Handelsdefizit steigt auf Rekordhoch Japans Exportwirtschaft leidet
24.01.2013, 10:00 UhrDie Staatsschuldenkrise in Europa und der Territorialstreit mit China hinterlassen tiefe Spuren in der japanischen Wirtschaft. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt verbucht ein Rekord-Defizit. Ökonomen setzen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf einen schwächeren Yen.
Die Exportnation Japan hat 2012 das größte Handelsdefizit ihrer Geschichte eingefahren. Die Importe übertrafen die Ausfuhren um 6,93 Billionen Yen (rund 58 Mrd. Euro). Das teilte das Finanzministerium in Tokio mit. Die Exporte hatten zuletzt unter der Staatsschuldenkrise in Europa und dem Territorialstreit mit China gelitten. Außerdem musste das Land mehr Treibstoff importieren.
Allein im Dezember fielen die Exporte um 5,8 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet. Die Importe legten dagegen um 1,9 Prozent zu. Ökonomen gehen davon aus, dass das Defizit in diesem Jahr auf 5,6 Billionen Yen schmelzen wird.
Im Jahr zuvor hatte es das erste Defizit seit 1980 gegeben. Damals waren die Produktionsausfälle nach den Verwüstungen durch den Jahrhundert-Tsunami sowie an den steigenden Importen von Öl und Kohle wegen der Abschaltung der Atomkraftwerke die Ursache.
Warten auf den Yen-Effekt
Auftrieb könnten die Exporteure vom fallenden Yen bekommen, der Waren von Toyota, Sony & Co. im Ausland billiger macht. Dessen Kurs ist seit November um elf Prozent zum US-Dollar und sogar um 15 Prozent zum Euro gefallen, weil die Notenbank unter dem Einfluss der neuen Regierung den Markt mit billigem Geld überschwemmen will.
"Da sich die USA und China erholen und der Yen-Kurs fällt, dürfte die Handelsbilanz am Ende dieses Jahres wieder einen Überschuss aufweisen", sagte der Chefvolkswirt des Forschungsinstituts Naroinchukin, Takeshi Minami.
Wettlauf der Währungen nach unten?
Nach der geldpolitischen Lockerung der drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt warnte der Präsident des Deutschen Groß- und Außenhandelsverbandes, Anton Börner, vor einem weltweiten Abwertungswettlauf der Währungen.
Börner sagte: "Das wird sicher zu Reaktionen führen." Schwellenländer, etwa China, aber auch die USA würden eine solche, auf einen schwächeren japanischen Yen abzielende Politik sicherlich nicht hinnehmen. "Und es wird erst einmal den Euro deutlich stärken", folgerte Börner. Bald werden man vermutlich Kurse von über 1,40 US-Dollar sehen - derzeit notiert Europas Gemeinschaftswährung bei knapp 1,33 US- Dollar.
Ein Problem sieht er darin aber noch nicht. Kurse von über 1,40 Euro habe man schon früher gehabt und sei dennoch erfolgreich gewesen, sagte er. Er habe Angst davor, dass das japanische Beispiel Schule mache und andere Länder sich ermutigt fühlten, einen ähnlichen Weg zu beschreiten.
Quelle: ntv.de, rts