Wer hat bei HRE falsch gerechnet? Kammer geht Prüfer hart an
06.11.2011, 13:18 Uhr
Peinlich: Den Abschlussprüfern der FMS Wertemanagement ist der größte Rechenfehler der deutschen Wirtschaftsgeschichte unterlaufen.
(Foto: dpa)
Der Präsident der Wirtschaftsprüferkammer Gschrei spricht von einem "Super-Gau" bei der Fehlbuchung über 55 Milliarden Euro bei der Bad Bank der verstaatlichten Pleitebank HRE. Der Buchungsfehler hat jetzt für die beteiligten Wirtschaftsprüfer des Unternehmens PwC ein berufsrechtliches Nachspiel.
Die Wirtschaftsprüferkammer hat ein berufsrechtliches Verfahren gegen die Abschlussprüfer der FMS Wertmanagement, der Bad Bank der verstaatlichten früheren Hypo Real Estate, eingeleitet. Den Prüfern von PwC, die den Jahresabschluss 2010 der FMS testiert hatten, war der gigantische Buchungsfehler über 55,5 Mrd. Euro nicht aufgefallen.
"Die Geschehnisse in München sind ein Super-Gau für die Wirtschaftsprüfer", sagte der Präsident der Wirtschaftsprüferkammer, Michael Gschrei, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Deshalb wolle die berufsständische Organisation der 21.000 Wirtschaftsprüfer nun schnell die Hintergründe aufklären und bei Fehlverhalten berufsrechtliche Maßnahmen gegen die Prüfer der PwC ergreifen.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PwC) hatte nach der Mrd.-Panne erklärt, die Bad Bank habe wesentliche Teile der Rechnungslegung an einen externen Dienstleister ausgelagert. Unter Berücksichtigung dieses Tatbestands hätten sich keine Anhaltspunkte für Fehler im Jahresabschluss zum 31. Dezember 2010 ergeben.
Schäuble lässt Milde walten
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte nach dem 55,5-Milliarden-Fehler mehrere Manager sowie die Chefin der HRE-Nachfolgerin Deutsche Pfandbriefbank, Manuela Better, und den Chef der Finanzmarktstabilisierungsanstalt (FMSA), Christopher Pleister, zum Rapport bestellt. Personelle Konsequenzen schloss er danach aus. Im Mittelpunkt stünden die Aufklärung des Sachverhalts und bessere Strukturen, damit sich so etwas nicht wiederhole, hieß es am vergangenen Mittwoch.
Die Skandalbank HRE war in der Finanzkrise 2008 mit riesigen Summen gerettet und später verstaatlicht worden. Faule Wertpapiere im Umfang von etwa 175 Mrd. Euro wurden in die Abwicklungsanstalt (Bad Bank) FMS Wertmanagement übertragen worden.
Quelle: ntv.de, dpa