Milliardengewinn mit Paukenschlag JP Morgan trotzt der Krise
14.07.2011, 16:19 UhrDie führende US-Großbank JP Morgan Chase übersteht die Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa und den Vereinigten Staaten bis dato besser als erwartet. Die Wall-Street-Größe schreibt entgegen aller Unkenrufe einen Megagewinn. Das sorgt in der gesamten Bankenwelt für Erleichterung.
JP Morgan Chase hat die Berichtssaison der US-Banken mit einem Paukenschlag eröffnet. Obwohl die heimische Wirtschaft noch immer nicht auf die Beine kommt und die europäische Schuldenkrise weltweit die Handelsaktivitäten bremst, wies Konzernchef Jamie Dimon für das zweite Quartal steigende Einnahmen aus und übertraf damit alle Erwartungen. Unter dem Strich verdiente JP Morgan dank seiner breiten Aufstellung 5,4 Mrd. Dollar und damit 13 Prozent mehr als vor einem Jahr.
An der Wall Street wurde die Bank gefeiert. Die JP-Morgan-Aktie legte im frühen Handel über drei Prozent zu und zog auch andere Finanzwerte mit. Viele Börsianer hatten den Quartalszahlen der großen US-Banken zuletzt mit Sorge entgegen gesehen, weil sie echte Wachstumsimpulse vermissten. Nun herrschte allgemeines Erstaunen: "Mit einem Wort: Wow!", sagte Bankenexperte Michael Holland vom Investmenthaus Holland & Co. "Das ist das elfte Quartal in Folge, dass das Haus die Erwartungen toppt. Damit hängt die Latte für den Rest der Branche hoch." Richard Bove, Bankenanalyst bei Rochdale Securities sprach von einem phänomenalen Ergebnis.
Die Spannung steigt damit vor den Quartalsbilanzen der Rivalen. Die Citigroup folgt am Freitag, Goldman Sachs und Bank of America am kommenden Dienstag. Vor allem die Entwicklung im Investmentbanking dürfte Aufschluss darüber geben, wie es der Deutschen Bank im abgelaufenen Vierteljahr erging. Der deutsche Branchenprimus legt seinen Zwischenbericht am 26. Juli vor.
Investmentbanking kein bisschen müde
JP Morgan Chase verdiente allein in der Investmentbank 2,1 Mrd. Dollar. Das war deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum, doch an das starke Auftaktquartal 2011 reichte die Bank damit nicht heran. Dem Geldhaus kam einmal mehr sein starkes Standbein im klassischen Kredit- und Privatkundengeschäft zugute.
Die Einnahmen im Konzern legten um sieben Prozent auf 27,4 Mrd. Dollar zu. Dabei profitierte JP Morgan erneut von einer geringeren Risikovorsorge für faule Kredite, zudem musste dieses Mal in Großbritannien keine Steuer für Banker-Boni bezahlt werden. Auch ohne diese Sondereffekte lief es für JP Morgan besser, denn die Bank reichte im Vergleich zum Vorquartal wieder mehr Kredite aus und stockte die Belegschaft auf - Signale für echtes Neugeschäft.
Reizthema Hypotheken
Sorgenkind bleibt der Hypothekenbereich, wie Bankchef Dimon einräumte. Auch wenn es hier weniger Ausfälle gebe, müsse sich die Bank noch auf weitere Kosten einstellen. "Wir arbeiten hart daran, unsere Probleme zu lösen und die Fehler aus der Vergangenheit zu beheben", sagte er. "Leider wird das aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen." JP Morgan ist eine der Banken, die wegen umstrittener Zwangsräumungen ins Visier der US-Behörden geraten sind. Außerdem verkaufte das Geldhaus in den Boomzeiten toxische Hypothekenpapiere an Investoren, die sich nun wegen der Verluste betrogen fühlen. JP Morgan stellt sich nach eigenen Angaben darauf ein, Papiere im Volumen von 3,6 Mrd. Dollar zurücknehmen zu müssen.
Die europäische Schuldenkrise sieht Dimon relativ gelassen. Die Bank habe rund 15 Mrd. Dollar in europäischen Schuldenstaaten stecken und ihr Engagement auch nicht dramatisch reduziert, sagte er. Im schlimmsten Fall entstehe hier ein Verlust von 3,5 Mrd. Dollar. Davon gehe er aber nicht aus.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts