Notenbank lockert Geldpolitik Japan droht Abschwung
30.10.2012, 10:58 Uhr
Motorenproduktion bei Nissan.
(Foto: picture alliance / dpa)
Globale Abkühlung, Preisverfall, Yen-Stärke, Streit mit China - der Konjunkturhimmel über Japan verdunkelt sich, Ausfuhren und Industrieproduktion sinken. Die Zentralbank des Landes versucht gegenzusteuern. Doch die Finanzmärkte zeigen sich immer besorgter.
Japan kämpft erneut gegen die Rezession. Angesichts sinkender Exporte und Industrieproduktion lockerte die Zentralbank der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt die ohnehin schon extrem losen geldpolitischen Zügel innerhalb von gut einem Monat ein weiteres Mal: Das Programm zum Kauf von Anleihen wurde von 80 Billionen Yen auf 91 Billionen Yen (884 Milliarden Euro) erhöht. Zugleich senkten die Währungshüter ihre Wachstumsprognose für das bis 31. März 2013 laufende Steuerjahr von 2,2 auf 1,5 Prozent.
Vor dem Hintergrund der globalen Abkühlung sank die Industrieproduktion des Landes im September um 4,1 Prozent und damit im nunmehr dritten Monat in Folge, wie die Regierung mitteilte. Hinzu kommt der andauernde Streit zwischen Japan und China um unbewohnte Inseln, wodurch Japans Außenhandel im September binnen Jahresfrist um 10,3 Prozent auf 954 Milliarden Yen einbrach. Damit sanken die Exporte bereits im vierten Monat in Folge. Japans Ausfuhren nach China gingen deutlich um 14,1 Prozent zurück.
Die wirtschaftliche Abkühlung macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar: Die Arbeitslosenquote verharrte im September zwar unverändert bei 4,2 Prozent. Allerdings kamen auf 100 Jobsuchende nur noch 81 freie Stellen nach 83 Stellen im August.
Politische Blockade
Um eine Rezession abzuwenden, schnürt Japans Regierung ein erstes Konjunkturpaket im Umfang von 422,6 Milliarden Yen. Analysten halten das jedoch für zu wenig. Doch der Regierung sind derzeit die Hände gebunden: Die Opposition blockiert mit ihrer Mehrheit im Oberhaus des Parlaments ein Gesetz, das der Regierung die Ausgabe von Staatsanleihen ermöglicht. Sollte das Parlament nicht bald zustimmen, droht Japan die Gefahr, dass die Risikoprämien für seine Anleihen steigen. Die Ratingagentur Standard and Poor's hat bereits vor einer Abstufung von Japans Kreditwürdigkeit gewarnt. Japan finanziert seinen Staatshaushalt fast zur Hälfte über neue Schulden, also neue Anleihen.
Derweil gaben die Bank von Japan (BoJ) und die Regierung in einem ungewöhnlichen Schritt eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Bekämpfung der hartnäckigen Deflation mit andauernd fallenden Preisen als eine der größten Herausforderungen bezeichnen. Die Zentralbank will an ihrer extrem lockeren Geldpolitik - der Leitzins liegt weiter bei 0 bis 0,1 Prozent - festhalten und dem Regierungskabinett fortan regelmäßig über die Aussichten der Preisentwicklung berichten. Im Gegenzug sagte die Regierung wirtschaftliche Strukturreformen zu.
Quelle: ntv.de, wne/dpa