Wirtschaft

Banken-Stresstests Je mehr, desto besser

Mit Yves Mersch spricht sich ein weiteres EZB-Ratsmitglied für eine Veröffentlichung der Stresstest-Ergebnisse von Banken aus. Seiner Ansicht nach sollten die Tests über die 25 bis 30 Banken, mit denen sie derzeit durchgeführt würden, sogar noch ausgeweitet werden.

Yves Mersch (Mitte) mit Jean-Claude Trichet (lks.).

Yves Mersch (Mitte) mit Jean-Claude Trichet (lks.).

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) Yves Mersch hat sich für eine Veröffentlichung von Banken-Stresstests in Europa ausgesprochen. Die Offenlegung der Ergebnisse könnte dabei helfen, das Vertrauen in das Bankensystem der Euro-Zone zu stärken, sagte Luxemburgs Zentralbankchef. Transparenz sei unabdingbar, weil es in Europa womöglich eher eine Vertrauenskrise denn Probleme mit den Fundamentaldaten gebe.

Die Tests sollten über die 25 bis 30 Banken, mit denen sie derzeit durchgeführt würden, auch ausgeweitet werden, sagte Mersch in einem Interview mit der luxemburgischen Zeitung "Wort". Davon verspricht sich Mersch ein klares Bild vom Zustand der europäischen Banken und der Finanzmärkte. Mersch sprach sich auch für grundlegend stärkere EU-Regeln für ausgeglichene Budgets aus. "Sanktionen sollten automatisch erfolgen. Es darf keine Entschuldigungen mehr geben", sagte er.

Frankreich und Deutschland müssten mehr Verantwortung für die Krise in der Eurozone übernehmen. Beide seien den kleineren Staaten schlechte Vorbilder gewesen, indem sie die Budgetregeln ihrerseits in früheren Jahren gebrochen hätten, fügte Mersch hinzu.

Euro fundamental nicht gefährdet

Nach Sorgen um die jüngste Euro-Schwäche gefragt, sagte Mersch der Zeitung, dass der gegenwärtige Wechselkurs zum Dollar "die Grundlagen nicht widerspiegle". Sie seien besser "als in den meisten anderen internationalen Handelsregionen." Der Euro habe über viele Jahre für Kaufkraft und Preisstabilität gesorgt. Das sei entscheidend für Anleger, sagte Mersch.

Die Staats- und Regierungschefs der 20 einflussreichsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) rief er bei ihrem Treffen am kommenden Wochenende in Toronto zu Finanzreformen auf. Dazu zählen etwa eine Stärkung der Kapitalbasis von Banken, die Reduzierung finanzieller Risiken und eine verschärfte Aufsicht. Dem Bereich der Ratingagenturen bescheinigte er ebenfalls einen substanziellen Reformbedarf.

Bei den Banken-Stresstests ist derzeit noch unklar, ob sie nur die Kapitalausstattung und Stressfestigkeit von 30 großen europäische Banken und nicht vielleicht auch Sparkassen, die in Ländern wie Spanien die größten Finanzierungsprobleme haben, erfassen sollen. Details sollen die EU-Finanzminister bei ihrem nächsten Treffen Mitte Juli klären. Nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die EU dann auch noch im Juli das Ergebnis für die Stresstests für ihre Banken veröffentlichen.

Spanien plant nach US-Vorbild die Veröffentlichung der Stresstests, um anhaltende Spekulationen über eine Schieflage des Landes auszuräumen. In Deutschland sperren sich Banken dagegen. Sie fürchten, eine Veröffentlichung der Finanzlage einzelner Institute oder Länder bringe manche Geldhäuser in Bedrängnis und könnte eine Panik am Kapitalmarkt auslösen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen