Wirtschaft

Arm, ärmer, Italiener Jeder Siebte lebt unter der Armutsgrenze

Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut: Abwärtsspirale und Teufelskreis in Italien

Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut: Abwärtsspirale und Teufelskreis in Italien

(Foto: REUTERS)

Fast 40 Prozent der Jugendlichen in Italien haben keinen Job. Im wirtschaftlich schwächeren Süden sind es sogar 50 Prozent. Der Schritt in die Armut ist klein, wie immer mehr Italiener am eigenen Leib zu spüren bekommen. Die Statistiken aus der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone sind alarmierend.

Die Wirtschaftskrise ihres Landes und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit bekommen immer mehr Italiener hautnah zu spüren: Armut. Nach Angaben der Statistikbehörde kann es sich jeder fünfte Italiener nicht mehr leisten, die Wohnung ausreichend zu heizen. Fleisch ist für 17 Prozent ein Luxusgut. Und mehr als die Hälfte kann nicht einmal eine Woche im Jahr in den Urlaub fahren. 2012 lebten insgesamt 8,6 Millionen Italiener unter der Armutsgrenze - das sind mit 14 Prozent der Bevölkerung doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Unterdessen kündigte die Regierung ein Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit an.

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt seit Mitte 2011 in der Rezession. Die neue Koalitionsregierung von Enrico Letta will die Wirtscha ft wieder in Schwung bringen. Ihre finanziellen Spielräume sind aber begrenzt - nicht zuletzt auch wegen der Forderung von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, die umstrittene Immobiliensteuer wieder abzuschaffen. Letta hat zudem betont, die Haushaltsregeln der EU einhalten zu wollen.

Kaufkraft sinkt

Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, greifen immer mehr Italiener auf ihre Ersparnisse zurück. Die Kaufkraft der Verbraucher fiel nach Angaben der Statistikbehörde 2012 um 4,8 Prozent, vor allem wegen der kräftigen Steuererhöhungen. Die traditionell hohe Sparquote in Italien ist zuletzt deutlich zurückgegangen und liegt inzwischen unter den Werten für Frankreich oder Deutschland.

Arbeitsminister Enrico Giovannini wollte bei einem Treffen mit Gewerkschaftern und Arbeitgebern Pläne der Regierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit vorstellen. Dazu zählen Änderungen am Arbeitsrecht und mehr Geld für die Berufsausbildung. Fast 40 Prozent der Jugendlichen in Italien haben keinen Job, im wirtschaftlich schwächeren Süden sind es gar 50 Prozent. Letta hat die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit zu seiner wichtigsten Aufgabe erklärt - auch um der besonders bei jungen Italienern populären Protestbewegung "Fünf Sterne" Wind aus den Segeln zu nehmen.

Immer mehr ohne Perspektive

Bereits wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt sieht sich die vom Mitte-Links-Politiker Letta geführte große Koalition mit sinkenden Umfragewerten konfrontiert. Die Zustimmung rutschte vergangene Woche auf 34 Prozent - vor zwei Wochen waren es noch 43 Prozent. Zudem sind Lettas Demokratische Partei und das konservative Volk der Freiheit von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi über etliche Fragen wie etwa die Immobiliensteuer zerstritten.

Die Perspektivlosigkeit belastet immer mehr junge Italiener. So rechnen einer Studie zufolge mehr als 60 Prozent von ihnen damit, später einmal ärmer als die eigenen Eltern zu sein. 38 Prozent leben noch bei Vater und Mutter, weil sie sich eine eigene Wohnung nicht leisten können.

Auch in anderen südlichen Euro-Mitgliedsländern grassiert die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen. In Spanien ist sie mit 55 Prozent noch höher als in Italien. Deutschland und Spanien unterzeichneten am Dienstag eine Absichtserklärung, durch die mehr junge Spanier in Deutschland eine Jobperspektive erhalten sollen. In Griechenland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 70 Prozent - in Deutschland bei nur 7,6 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts

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