Moody's zweifelt an US-Banken Kanada warnt vor neuer Krise
22.09.2011, 08:25 Uhr
Worte wie Donnerhall: "... dass eine große Bank scheitert."
(Foto: REUTERS)
Die politischen Querelen um den richtigen Ausweg aus der europäischen Schuldenkrise bereiten dem Finanzminister in Kanada ernste Sorgen: In einem Interview verliert Jim Flaherty die Geduld mit den Europäern. Sie sollten ihren Rettungsfonds endlich um mehr als Doppelte aufstocken, fordert er. Gleichzeitig bringt die Ratingagentur Moody's mehrere US-Großbanken an der Wall Street schwer in Bedrängnis.
Kanada hat vor einer weltweiten Bankenkrise als Folge der Schuldenprobleme Griechenlands gewarnt. Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty rief die europäischen Staaten in einem Rundfunkinterview dazu auf, ihre Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.
Ansonsten würden die Märkte Tatsachen schaffen, mahnte Flaherty. Seine Äußerungen fielen im Vorfeld des Finanzministertreffens der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Washington. Die daraus resultierende Krise könne die Banken weltweit erfassen, meinte der kanadische Finanzminister. "Wir könnten in eine neue Kreditkrise geraten, die zu einer Schrumpfung der Realwirtschaft führt", sagte Flaherty. Er riet dazu, das Volumen des europäischen Rettungsfonds von 440 Mrd. auf 1 Billion Euro auszuweiten.
Unabhängig von den Warnungen aus Kanada sorgte die Ratingagentur Moody's mit einer Herabstufung mehrerer US-Großbanken für Aufregung im US-Finanzsektor. Die Bankexperten von Moody's zweifeln daran, dass die Regierung bei einer neuerlichen Schieflage wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 rettend eingreifen würde.
Das "Ende von Too Big to Fail"?
Das hieße: Sollte eine Bank in existenzielle Not geraten, würde sie schlimmstenfalls untergehen. Die Erkenntnisse der Analysten sind im Grunde genommen weder neu, noch erhellend. Sie gewinnen jedoch durch die Nennung von Namen großer US-Häuser und einer gleichzeitigen Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit internationale Brisanz.
"Moody's geht zwar davon aus, dass die Regierung weiterhin den systemisch wichtigen Finanzfirmen ein bestimmtes Niveau an Unterstützung zukommen lässt", erklärte die Ratingagentur in New York. "Doch es ist jetzt gleichzeitig wahrscheinlicher als während der Finanzkrise, dass sie erlauben würde, dass eine große Bank scheitert."
Die Ratingagentur begründete ihre Einschätzung damit, dass die Auswirkungen einer Pleite für das Finanzsystem heute geringer ausfielen. Die US-Regierung hatte nach den Erfahrungen der Finanzkrise neue Gesetze auf den Weg gebracht, die ein ähnliches Desaster wie beim Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 verhindern sollen. Allerdings zweifeln Kritiker an der Wirksamkeit der Regelungen.
Bank-Aktien rutschen ab
Die Einschätzung von Moody's sorgte an den ohnehin schon verunsicherten US-Börsen für Unruhe. Die massiven Kursverluste bei den US-Großbanken weiteten sich aus. Besonders schlimm traf es den Sorgenfall der Branche, die Bank of America. Ihre Papiere brachen bis zum Börsenschluss um fast 8 Prozent ein.
Statt des bislang recht guten Ratings "A2" billigt Moody's dem größten Finanzhaus der Vereinigten Staaten nun nur noch ein befriedigendes Rating "Baa1" zu. Das heißt, dass es für den verlustreichen Riesen schwieriger wird, an frisches Kapital zu gelangen. Moody's senkte auch die Bonitätsnote des besser aufgestellten Rivalen Wells Fargo leicht sowie das der Citigroup.
Quelle: ntv.de, dpa/rts