Gerüchte um Tepco Japan erwägt Verstaatlichung
29.03.2011, 07:42 Uhr
Nimmt die Regierung jetzt die Zügel in die Hand?
(Foto: REUTERS)
In japanischen Regierungskreisen wird offenbar eine Verstaatlichung des Betreibers der Atomruine von Fukushima erwogen. Während ein Regierungssprecher die Gerüchte offiziell zurückweist, spricht ein Minister von einer "Option". Derweil machen sich nach und nach die Schäden der Naturkatastrophe in der Wirtschaft des Landes bemerkbar.
Die japanische Regierung erwägt einem Bericht zufolge eine vorübergehende Verstaatlichung des Fukushima-Betreibers Tepco. Die Regierung könnte die Mehrheit übernehmen und in das Management des Stromkonzerns eingreifen, berichtete die Zeitung "Yomiuri" unter Berufung auf Regierungskreise.

Tepco-Vizepräsident Takashi Fujimoto. Die Unternehmensführung wirkt angesichts der Katastrophe völlig hilf- und ratlos.
(Foto: REUTERS)
Nach einer Flut von Verkaufsordern wurden Tepco-Aktien an der Börse in Tokio vom Handel ausgesetzt. Die Regierung wies den Bericht zurück. Ein Tepco-Sprecher sagte, ihm sei nichts von derartigen Plänen bekannt. Die wichtigste Aufgabe sei es, eine Verschärfung der Situation in dem AKW zu verhindern. Der Minister für nationale Politik, Koichiro Gemba sprach jedoch der Nachrichtenagentur Kyodo gegenüber von einer "Option".
Tepco hat weiterhin keine Kontrolle über sein Kernkraftwerk. Auch mehr als zwei Wochen nach dem verheerenden Tsunami gibt es kaum Hoffnung auf eine Eindämmung der Atomkatastrophe. Die Regierung in Tokio berichtete am Montag von einer teilweisen Kernschmelze in einem der sechs Reaktoren. Tepco räumte zudem den Fund von Plutoniumspuren in mehreren Bodenproben ein.
Fischerei leidet
Am 11. März war Japan von dem schwersten Erdbeben in seiner Geschichte erschüttert worden, was einen verheerenden Tsunami auslöste und die Atomkraftwerke in Mitleidenschaft zog. Die Naturkatastrophe trifft auch die Wirtschaft des Landes hart. So haben die Flutwellen des Tsunamis beispielsweise schwere Schäden in der Fischereiindustrie angerichtet. Mehr als 2300 Fischerboote an der nord- und mittelpazifischen Küste des Landes seien beschädigt, teilte das Fischereiministerium nach Angaben des Fernsehsender NHK am Dienstag mit. Die Zahl werde vermutlich noch steigen.
In den drei Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima seien fast alle Fischereihäfen schwer beschädigt worden. Gemeinsam mit drei weiteren Präfekturen lieferten sie knapp ein Viertel der japanischen Fischereierzeugnisse.
Es sei unwahrscheinlich, dass die Fischer ihre Arbeit bald wieder aufnehmen könnten, erklärte das Ministerium. Probleme bereiteten den Fischern zudem radioaktive Substanzen, die im Meer gemessen wurden. Experten gehen davon aus, dass sich die Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. Das Ministerium kündigte weitere Sicherheitskontrollen an.
Arbeitslosenquote gesunken
Derweil sorgen nur noch die höheren Umsätze bei Nahrungsmitteln und Brennstoffen für einen leichten Anstieg der Einzelhandelsverkäufe in Japan. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) mitteilte, stiegen die nominalen Umsätze im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,1 Prozent. Im Januar hatte der Zuwachs ebenfalls nur 0,1 Prozent betragen. Der Umsatz in Supermärkten erhöhte sich bereinigt um die Zahl der Märkte um 0,5 Prozent.
Die Arbeitslosenquote ist im Berichtsmonat auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gesunken. Die Quote fiel auf 4,6 Prozent von 4,9 Prozent im Januar, wie die Statistikbehörde der Regierung in Tokio mitteilte. Bankvolkswirte gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit infolge der Naturkatastrophen im Land in den kommenden Monaten wieder zunehmen wird. "Im schlimmste Fall gibt es das Risiko, dass die Arbeitslosenquote wieder auf das Rekordhoch" vom Juli 2009 bei 5,5 Prozent klettert, sagte Hisashi Yamada, Chefökonom des Japan Research Institute.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa/DJ