Mini-Rückgang der Arbeitslosenquote Kein Jobwunder in den USA
07.09.2012, 16:13 Uhr
Job-Messe in New York: Sinkt die Arbeitslosenquote, weil die Menschen resignieren?
(Foto: REUTERS)
Mit Spannung werden die US-Arbeitsmarktdaten erwartet. Doch die Zahlen sind durchwachsen. Die Arbeitslosenquote sinkt zwar, gleichzeitig gibt es jedoch weniger neue Jobs. Im Hinblick auf die anstehende US-Präsidentenwahl werden die Zahlen Amtsinhaber Obama wohl keinen Schub verpassen – aber immerhin ist die Lage nicht noch schlimmer als erwartet.
Nur Stunden nachdem Präsident Barack Obama beim Parteitag der Demokraten verstärkte Anstrengungen verspricht, um mehr Jobs zu schaffen, liegen die frischen US-Arbeitsmarktdaten auf dem Tisch und zeigen: Die Lage bleibt schwierig.

"Mehr Jobs" gehört sowohl bei Präsident Obama als auch bei Herausforderer Mitt Romney zu den größten Wahlversprechen.
(Foto: AP)
Die Unternehmen in den USA haben im August deutlich weniger Jobs geschaffen als im Vormonat. und enttäuschten die Erwartungen von Volkswirten. Damit erhöhe sich der Druck auf das Weiße Haus, resümiert die "New York Times". Zudem würde die Chance auf eine weitere Geldspritze der Federal Reserve zur Belebung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt wachsen.
Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, wuchs die Zahl der Beschäftigten im August außerhalb der Landwirtschaft um 96.000, während von Ökonomen einen Stellenzuwachs um 125.000 erwartet hatten. Zugleich wurden die Angaben für die beiden Vormonat nach unten korrigiert: Das Ministerium meldete für Juli nun ein Stellenplus von 141.000, nachdem zunächst ein Anstieg um 163.000 gemeldet worden war. Für Juni wurde die Zahl der geschaffenen Jobs auf 45.000 von 64.000 nach unten revidiert.
Die bei einer separaten Erhebung ermittelte Arbeitslosenquote fiel überraschend auf 8,1 Prozent. Ökonomen hatten eine Quote von 8,3 Prozent und damit auf dem Stand des Vormonats erwartet.
Resignierte Jobsucher?
Wie passt die Entwicklung der Arbeitslosenquote mit den Jobzahlen zusammen? Der Unterschied könnte sich daraus erklären, dass die US-Behörden zwei verschiedene Datensätze heranziehen: Eine Arbeitgeberumfrage, aus der Jobzahlen gewonnen werden, und eine Haushaltsumfrage, aus der die Arbeitslosenquote errechnet wird. Wenn beide Umfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, spricht manches dafür, dass eine von den beiden Umfragen in den kommenden Wochen revidiert wird.
Der Rückgang der Arbeitslosenquote könnte aber auch darauf beruhen, dass viele Menschen ihre Stellensuche am Arbeitsmarkt frustriert eingestellt haben und nun wieder zur "stillen Reserve" gehören.
Die durchschnittlichen US-Stundenlöhne sank um 0,01 Dollar auf 23,52 Dollar, während Ökonomen einen Zuwachs um 0,05 Dollar erwartet hatten. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit verharrte im Vergleich zum Vormonat bei 34,4 Stunden.
Der Privatsektor der US-Wirtschaft, der rund 70 Prozent der gesamten Arbeitskräfte beschäftigt, schuf im August 103.000 Jobs. Im verarbeitenden Gewerbe gingen 15.000 Jobs verloren. In der Dienstleistungsindustrie, die üblicherweise als Wachstumsmotor für den Arbeitsmarkt fungiert, kamen per Saldo 112.000 Arbeitsplätze hinzu.
Die Arbeitsmarktdaten deuten trotz des Stellenzuwachses nicht auf eine Gesundung der US-Wirtschaft hin. Denn allein um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten, müssen die USA pro Monat 100.000 bis 120.000 zusätzliche Stellen schaffen.
In der nächsten Woche entscheidet die US-Zentralbank über ihre Geldpolitik. Da die Entwicklung des Arbeitsmarktes ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Währungshüter ist, werden die Daten auch von den Finanzmarktakteuren mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Dabei gilt folgender Maßstab: Schwache Jobzahlen erhöhen die Chance auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik, starken Daten verringern die Wahrscheinlichkeit.
Quelle: ntv.de, sla/DJ