Wirtschaft

Enttäuschung in Deutschland Kein Ende im Opel-Poker

Die Zukunft von Opel bleibt ungewiss. In der monatelangen Hängepartie um den Verkauf des Autobauers vertagte der Mutterkonzern General Motors (GM) seine Entscheidung erneut, der Verwaltungsrat legte sich nicht auf einen Bieter fest.

Die Bundesregierung setzt sich massiv für Magna und die Sberbank ein.

Die Bundesregierung setzt sich massiv für Magna und die Sberbank ein.

(Foto: REUTERS)

"Der Verwaltungsrat war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu fällen", sagte ein Konzernsprecher. "Es sind einfach noch zu viele Fragen offen." Der Bieterkampf zwischen dem österreichisch- kanadischen Autozulieferer Magna und der russischen Sberbank auf der einen und dem belgischen Finanzinvestor RHJI auf der anderen Seite geht somit in die nächste Runde.

Wie aus Konzernkreisen verlautete, sind noch zu viele Fragen bezüglich der Finanzierung offen. GM werde von der Bundesregierung weitere Details über die staatlichen Hilfen anfordern. Anfang kommender Woche werden die Gespräche mit GM fortgesetzt. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen hat GM weiterhin Bedenken gegen Magna, weil man den Verlust von Know-How an die russischen Partner von Magna und zu geringe Zugriffsmöglichkeiten auf das neue Opel-Unternehmen ("New Opel") fürchtet. Bei einer Entscheidung für RHJI würden dagegen voraussichtlich keine staatlichen Hilfen fließen. Magna will gemeinsam mit russischen Partnern 55 Prozent der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen. 35 Prozent der Anteile würden im Besitz von GM bleiben, 10 Prozent würden die Beschäftigten übernehmen.

Berlin will Entscheidung

Um endlich Klarheit in dem seit Monaten dauernden Bieterkampf zu schaffen, hatten Bund und Länder auf eine rasche Entscheidung gedrängt. Kurz vor dem Treffen des Verwaltungsrats hatte Deutschland dann den Druck auf GM noch einmal erhöht. Die Bundesregierung schickte GM die geforderten zusätzlichen Informationen und erläuterte darin, zu welchen Bedingungen beim Magna-Angebot die staatlichen Kredite fließen können. Bund und Länder hatten angeboten, die kompletten Garantien für den Opel-Kredit allein zu übernehmen - vorausgesetzt Magna kommt zum Zug. Erst später sollten andere europäische Opel-Staaten eingebunden werden.

Der angeschlagene Autoriese aus Detroit hat aber nicht das letzte Wort beim Opel-Verkauf,  ein von GM bevorzugter Bieter muss von der Opel-Treuhand bestätigt werden. Dieses Gremium überwacht den Verkauf und muss ihn letztlich absegnen. Von fünf Mitgliedern des Gremiums stellen Bund und Länder jeweils eines, zwei kommen von GM, der Vorsitzende Fred Irwin gilt als unabhängig. Er hatte bereits angekündigt, sich bei einer Abstimmung der Stimme zu enthalten.

Insolvenz bleibt möglich

Die Enttäuschung bei den 25.000 deutschen Opel-Arbeitern und der Regierung ist groß. Obwohl die Bundesregierung Druck gemacht hatte und beide Interessenten unterschriftsreife Verträge vorgelegt haben, ist der GM-Verwaltungsrat offenbar uneinig und spielt auf Zeit. Die erneute Verzögerung sei "bedauerlich", hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken hatten sich massiv für Magna eingesetzt. Wegen der monatelangen Hinhaltetaktik kommt als dritte Lösung auch wieder eine Insolvenz ins Spiel. Dann wäre GM alle Verbindlichkeiten von Opel los und müsste sich nicht mit der Bundesregierung einigen. Allerdings müsste der Konzern den Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.

Unter Autoexperten sind die beiden Angebote im Übernahmepoker um Opel umstritten. "Es ist nicht entscheidend, ob Magna oder RHJ International den Zuschlag bekommt", sagte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der "Berliner Zeitung". Entscheidend für Opel werde sein, ob man weiter technologisch mit GM zusammenarbeiten könne. "Denn Opel ist alleine zu klein, um zu überleben, egal, ob mit Magna oder RHJ - beides wird nicht gut gehen." Der Autoexperte Stefan Bratzel sagte der Zeitung, er halte beide Kandidaten langfristig nur für Übergangslösungen. Am Ende müsse ein größerer Autohersteller eng mit Opel kooperieren oder gar einsteigen.

Guttenberg gibt sich zuversichtlich

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wies unabhängig von einem GM-Votum auf die schwierige Zukunft eines neuen Opel-Unternehmens hin. Mit einer Loslösung von GM sei Opel längst nicht gerettet. "Ob man dauerhaft von Rettung sprechen kann, wird sich erst in Wochen und Monaten erweisen", sagte Guttenberg. Zugleich sieht er noch "Raum für eine Einigung" über die Zukunft von Opel in Deutschland. Dabei werde sich auszahlen, dass die Adam Opel AG und die anderen europäischen Tochtergesellschaften in eine Treuhandgesellschaft mit Bund und Ländern eingebracht wurden, sagte der Minister dem "Hamburger Abendblatt".

"Damit haben wir einen stabilen Rahmen, in dem die Gespräche jetzt fortgesetzt werden können." "Ich bedauere, dass sich der Aufsichtsrat nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte", sagte Guttenberg. Bund und Länder hätten GM alle Informationen zur Verfügung gestellt, die nach ihrer Auffassung für eine Entscheidung benötigt werden. Auch die Bieter hätten noch einmal nachgebessert und unterschriftsreife Verträge vorgelegt.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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