Wirtschaft

Der Scheich hat unterschrieben Katar steigt bei VW ein

Der Einstieg Katars bei Volkswagen ist perfekt. Ministerpräsident Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani unterschrieb in Stuttgart den entsprechenden Vertrag. Das Emirat wird damit zum drittgrößten VW-Aktionär.

Scheich Al-Thani mit Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche nach der Unterzeichnung. Rechts im Hintergrund Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück.

Scheich Al-Thani mit Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche nach der Unterzeichnung. Rechts im Hintergrund Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück.

(Foto: dpa)

Die Beteiligungsgesellschaft Qatar Holding soll zehn Prozent der Stammaktien der Holding-Gesellschaft Porsche SE aus dem Besitz der Familiengesellschafter erwerben, wie die Porsche Holding in Stuttgart mitteilte. Die Familien Porsche und Piëch, die bisher ausschließlich die Stammaktien der Porsche SE gehalten haben, hätten sich mit dem Emirat darauf verständigt.

Die Porsche Automobil Holding SE ist Mehrheitsgesellschafter von Volkswagen und Mutter der Porsche AG. Die Vereinbarung sieht zudem vor, dass Katar den Großteil der Optionen auf Volkswagen-Aktien übernimmt, die Porsche zuletzt so große Schwierigkeiten bereiteten. Mit dieser Transaktion werde die Porsche Holding SE über liquide Mittel von über einer Mrd. Euro erhalten. Katar wird durch die Übernahme der VW-Optionen, die derzeit noch von der Porsche Holding SE gehalten werden, der dritte VW-Großaktionär neben dem Land Niedersachsen.

Außerdem erhält Porsche von Katar einen Kredit über bis zu 265 Mio. Euro als Teil eines von 16 Banken bereitgestellten Konsortialkredits. Ursprünglich hatte sich Porsche bei Katar um einen Kredit über 750 Mio. Euro bemüht.

Wolfgang Porsche sagte zu dem Einstieg von Katar: "Das fällt mir nicht schwer, der Familie fällt es nicht schwer." Es sei eine "gute Entscheidung".

Weltspitze im Blick

Martin Winterkorn erfährt durch die Integration von Porsche einen großen Machtzuwachs.

Martin Winterkorn erfährt durch die Integration von Porsche einen großen Machtzuwachs.

(Foto: AP)

Der neue VW/Porsche-Konzern strebt mit Macht an die Weltspitze in der Automobilindustrie. "Der Konzern hat sicher das Zeug dazu, die Nummer Eins zu werden", sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Der weltgrößte Autobauer ist bislang Toyota.

Am Vortag hatten VW und Porsche eine Grundlagenvereinbarung geschlossen. Nach einem monatelangen und erbitterten Übernahme-Machtkampf machten die Aufsichtsräte beider Unternehmen den Weg für ein neues Autoimperium frei.

Im Laufe des Jahres 2011 sollen die beiden Autobauer miteinander verschmelzen. Mit dem kleinen, aber ertragsstarken Sportwagenbauer als zehnter Marke im Konzern will VW bei der Jagd auf den weltgrößten Autobauer Toyota Gas geben. Die Familien Piëch und Porsche blieben größter VW-Aktionär, sagte Winterkorn. Das Emirat Katar werde der dritte VW-Großaktionär neben dem Land Niedersachsen.

Massive Kapitalerhöhung

Die Vereinbarung zwischen den beiden Autobauern sieht vor, dass VW zunächst für rund 3,3 Milliarden Euro mit 42 Prozent beim Porsche- Automobilgeschäft (Porsche AG) einsteigt. Außerdem soll das österreichische Autohandelsgeschäft von Porsche mit Sitz in Salzburg für rund drei Milliarden Euro an VW verkauft werden. An der Spitze des integrierten Automobilkonzerns steht als neuer starker Mann VW- Chef Winterkorn. Der Konzernsitz ist Wolfsburg.

Bernd Osterloh strebt eine Mitarbeiterbeteiligung an.

Bernd Osterloh strebt eine Mitarbeiterbeteiligung an.

(Foto: AP)

Die bei Volkswagen geplante Kapitalerhöhung zur Refinanzierung der Beteiligung an Porsche solle ein Volumen von rund vier Mrd. Euro haben, sagte Finanzchef Hans Dieter Pötsch. Die Zustimmung der Aktionäre solle auf einer außerordentlichen Hauptversammlung bis Ende des Jahres eingeholt werden.

Pötsch betonte, Volkswagen bleibe nach dem Einstieg bei Porsche "finanziell und strategisch voll handlungsfähig". Er versicherte: "Wir wissen, worauf wir uns einlassen." Porsche werde die Ertragskraft des VW-Konzerns deutlich stärken. Das operative Ergebnis werde jährlich um 700 Mio. Euro steigen. Die Synergien entsprechen laut Pötsch einem Barwert von drei Mrd. Euro. "Porsche und VW machen einen großen Schritt in Richtung Weltspitze."

Der VW-Betriebsrat strebt unterdessen eine Mitarbeiterbeteiligung an Volkswagen in der Größenordnung zwischen einem und fünf Prozent an, wie Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte. Es gehe darum, die Belegschaft langfristig am Unternehmen zu beteiligen. Die Dividende sei für soziale Zwecke vorgesehen. Demnächst würden Verhandlungen über die Mitarbeiterbeteiligung beginnen.

Karmann im Visier

Volkswagen bestätigte unterdessen in Wolfsburg, dass der Hersteller einen Entwicklungsauftrag an den insolventen Osnabrücker Autobauer Karmann vergeben hat. VW denke ständig über neue Cabrios nach, sagte Winterkorn. Karmann habe nach wie vor eine hohe Kompetenz.

Winterkorn äußerte sich nicht zu Spekulationen, dass VW Karmann übernehmen könnte. Karmann hatte sich mit der Produktion diverser Cabrios und Coupés im Auftrag von VW weltweit einen Namen gemacht. Die Autokrise hatte den bereits angeschlagenen Osnabrücker Hersteller schwer erwischt. Ende Juni war das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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