Rechtsstreitigkeiten reißen weniger Löcher als erwartet JP Morgan verdient unterm Strich Geld
14.01.2014, 15:16 Uhr
Die US-Großbank JP Morgan öffnet als erstes großes Geldinstitut seine Bücher.
(Foto: REUTERS)
Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten hinterlassen erwartungsgemäß tiefe Spuren in der Viertquartalsbilanz der US-Bank JP Morgan. Anleger strafen die Aktie dafür auch vorbörslich ab. Die große Überraschung ist aber: Die Bank schreibt schwarze Zahlen.
Die Investmentbank JP Morgan muss sich unterm Strich im vierten Quartal wieder mit deutlich weniger Gewinn begnügen. Ausgaben für die jüngsten Rechtsstreitigkeiten, unter anderem der Streit um die Machenschaften des inzwischen verurteilten Finanzbetrügers Bernard Madoff, haben das Ergebnis der ehemaligen Madoff-Hausbank erwartungsgemäß geschmälert. Der Nettogewinn sank auf Jahresbasis um gut 7 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar.
Je Aktie verdiente JP Morgan 1,30 Dollar und damit 9 Cent weniger als im Vorjahr. Allein die Rechtskosten schrumpften den Gewinn um 27 Cents. Die Einnahmen gingen leicht auf 24,1 von 24,4 Milliarden US-Dollar zurück.
Im vorbörslichen US-Handel reagiert die JP Morgan-Aktie mit einem Minus von 1 Prozent auf die Quartalszahlen. CEO Jamie Dimon erklärte in einer schriftlichen Mitteilung, es sei im "besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre", Verantwortung zu übernehmen und diese Streitigkeiten beizulegen, um wieder nach vorne zu schauen.
Keine roten Zahlen mehr im vierten Quartal
Die nach Assets größte Bank der USA steht immer noch vor einem Berg ungelöster rechtlicher Probleme. Dennoch steht das Finanzinstitut im Vergleich zum Vorquartal bereits deutlich besser da. Trotz diverser Skandale sind die Kosten für juristische Fälle dieses Mal um netto 1,1 Milliarden Dollar gesunken. Im dritten Quartal war JP Morgan erstmals seit 2004 - vor allem wegen der hohen Sonderlasten - in die Verlustzone gerutscht.
Ungeachtet der hohen Kosten für die Rechtsstreitigkeiten wächst die Bank operativ. Bei den Einlagen verzeichnete sie ein Plus von 8 Prozent, die Kreditkartenumsätze stiegen um 11 Prozent und bei Geschäftskrediten gab es eine Zunahme um 8 Prozent. In den vergangenen drei Monaten, seit der Vorlage des Drittquartalsberichts, hat die Aktie zudem um rund 10 Prozent zugelegt.
Auf das Ergebnis drückten aber unter anderem noch Strafzahlungen, um einen Schlussstrich unter den Fall um den Finanzbetrüger Bernard Madoff zu ziehen.
Entschädigung von Madoff-Opfern
JP Morgan zahlt insgesamt 2,6 Milliarden Dollar an die Regierung und Opfer ihres ehemaligen Kunden, der mit einem über Jahrzehnte betriebenen Schneeballsystem Tausende Anleger um viele Milliarden Dollar prellte. Die Vergleichssumme gilt als die größte derartige Strafe, die eine Bank bisher wegen Verstößen gegen Geldwäsche-Gesetze zahlen musste. Das Geldhaus räumte vergangene Woche ein, bei Madoff zwar Verdacht geschöpft, aber nicht Alarm geschlagen zu haben. Der Finanzmakler flog Ende 2008 auf und wurde im Jahr darauf zu einer Haftstrafe von 150 Jahren verurteilt.
Ein Teil der Strafzahlungen war noch nicht durch Rücklagen der Bank abgedeckt. Im Gesamtjahr hat JP Morgan fast 20 Milliarden Dollar zugesagt, um problematische Geschäfte aus der Vergangenheit wieder gutzumachen. "Es war im Interesse unseres Instituts und der Aktionäre, zu dieser Verantwortung zu stehen, die Fälle zu lösen und nach vorne zu blicken", erklärte Bank-Chef Dimon, der wegen der Skandale auch persönlich unter Druck steht.
JP Morgan ist die erste große US-Bank, die ihre Quartalsbilanz vorlegt. Citigroup, Bank of America und Goldman Sachs folgen noch diese Woche.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts