Prüfung aller Optionen Käufer für Infront gesucht
04.09.2014, 16:34 Uhr
Infront vermarktet etwa die Fußball-WM.
(Foto: REUTERS)
Für mehr Wachstum sucht der Sportvermarkter Infront einen neuen Eigentümer. Vor drei Jahren taxierte Finanzinvestor Bridgepoint das Unternehmen auf gut eine halbe Milliarde Euro. Seitdem hat sich der Eigner zwei satte Dividenden gegönnt - auf Pump.
Der Schweizer Sportrechte-Vermarkter Infront sucht nach drei Jahren wieder einen neuen Eigentümer. Das Unternehmen aus Zug brauche für seine Expansionsstrategie frisches Geld und neue Investoren, schrieb Vorstandschef Philippe Blatter in einer als vertraulich eingestuften E-Mail an wichtige Kunden der Infront Sports & Media. Philippe Blatter ist der Neffe von Fifa-Präsident Sepp Blatter.
Zusammen mit der Führung von Infront habe der Finanzinvestor Bridgepoint deshalb mit der Prüfung von Möglichkeiten begonnen, "um die geeignete Unterstützung für die nächste Wachstumsphase zu finden." Ermutigend sei, dass sich bereits eine "beträchtliche Zahl" von möglichen Investoren gemeldet habe. Er werde das Unternehmen auch nach einem Eigentümerwechsel weiterführen, betonte Blatter.
Schuldenfinanzierte Sonderdividende
Bridgepoint hatte Infront vor fast genau drei Jahren gekauft, in Finanzkreisen war der Preis damals auf gut 550 Millionen Euro taxiert worden. Das Engagement ist für den Finanzinvestor schon jetzt lukrativ: Im vergangenen Jahr hatte sich Bridgepoint eine schuldenfinanzierte Sonderdividende von 160 Millionen Euro genehmigt. Im Juli nahm Infront weitere 155 Millionen Euro an Krediten für derartige Ausschüttungen auf.
Bridgepoint wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Auch Infront lehnte eine Stellungnahme zu den Wachstumsplänen oder Interessenbekundungen von Investoren ab. "Bisher wurde nichts entschieden", schrieb ein Sprecher in einer E-Mail. "Gegenwärtig wird eine strategische Überprüfung aller Optionen zur Förderung zukünftigen Wachstums durchgeführt."
Rechte an WM, Länderspielen und DFB-Pokal
Der größere Infront-Rivale IMG war Ende vergangenen Jahres für 2,3 Milliarden Dollar verkauft worden. Infront war 2002 von der Unternehmerin Nicole Junkermann und dem 2009 verstorbenen ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus aus dem zerfallenden Imperium von Leo Kirch herausgekauft worden. Vor der Übernahme durch Bridgepoint hatte der Kaffee-Erbe Andreas Jacobs die Mehrheit der Anteile gehalten.
Infront hatte anfangs vor allem vom Verkauf der Rechte an großen Turnieren des Welt-Fußballverbandes Fifa an Fernsehsender gelebt. Das Unternehmen hat sein Spektrum aber inzwischen verbreitert, etwa auf die Weltcup-Wettbewerbe in sechs Wintersportarten und Motorsport-Rennserien. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) vermarktet Infront die Länderspiele der Nationalmannschaft und den DFB-Pokal. Der geschätzte Umsatz belief sich 2013 auf rund 600 Millionen Euro. Einer der bekanntesten der mehr als 600 Mitarbeiter der Firma ist der ehemalige Fußball-Nationalspieler und Kolumnist Günter Netzer.
Quelle: ntv.de, jwu/rts