Wirtschaft

Unterstützung für Hochtief Katar als "Weißer Ritter"

Nun also doch: Hochtief bekommt beim Kampf gegen die Übernahme durch ACS Hilfe aus dem Ausland. Der Fußball-WM-Ausrichter Katar beteiligt sich über eine Investmentholding am größten deutschen Baukonzern. Die Kataris sind bei deutschen Konzernen keine Unbekannten.

Katar boomt: Für die Fußball-WM 2022 müssen neue Stadien her. Könnte auch das ein Grund für die Beteiligung bei Hochtief sein?

Katar boomt: Für die Fußball-WM 2022 müssen neue Stadien her. Könnte auch das ein Grund für die Beteiligung bei Hochtief sein?

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Kampf gegen die feindliche Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS will das Emirat Katar Hochtief zur Seite springen. Die Investmentgesellschaft Qatar Holding LLC beteiligt sich über eine Kapitalerhöhung an Deutschlands größtem Baukonzern und wird künftig 9,1 Prozent an den Essenern halten.

Immer wenn in Deutschland und anderen Ländern nach einem solventen Investor gesucht wird, kam der Name des finanziell potenten Emirats ins Spiel. Selbst der Ölriese BP hat kürzlich in seiner Not die Fühler in die Golfregion ausgestreckt, um sich mit einem arabischen Großinvestor vor einer feindlichen Übernahme zu schützen, da der Aktienkurs im Zuge der Ölpest im Golf von Mexiko rapide gefallen war.

Ein Auge auf deutsche Firmen

Das wichtigste Investmentvehikel der Golf-Monarchie ist die Qatar Investment Authority (QIA), die die aus der Ölförderung sprudelnden Einnahmen direkt oder über die Tochter Qatar Holding international platziert: Derzeit umfassen die Investments beispielsweise Anteile an VW, Porsche, der Londoner Börse sowie der Schweizer Großbank Credit Suisse. Das Londoner Luxuskaufhaus Harrods gehört seit dem Frühjahr komplett dem am persischen Golf gelegenen Emirat.

Sein Interesse an Investitionen in Deutschland hat das Emirat wiederholt bekundet. "In Europa und speziell in Deutschland gibt es noch eine Reihe anderer interessanter Unternehmen, auf die wir schauen werden", hatte der Vize-Premier und Wirtschaftsminister des Emirats, Abdullah bin Hamad al-Attiyah, zuletzt im März geäußert.

Auch die Bundesregierung ist Investitionen aus Katar nicht abgeneigt. Der damalige Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) war im Mai vergangenen Jahres in die Golfregion gereist und hatte dort die Werbetrommel für Investitionen zwischen Nordsee und Alpen gerührt.

Katar, Credit Suisse, Hochtief

Katar ist seit dem Krisenherbst 2008 auch einer der Großaktionäre von Credit Suisse und hält nach Reuters-Daten 6,20 Prozent an der zweitgrößten Schweizer Bank. Finanzkreisen zufolge waren die Schweizer, die Hochtief in dem Abwehrkampf beraten, in dem Hochtief-Werben um Katar als Aktionär wesentlich eingebunden. Bei einer Börsenkapitalisierung der CS von 47 Mrd. Dollar ist die Katar-Beteiligung von 6,2 Prozent knapp 3 Mrd. Dollar wert. Der knapp 30 Jahre alte Jassim Bin Hamad J. J. Al Thani, Mitglied der Herrscherfamilie, sitzt seit März 2010 im CS-Verwaltungsrat. Al Thani ist Präsident des Verwaltungsrats der Qatar Islamic Bank und zahlreicher anderer Gesellschaften des Emirats.

Von VW bis LSE

In Deutschland hält Katar derzeit 17 Prozent der VW-Stammaktien und ist damit nach der von den Familien Piech und Porsche kontrollierten Porsche Holding sowie dem Land Niedersachsen drittgrößter Eigner. Jüngst hatten VW und das Emirat eine Forschungskooperation angekündigt, auch gemeinsame Investitionen ins Automobilgeschäft seien vorstellbar: "Wir können VW helfen zu expandieren. Wir können sogar Unternehmen zusammen kreieren", sagte der im VW-Aufsichtsrat sitzende Hussain Al-Abdulla im Mai. Katar könne VW etwa dabei helfen, Kontrolle über Suzuki zu erlangen. "Wir könnten zum Beispiel dort, wo VW eine 20-Prozent-Beteiligung hält, einen gleich hohen Anteil kaufen und diese Firma dann zusammen kontrollieren." Bislang ist es dazu aber nicht gekommen.

Bei Porsche hat das Emirat bisher keine Duftmarken hinterlassen, der im Aufsichtsrat vertretene Scheich Jassim Al-Thani glänzte auf den meisten Sitzungen des Kontrollgremiums durch Abwesenheit. Katar hatte Porsche im August 2009 einen Kredit gewährt und dem hoch verschuldeten Sportwagenbauer zudem einen Großteil der risikobehafteten Optionen auf VW-Aktien abgenommen. Damit wurde der im Zuge der gescheiterten VW-Übernahme finanziell angeschlagene Konzern wieder etwas handlungsfähiger.

Bereits seit Herbst 2007 ist Katar Großaktionär bei der London Stock Exchange (LSE). Parallel dazu ringt der Staatsfonds des Emirats mit der Börse Dubai um den skandinavisch-baltischen Börsenbetreiber OMX. Nach Reuters-Daten hält Katar derzeit rund 15 Prozent an der LSE und ist damit nach der Börse Dubai (knapp 21 Prozent) der zweitgrößte Aktionär.

Quelle: ntv.de, rts

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