Filial-Schließungen möglich Karstadt kündigt umfassenden Umbau an
11.09.2014, 19:33 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Kaufhauskette Karstadt steht vor einem radikalen Umbau. Die Schließung verlustreicher Filialen ist nicht ausgeschlossen, teilt das Unternehmen nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Dass nun am Personal gespart werden soll, stößt auf heftige Kritik.
Nun ist es offiziell: Der Warenhauskette Karstadt steht ein radikaler Umbau bevor. Dies bedeutet wohl auch, dass unwirtschaftliche Filialen geschlossen werden. Welche Standorte es treffen könnte, dies wurde auf der Sitzung des Aufsichtsrats jedoch noch nicht festgelegt.
Nachdem die in den vergangenen Jahren verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen sei, sei eine Sanierung zwingend, teilte das Unternehmen nach der Sitzung mit. "Eine weitere Fortführung dieses Kurses würde die Verluste mittelfristig weiter ansteigen lassen." Notwendig sei eine Senkung der Personalkosten, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Konkurrenten seien mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher. Sparen will der Konzern neben den Filialen auch im Service Center in Essen und in der Logistik.
Stundenlang hatten sich zuvor die Aufsichtsräte der angeschlagenen Kaufhauskette über die Sanierung den Kopf zerbrochen. Das Kontrollgremium war erstmals nach der Übernahme der Kette durch den österreichischen Immobilieninvestor René Benko zusammengetreten. 17.000 Mitarbeiter hatten drastische Einschnitte gefürchtet - und bangen nun weiter um ihre Jobs.
"Sanierung nicht auf dem Rücken der Beschäftigten"
Der Aufsichtsrat solle am 23. Oktober zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen. Bis dahin solle das vom Management vorgelegte Sanierungskonzept von dem Kontrollgremium geprüft werden. Die Pläne sollten auch mit den Arbeitnehmergremien und der Gewerkschaft Verdi verhandelt werden, "um die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu finden", hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.
Verdi forderte, die Sanierung nicht auf dem Rücken der Beschäftigten vorzunehmen. "Gerade die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass Personalabbau keine Antwort auf die Frage der Zukunft des Warenhauses ist", erklärte Stefanie Nutzenberger, Mitglied des Verdi-Bundesvorstands. Die Stärken des stationären Handels seien guter Service und kompetente Beratung. "An der falschen Stelle zu sparen, hat noch kein Unternehmen in die Zukunft gebracht", gab Nutzenberger zu bedenken.
Hellmut Patzelt, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Karstadt, erklärte zum Personalabbau in den Filialen, dieser gehe "zu Lasten der Beschäftigten, aber auch auf Kosten der Kundschaft". "Man kann operative Fehler und ausbleibenden Erfolg nicht ständig mit Personalabbau kompensieren. Das geht auf Dauer nicht gut."
Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts/AFP