Wirtschaft

Stühlerücken bei der Deutschen Bank Jain und Fitschen steuern um

Jürgen Fitschen, der deutsche Teile des Führungsduos.

Jürgen Fitschen, der deutsche Teile des Führungsduos.

(Foto: REUTERS)

Die Deutsche Bank rüstet sich für eine Zukunft unter neuer Führung. Das Duo Jain und Fitschen stellt schon vor dem Abschied von Bankchef Ackermann die Weichen. Der Neuanfang fällt jedoch holpriger aus als erwartet. Die Finanzaufsicht grätscht dazwischen. Schäuble will nichts damit zu tun haben.

Mit dem Ende der Ära Ackermann soll das "Silodenken" enden.

Mit dem Ende der Ära Ackermann soll das "Silodenken" enden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank baut ihren Vorstand radikal um: Der Aufsichtsrat des Frankfurter Dax-Konzerns hat ein umfangreiches Personalpaket im Rahmen einer Sitzung kurz vor dem Wochenende gebilligt. Allerdings sieht der Plan nach etwas anders aus als ursprünglich gedacht.

Der für den Posten des Risikovorstands vom künftigen Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen favorisierte Amerikaner William Broeksmit fiel bei den Bankenaufsehern durch. Die Aufseher meldeten Kreisen zufolge Bedenken hinsichtlich der Eignung Broeksmits an. Die Aufseher hielten den Jain-Vertrauten Broeksmit dem Vernehmen nach unter anderem deswegen für ungeeignet, weil er bislang kein größeres Team geleitet hat. Broeksmit habe zudem das Geschäft mit außerbörslich gehandelten Derivaten in Europa aufgebaut, berichtete der "Spiegel". Damit habe Broeksmit seine Meriten genau mit jener Kategorie von Wertpapieren aufgebaut, der eine zentrale Rolle an der Finanzkrise zugeschrieben wird.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wies den Vorwurf der Einflussnahme seines Hauses auf die Bafin-Entscheidung weit von sich. "Die Bankenaufsicht mischt sich nicht massiv in die Personalpläne von Finanzinstituten ein, sondern macht, was ihre gesetzliche Verpflichtung ist", sagte Schäuble. "Wenn die Bafin zu der Überzeugung kommt, dass das im Einzelfall nicht gegeben ist, tut sie das in eigener Verantwortung." Daher sollte der Aufsichtsrat der Bank statt seiner, so hieß es in den Berichten weiter, den Schotten Stuart Lewis küren.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 29,87

Nach der Aufsichtsratssitzung steht nun fest: Lewis übernimmt künftig die Verantwortung für das Ressort Risiko der Deutschen Bank. Der 46-Jährige arbeitete bisher als Stellvertreter des scheidenden Risikochefs Hugo Bänziger.

Der zehn Jahre ältere Bänziger verlässt zusammen mit Personalvorstand Hermann-Josef Lamberti (ebenfalls 56) das Institut am 31. Mai 2012 vorzeitig, wie die Bank mitteilte. Unbestätigten Medienberichten zufolge erhalten die als Vertraute von Noch-Konzernchef Josef Ackermann geltenden Bänziger und Lamberti jeweils eine Abfindung im hohen einstelligen Millionenbereich.

Im Gegenzug werden zum 1. Juni 2012 drei langjährige Manager des Instituts in den Vorstand berufen: Für Personal, Recht und das Europageschäft ist künftig der Investmentbanker Stephan Leithner (45) zuständig, das operative Geschäft und die IT verantwortet dann der Jain-Vertraute Henry Ritchotte (48).

Abschied vom "Silodenken"

Mit den Personalien schafft das ab Juni amtierende Führungsduo Jain und Fitschen zweieinhalb Monate vor Ackermanns Abschied Fakten. Der Schweizer zieht sich mit der Hauptversammlung am 31. Mai nach zehn Jahren an der Spitze des Konzerns aus der Deutschen Bank zurück. Der 64-jährige kehrt in seine Heimat zurück: Als Verwaltungsratschef des Schweizer Finanz- und Versicherungskonzerns Zurich.

Muss es ohne Broeksmit machen: Anshu Jain.

Muss es ohne Broeksmit machen: Anshu Jain.

(Foto: dpa)

Bei der Deutschen Bank sind die neuen Gesichter Medienberichten zufolge zugleich Ausdruck einer neuen Strategie: Neben den bisherigen Sparten Investmentbanking und Privatkunden sollen demnach zwei weitere Geschäftsfelder rücken: der internationale Zahlungsverkehr und die Vermögensverwaltung. Die neue Führung erhofft sich von der neuen Aufstellung dem Vernehmen nach einen Abschied vom "Silodenken".

Kritiker hatten nach Bekanntwerden der Pläne vor zehn Tagen die Befürchtung geäußert, das Investmentbanking könnte wieder zu großes Gewicht bei Deutschlands größter Bank bekommen - nachdem Ackermann mit Milliardeninvestitionen das Privatkundengeschäft zu einer zweiten stabilen Säule ausgebaut hatte. Im Investmentbanking verdient der Konzern unter anderem mit der Beratung bei Fusionen und dem Anleihegeschäft sein Geld.

Neuzugänge von Siemens und Haniel

Auf das Führungsduo Jain (49), oberster Investmentbanker des Instituts, und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen (63) hatte sich die Deutsche Bank bereits im vergangenen Sommer geeinigt - nach wochenlangen Querelen.

Ursprünglich war damals auch geplant, dass Ackermann direkt den Aufsichtsratsvorsitz des Dax-Konzerns übernimmt. Doch der Schweizer machte einen Rückzieher. Nun soll ab diesem Juni Paul Achleitner, derzeit noch Finanzvorstand des Versicherungsriesen Allianz, Chefaufseher der Deutschen Bank werden. Neu in das Kontrollgremium sollen zudem Siemens-Chef Peter Löscher und Haniel-Vorstand Klaus Trützschler gewählt werden. Darüber hinaus beschloss die Bank, ihren erweiterten Vorstand, das "Group Executive Committee" von 12 auf 18 Mitglieder aufzustocken.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen