezession herauskommt, sondern sich das noch deutlich verschärfen wird", sagte Börner.
Einen Abwertungswettlauf in der Welt zwischen den großen Währungen ausgehend von der ultra-expansiven Geld- und Finanzpolitik in Japan erwartet Börner nicht. "Wenn die USA einigermaßen vernünftig reagieren, ist die Gefahr eines Abwertungswettlaufs überschaubar", sagte er. "Solange die USA positive Aussichten haben ... denke ich, dass das noch nicht kurzfristig auf der Agenda steht". Der USA sagte Börner ein wirtschaftliches Comeback großen Ausmaßes voraus. Das habe insbesondere auch mit den verbesserten Aussichten im Energiebereich und ihrer Reindustrialisierung zu tun.
Italiens Industrie mosert
Börners Einschätzung befeuern auch neue Daten zur Stimmung in der italienischen Industrie. Diese waren im April auf den tiefsten Stand seit August gefallen: Der Geschäftsklimaindex sackte auf 87,6 Punkte von revidiert 88,6 Zählern im März, wie das Statistikamt mitteilte. Analysten hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet.
Die Firmen berichteten von einer schlechteren Auftragslage und schätzten die Aussichten für die Produktion ungünstiger ein. Das neue Barometer für die gesamte Wirtschaft, das Daten von Industrie, Einzelhandel, Bau und Dienstleistern zusammenfasst, fiel noch deutlicher um 3,9 auf 74,6 Punkte.
Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone steckt derzeit tief in der Rezession. Konjunkturell ist es die längste Durststrecke seit rund 20 Jahren. Der Internationale Währungsfonds sagt Italien für 2013 ein Schrumpfen der Wirtschaft um 1,5 Prozent voraus.
Zudem hatte es nach der Parlamentswahl Ende Februar bis zuletzt eine Patt-Situation zwischen den einzelnen politischen Lagern gegeben. Nun soll ein Bündnis aus mehreren Parteien das Land aus der Krise führen. Die neue Regierung unter dem Mitte-Links-Politiker Enrico Letta steht vor ihrer ersten Belastungsprobe. Am Montagnachmittag stellt sich Letta einer Vertrauensabstimmung im Parlament.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ