Wirtschaft

Hoffen auf Fristverlängerung Karstadt bangt weiter

Der Poker um die Übernahme der Karstadt-Warenhäuser durch den Investor Berggruen geht wohl in die Verlängerung. Berggruen und der Vermieter Highstreet brauchen offenbar mehr Zeit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Und wieder ein banges Wochenende für Karstadt: Bis zu diesem Sonntag um 24 Uhr muss der Vertrag zur Übernahme der Warenhauskette durch den Investor Nicolas Berggruen unterzeichnet sein. Doch Berggruen ist wohl noch nicht soweit. Die 25.000 Beschäftigten in 120 Warenhäusern müssen damit weiter um den Erhalt zittern. Berggruen und der Vermieter Highstreet benötigen für ihre komplizierte Einigung auf neue Mietbedingungen voraussichtlich mehr Zeit. Denn Highstreet ist zwar zu einer deutlichen Mietminderung bereit, hat aber Dutzende Gläubiger, die alle ihr Einverständnis geben müssen – und daran hapert es derzeit.

Um die drohende Zerschlagung abzuwenden, könnte das Essener Insolvenzgericht am Dienstag deshalb abermals Aufschub gewähren. Der Karstadt-Gläubigerausschuss hat vorsichtshalber schon einen Beschluss gefasst, der eine Fristverlängerung möglich macht.

Falls Berggruen bis Sonntag 24 Uhr vom Highstreet-Konsortium keine unterschriebenen Verträge mit verbesserten Konditionen bekommt, kann er beim Notar den Kaufvertrag als nicht vollzogen angeben. Sollte der Vertrag platzen, wäre der Insolvenzplan gescheitert und die Zukunft von Karstadt völlig ungewiss. Die wahrscheinliche Variante wäre dann die Zerschlagung, die Kaufhäuser würden einzeln oder im Block verkauft.

Sollte Berggruen aber noch gute Chancen auf Erfüllung der Bedingungen sehen und dies dem Insolvenzverwalter mitteilen, könnte dieser beim Insolvenzgericht in Essen eine Fristverlängerung erwirken. Dann könnte Highstreet weiter versuchen, in dem verzweigten Kreis eigener Gläubigern alle notwendigen Unterschriften zusammenzubekommen.

Metro bleibt am Ball

Unterdessen hat Kaufhof den Kampf um Karstadt noch nicht aufgegeben. "Eine gute Lösung ist der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt", meinte der Chef des Kaufhof-Mutterkonzerns Metro, Eckhard Cordes in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". "Die Marktanteile der Warenhäuser am deutschen Einzelhandel sinken seit Jahren, der Markt ist nicht groß genug für zwei. Irgendwann wird es zu einem Zusammenschluss kommen, wann und unter welchen Umständen auch immer."

Schon vor der Insolvenz von Karstadt im Juni 2009 hatte Metro versucht, die besten Standorte des Essener Konkurrenten zu übernehmen. Cordes sprach zudem einen europäischen Zusammenschluss an, bei dem auch der Kaufhof eine Rolle spielen könne. Zwar wollte er zu den aktuellen Karstadt-Übernahmebemühungen durch den italienischen Warenhausbetreiber Maurizio Borletti nicht direkt Stellung nehmen. Doch sagte Cordes: "Eine solche, wie auch immer geartete europäische Warenhausallianz hätte viel Charme. So könnten die Warenhäuser in Deutschland von Erfahrungen in den anderen Ländern und von gemeinsamen Einkaufsvorteilen profitieren und auch Marken bekommen, die bisher von europäischen Wettbewerbern - aber nicht von uns - angeboten werden können."

Der italienische Kaufhaus- Betreiber Maurizio Borletti hat vorerst aber keine Chance, mit seinem Angebot für die insolventen Warenhauskette Karstadt zum Zuge zu kommen. "Berggruen ist weiterhin der Einzige, mit dem verhandelt wird", sagte ein Sprecher von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg.

Borletti versucht, Berggruen Karstadt in letzter Minute abzuluchsen. Dabei beißt er aber auf Granit: "Der Vertrag soll so, wie er mit Berggruen vereinbart worden ist, vollzogen werden", sagte der Sprecher Görgs. Es werde nun daran gearbeitet, die für eine Einigung mit Berggruen fehlenden "20 bis 30 Prozent abzuarbeiten".

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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