Gerüchte um "weiche Umschuldung" Juncker stellt Bedingungen
13.05.2011, 22:08 Uhr
Soziale Unruhe in Athen: Wie lange hält Papandreou das durch?
(Foto: REUTERS)
Der Chef der Euro-Gruppe gestattet der griechischen Regierung kein Erbarmen: Trotz "bewundernswerter Anstrengungen" soll Athen noch tiefer in den eigenen Haushalt schneiden. Schon jetzt zerrt Athen an allen Sparschrauben, die Stimmung im Land ist zum Zerreißen gespannt. Offene Worte findet Juncker auch zum "Geheimtreffen" von vergangener Woche.
Griechenland kann sich nach Ansicht von Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker im kommenden Jahr nicht wieder eigenständig mit Geld versorgen. "Für mich ist klar, dass Griechenland 2012 nicht zurück an die Finanzmärkte kehren kann", sagte der luxemburgische Ministerpräsident dem "Münchner Merkur".
Juncker stellte zudem Bedingungen für weitere Hilfen für Griechenland: "Griechenland muss die Haushaltsziele für 2011 erreichen, davon ist es im Moment ein Stück weit entfernt - trotz größter, bewundernswerter Anstrengungen". Griechenland werde in Sachen Privatisierung auf jeden Fall zulegen müssen, damit die nächste Tranche der 110 Mrd. Euro oder weitere Hilfen ausgezahlt werden könnten.
"Wahnvorstellungen" am Markt
Der Euro-Gruppen-Chef verteidigte außerdem das überraschende Treffen einiger Euro-Finanzminister vor einer Woche. "Es gab kein Geheimtreffen zur Euro-Rettung, weil der Euro nicht in Gefahr ist", sagte er der Zeitung. Auf die Frage, warum das Treffen nicht angekündigt wurde, antwortete Juncker: "Weil es alle möglichen Wahnvorstellungen an den Finanzmärkten auslöst, wenn sich vier Finanzminister, ein Euro-Gruppen-Chef und der EZB-Präsident freitags um 17 Uhr treffen. Als das Treffen dann doch bekannt wurde, musste ich es dementieren lassen. Nicht weil ich Spaß an der ehrlichen Lüge hatte, sondern, weil die Börse in New York noch offen war."
Eine stärkere Beteiligung der Banken an der Bewältigung der Schuldenkrise lehnte Juncker ab: Der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank (EZB) seien entschieden dagegen. "Schon die Nachricht, dass einige darüber nachdenken, hat zu einem Ansteigen der Zinsen geführt. Eine Beteiligung privater Investoren hätte gravierende Auswirkungen auf das griechische und auf andere Bankensysteme."
Neue Gerüchte ohne Belege
Angesichts der Verschlechterung der Lage Griechenlands sollen EU-Kommission, IWF und die Bundesregierung einem Zeitungsbericht zufolge angeblich zu einer "weichen Umschuldung" Griechenlands bereit sein. Sie plädierten für eine Verlängerung der Laufzeiten griechischer Staatsanleihen, berichtete die Tageszeitung "Die Welt" ohne Nennung von Quellen.
Bislang sei die EU-Kommission dagegen gewesen, weil sie wie die EZB Turbulenzen auf dem Markt für europäische Staatsanleihen und Folgen für die wackeligen Banken Europas befürchtet habe, hieß es. Offenbar habe jetzt aber ein Umdenken eingesetzt, berichtete das Blatt.
Die EZB und Frankreich seien dagegen weiterhin gegen jeden Schuldenschnitt. Aus deutschen Regierungskreisen verlautete zu dem Bericht in einer ersten Stellungnahme lediglich: "Uns ist eine Entscheidung dieser Art nicht bekannt."
Quelle: ntv.de, rts