Keine Trendwende - eher Ende der Fahnenstange Kauflust der Verbraucher lässt leicht nach
28.08.2013, 08:41 Uhr
Die Konsumlaune steigt erstmals seit Jahresbeginn nicht - bleibt aber hoch.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl trübt sich die Verbraucherstimmung etwas ein. Allerdings wollen Experten darin nicht den Beginn einer Talfahrt sehen. Vielmehr machen sich wohl die gestiegenen Lebensmittel-Preise bemerkbar. Zudem erwarten die Bürger eine eher moderate Wirtschaftserholung. Allerdings denken viele auch über größere Anschaffungen nach.
Erstmals seit Jahresbeginn trübt sich die Stimmung der Verbraucher ein. Für September prognostizieren die GfK-Marktforscher einen Rückgang des Konsumbarometers um 0,1 auf 6,9 Punkte. Dies ist das erste Minus seit Januar, wie die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern mitteilte. "Allerdings ist momentan nicht davon auszugehen, dass dies eine Trendwende und den Beginn einer Talfahrt darstellt", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Positiv stimmt insbesondere, dass die Neigung zum Kauf von Immobilien und teuren Gütern wie Möbeln zuletzt weiter anzog. Das Barometer für die Konjunktur- und auch für die Einkommenserwartung hingegen fiel zuletzt.
"Ich glaube nicht, dass die Bundestagswahl oder der Wahlkampf eine große Rolle spielen, was die Verbraucherstimmung betrifft", sagte Bürkl. Vermutlich habe aber die Diskussion über steigende Lebensmittelpreise die Konsumenten etwas verunsichert.
Verbraucher erwarten verhaltene Konjunkturerholung
Die Verbraucher rechnen den Forschern zufolge in den kommenden Monaten eher mit einer verhaltenen Erholung der Wirtschaft. Dies erklärt auch die leicht eingetrübten Einkommensaussichten, die im August etwas von ihrem sehr hohen Niveau einbüßten. Die Anschaffungsneigung der Bürger allerdings stieg sogar noch einmal und kletterte auf den höchsten Stand seit Ende 2006.
Wegen sehr niedriger Zinsen und der zuletzt leicht gestiegenen Inflation sei es für die Konsumenten noch attraktiver geworden, ihr Geld in Großeinkäufe zu stecken, sagte Bürkl. Angesichts der sehr stabilen Arbeitsmarktlage sowie der insgesamt guten Einkommensentwicklung sind die Chancen laut GfK "überaus groß", dass sich das Konsumklima bald wieder stabilisiert.
Die Nürnberger Forscher halten an ihrer Prognose fest, dass die Verbraucher dieses Jahr ihre Ausgaben um rund ein Prozent steigern und damit wesentliche Impulse für die Konjunktur liefern werden.
Kauflust erreicht wohl Höhepunkt
Zugleich machte Bürkl deutlich, dass wahrscheinlich nach einer mehrjährigen Boomphase das Ende der Fahnenstange bei der Kauflust der Deutschen erreicht sei. "Wir sind bei der Anschaffungsneigung der Verbraucher bereits auf einem sehr hohen Niveau. Da gibt es vielleicht noch ein bisschen Luft nach oben, aber große Sprünge sind da nicht mehr drin", sagte er.
Die Bereitschaft der Verbraucher zu größeren Anschaffungen ist nach Bürkls Angaben seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 kontinuierlich gestiegen. Neben dem seinerzeit erschütterten Vertrauen vieler Verbraucher in die Finanzmärkte hätten auch die niedrigen Sparzinsen dazu geführt, dass Haushalte ihr Geld lieber in Immobilien, Möbel oder Neuwagen steckten als es auf die hohe Kante zu legen. Auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt spiele dabei eine Rolle.
Sparneigung steigt langsam wieder
Dass die sogenannte Anschaffungsneigung demnächst sogar auf das Rekordniveau von 2006 steigen könnte, erwartet er allerdings nicht. Damals hatte die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung viele Haushalte dazu veranlasst, größere Anschaffungen vorzuziehen.
Ein Hinweis auf eine leicht gebremste Konsumlust könnte nach Bürkls Einschätzung auch die wieder steigende Sparneigung sein. "Der Index für die Sparneigung liegt zwar mit minus 25 Punkten weiterhin tief im Keller, trotzdem hat die Sparneigung im August leicht zugenommen." Noch im Juni hatte sie bei minus 35 Punkten gelegen - und war damit auf ein Rekordtief gesunken.
In der derzeitigen Lage hielten es wieder etwas mehr Verbraucher für ratsam, zu sparen. Insgesamt bewege sich die Bereitschaft von Verbrauchern zu größeren Anschaffungen aber weiterhin auf hohem Niveau, stellte der Konsumforscher klar.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa