Wirtschaft

Gerüchte über Devisenintervention Japan will am Yen drehen

Die Bank of Japan geht angeblich wieder in die Spur, ihre Geldpolitik zu lockern. Alle Versuche, dem Anstieg des Yen damit Einhalt zu gebieten sind zwar bisher gescheitert, aber das hält die Notenbanker nicht davon ab, es immer wieder zu probieren.

Die Bank of Japan in Tokio.

Die Bank of Japan in Tokio.

(Foto: REUTERS)

Japan hat die Finanzmärkte auf eine Intervention am Devisenmarkt vorbereitet, um den jüngsten Yen-Anstieg zum Dollar zu bremsen. Die japanische Währung hatte sich über Nacht nahe Rekordständen bewegt und schadet Regierungsvertretern zufolge der japanischen Wirtschaft. Der Yen werde zu hoch bewertet, sagte Finanzminister Yoshihiko Noda. "Ich würde heute gerne die Bedingungen am Devisenmarkt besonders genau beobachten", sagte Noda im Parlament. Die Dringlichkeit unterstrichen zudem Informationen aus Kreisen, wonach die Zentralbank ihre Geldpolitik bei der regulären Sitzung Ende der Woche lockern werde für den Fall, dass die Regierung am Devisenmarkt interveniere.

Der Dollar sank zum Yen zeitweise bis auf 76,29 Yen. Am Vormittag notierte er bei 77,35 Yen. Aus Regierungskreisen in Tokio verlautete aber auch, die Entscheidung für eine Intervention sei noch nicht gefallen. An den Märkten dagegen wurde fest damit gerechnet. Allerdings gibt es noch keine handfesten Belege dafür, das der vergleichsweise starke Yen der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt jüngst geschadet hat - auch wenn die Politik so argumentiert. "Japan könnte jederzeit am Devisenmarkt eingreifen", sagte Analyst Masamichi Adachi von JPMorgan Securities Japan. Er sieht dahinter auch politisches Kalkül. "Weil Finanzminister Noda der prominente Kandidat für den nächsten Regierungschef ist, kann er es sich nicht leisten, nichts zu tun oder nichts von der Bank von Japan zu verlangen."

Exportunternehmen leiden

Viele Experten sehen die Yen-Stärke vor allem in der Dollar-Schwäche angesichts der andauernden US-Schuldenkrise begründet. Nichtsdestotrotz fürchtet die exportorientierte Nation Einbußen durch die Stärke ihrer Währung. So machte sich der Yen-Anstieg beim weltgrößten Autobauer Toyota in der Bilanz bemerkbar. Die Japaner wiesen erstmals seit zwei Jahren einen Quartalsverlust aus. Beben und Tsunami hatten das Land in die zweite Rezession binnen drei Jahren rutschen lassen. Der fast fünfprozentige Yen-Anstieg im vergangenen Monat in Folge der US-Schuldenkrise hat die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur auch mit Hilfe einer regen Nachfrage aus dem Ausland gedämpft.

Japan leidet seit Anfang der 1990er Jahre unter fallenden Preisen verbunden mit einer starken Rezession und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik der BoJ hat bislang, bis auf eine gewisse Glättung im Wechselkursverlaufs, keine nachhaltige Besserung gebracht.

Die Möglichkeiten, die Wirtschaft wirkungsvoll anzukurbeln, sind langsam erschöpft, meinen Experten. Die Leitzinsen liegen seit Jahren nahe oder bei null. Auch Wertpapiere aufzukaufen, etwa Staatspapiere, um so mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen, hat die Wirtschaft bislang nicht in Schwung gebracht.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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