Wirtschaft

Eiserne Kostendisziplin bei Siemens bleibt oberstes Gebot Kaeser erntet erste Erfolge

Joe Kaeser will weiter an der Renditeschraube drehen.

Joe Kaeser will weiter an der Renditeschraube drehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Sparkurs von Siemens zeigt Wirkung. Trotzdem gibt sich Vorstandschef Kaeser bei seinem Ausblick nicht euphorisch. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt schwierig. Aufsichtsratschef Cromme äußert sich derweil zu Personalplanungen im Kontrollgremium.

Siemens-Chef Joe Kaeser hält trotz Auftrags- und Gewinnplus im ersten Quartal sein Pulver trocken. Trotz eines Auftragsschubs im Weihnachtsquartal rechnet er für das laufende Geschäftsjahr unverändert mit stagnierenden Einnahmen. "Wir sind mit einem soliden Quartal in das neue Geschäftsjahr gestartet. Wie erwartet hat uns dabei das wirtschaftliche Umfeld nicht geholfen", erklärte der Manager. Das erste Quartal des Geschäftsjahres läuft bei Siemens von Oktober bis Dezember.

Der Umsatz stagnierte auf Quartalsebene auf vergleichbarer Basis ohne Währungseffekte in etwa bei 17,4 Milliarden Euro und lag damit etwas unter den Erwartungen der Analysten. Der Auftragseingang legte aber dank eines Bahn-Großauftrags aus Saudi-Arabien und zweier Windpark-Großbestellungen um neun Prozent, währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 20,8 Milliarden Euro zu.

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Zunehmend ausgezahlt hat sich für Kaeser, der den Industriekonzern erst seit August regiert, auch der laufende Stellenabbau. Trotz stabiler Einnahmen legte das Ergebnis aus fortgeführtem Geschäft binnen Jahresfrist um gut ein Fünftel auf knapp 1,4 Milliarden Euro zu. Vor allem der lange ertragsschwache Sektor Infrastruktur und Städte schnitt deutlich besser ab als in der Vergangenheit.

"Wir haben uns darauf konzentriert, was wir selbst in der Hand haben. Und das ist, die Produktivität zu verbessern, ordentlich auch unsere Aufträge abzuarbeiten und mit dem ist es auch gelungen, ein zufriedenstellendes, ich glaube sogar, ein solides Ergebnis für das erste Quartal zu erwirtschaften", sagte Kaeser bei n-tv. Siemens sei damit auf Kurs, zu dem, was der Konzern den Märkten versprochen habe.

Spardisziplin und Kosteneffizienz im Fokus

Für das Geschäftsjahr 2013/2014 bestätigte Siemens seinen Ausblick, dass der Gewinn nach Steuern "um mindestens 15 Prozent" höher ausfallen werde als im vorangegangenen Zeitraum. Das wäre eine doppelt so hohe Wachstumsrate wie im Geschäftsjahr 2012/2013.

Kaeser sagte, dass sich wie erwartet das Branchenumfeld bislang nicht verbessert habe. Es gebe kurzfristig keine Alternative zu Kostenmanagement und Produktivitätssteigerung.

Zugleich berichtete Kaeser, die Stimmung bei den Mitarbeitern habe sich nach den turbulenten Monaten bei Siemens "deutlich verbessert". Die Beruhigung und Stabilisierung des Unternehmens machten "gute Fortschritte". Dennoch bleibe noch viel zu tun.

Der ehemalige Siemens-Finanzchef Kaeser hatte im Sommer Peter Löscher als Vorstandsvorsitzenden abgelöst. Löscher war wegen zweier Gewinnwarnungen innerhalb weniger Monate unter Druck geraten. Der Führungswechsel hatte im Siemens-Konzern für erhebliche Unruhe gesorgt.

Nähere Details zur Neuordnung des Konzerns will Kaeser erst bei der Vorlage der Zweitquartalszahlen Anfang Mai nähere Details zur Neuordnung des Konzerns vorstellen. Kaeser sagte in seiner Rede bei der Hauptversammlung laut Redetext, Siemens sei "noch lange kein Sanierungsfall". Allerdings, so fügte er hinzu: "Sanierungsfälle sehen anders aus, aber Spitzenplätze eben auch."

Rückzug von New Yorker Börse

Sparen will Kaeser bei den Formalien. Um seine Finanzberichterstattung zu vereinfachen, will sich von Siemens von der US-Börse zurückziehen. Das Dax-Unternehmen begründete den Schritt mit geändertem Investorenverhalten. Nur noch wenige Anteilsscheine würden in New York gehandelt.

Der Industriekonzern ist dabei in guter Gesellschaft: Auch andere deutsche Unternehmen wie die Allianz oder die Deutsche Telekom haben den Handel ihrer Aktien an der Wall Street eingestellt. Dies vereinfacht auch die Finanzberichterstattung der Konzerne und spart so Kosten.

Die Aktien des Konzerns aus München werden außerhalb Deutschlands noch an den Börsen in London und Zürich gehandelt.

Cromme verspricht Nachfolgeregelung

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme kam unterdessen Forderungen von Investoren nach einer zeitigen Nachfolgeregelung entgegen, indem er den Aktionären eine frühzeitige Nachfolgeplanung zusicherte. "Bei der Nachfolgeplanung und -umsetzung im Aufsichtsrat werden wir sicherstellen, dass wir die Prozesse frühzeitig einleiten und eine Balance zwischen Kontinuität und Wechsel wahren", sagte Cromme auf der Hauptversammlung. Dabei stehe einzig das Interesse von Siemens im Vordergrund.

In den vergangenen Tagen hatten wichtige Investoren Cromme aufgefordert, einen Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums zügig auf den Weg zu bringen. Cromme wird im Februar 71 Jahre alt, war aber erst im vergangenen Jahr für fünf weitere Jahre bis 2018 wiedergewählt worden.

Nachdem der Manager 2013 den Aufsichtsratsvorsitz beim krisengeschüttelten Stahlkonzern ThyssenKrupp niedergelegt hatte, hatte es auch Spekulationen über einen Rückzug bei Siemens gegeben.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/rts/DJ/AFP

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