Kommunen bewegen sich Karstadt darf hoffen
24.05.2010, 18:27 UhrWoche der Wahrheit für Karstadt: Für die ums Überleben kämpfende Warenhauskette gibt es drei Interessenten. Zudem wollen die meisten Städte mit Karstadt-Standorten dem Unternehmen die Gewerbesteuer erlassen. Ende der Bieterfrist ist der kommende Freitag.

Weht die Karstadt-Flagge weiter?
(Foto: AP)
Die Stadt Köln will wie andere Kommunen auf ihre Forderungen gegenüber der Warenhauskette Karstadt mit ihren 25.000 Beschäftigten verzichten. Der Kölner Stadt-Kämmerer Norbert Walter-Borjans kündigte für Dienstag ein Schreiben an Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg an, in dem die Stadt auf 1,7 Millionen Euro Gewerbesteuer verzichtet. Eine Lösung für Karstadt werde an Köln nicht scheitern, sagte Walter-Borjans.
Mittlerweile gibt es für die Warenhauskette drei Kaufinteressenten. Neben der Triton-Gruppe hat nun auch der Berliner Privatinvestor Nicolas Berggruen Kaufinteresse angemeldet. Berggruen-Sprecher Wolfgang Weber-Thedy sprach dabei von einem großen Interesse. Berggruen wolle eine "deutsche Marke mit Kultstatus" haben und die damit verbundenen Arbeitsplätze retten. Voraussetzung für einen möglichen Kauf durch Berggruen seien Zugeständnisse der Vermieter und der Kommunen - die Arbeitnehmer sollen demnach verschont bleiben.
Als dritter möglicher Käufer wird nun auch das Immobilien-Konsortium Highstreet gehandelt, an dem die US-Investmentbank Goldman Sachs die Mehrheit der Anteile hält. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" (BamS) will Highstreet die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten. Die Firma besitzt die Immobilien von 86 Karstadt-Filialen.
Kommunen signalisieren Entgegenkommen
Insolvenzverwalter Görg sagte der Berliner Tageszeitung "B.Z.", es gebe unter den Bietern keinen Favoriten. Highstreet habe bisher noch keine Gesellschaft benannt, die als Käufer auftritt. Sie habe dafür aber noch Zeit bis zum Abgabeschluss am Freitag. Auch bei den Angeboten der Investorengruppe Triton und des Privatinvestors Nicolas Berggruen gebe es noch keinen endgültigen Stand. Mit allen werde intensiv gesprochen.
Fast alle Städte wollen mittlerweile auf ihre Forderungen gegenüber Karstadt verzichten. Der Insolvenzverwalter hatte bei allen 94 Kommunen mit Karstadt-Standorten eindringlich für einen Steuererlass geworben. Dabei geht es um eine Steuerforderung der Gemeinden von theoretisch bis zu 140 Millionen Euro.
Highstreet hat viel zu verlieren
Hintergrund ist ein außerordentlicher Ertrag in der Karstadt-Bilanz, der durch einen Forderungsverzicht der Gläubiger von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen würde. Görg braucht die Zustimmung so vieler Kommunen, dass 98 Prozent der Steuerforderungen vom Tisch sind. Eine Weigerung von Köln mit seinen hohen Karstadt-Umsätzen würde die zwei Prozent Spielraum überschreiten, erläuterte der Sprecher des Insolvenzverwalters.
Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters teilte mit: "Wir hatten uns zu vergewissern, dass die Sanierungspläne seriös und zukunftsfähig sind, und wir wollen einen Beitrag leisten für die Zukunft von Karstadt und den Erhalt der Arbeitsplätze."
Unternehmenskreise bestätigen, dass ein Einstieg von Highstreet bei Karstadt ein denkbares Szenario sei. Wenn die Verhandlungen mit Triton oder Berggruen scheiterten, habe Karstadt-Vermieter Highstreet am meisten zu verlieren, weil dann Dutzende Immobilien leer stünden.
Quelle: ntv.de, wne/dpa