Ausverkauf bei Quelle Keine Eile bei Spezialversendern
29.10.2009, 19:25 UhrDer Verkauf der Quelle-Spezialversandhäuser wie "Baby Walz" und "Hess Natur" wird auf die lange Bank geschoben. Unterdessen steht das Konzept für den Ausverkauf der 18 Mio. Quelle-Artikel. Die Aktion startet in der kommenden Woche. Rund 4300 Mitarbeiter werden dafür benötigt; 1200 werden freigestellt.

Gegenwind für Klaus Hubert Görg.
(Foto: dpa)
Der Verkauf der Quelle-Spezialversandhäuser wie "Baby Walz" und "Hess Natur" wird auf die lange Bank geschoben. "Wir sehen es nicht als eilbedürftig an, einen Verwertungsprozess für die Spezialversender einzuleiten. Wir können uns auch vorstellen, das Portfolio über einen kürzeren Zeitraum weiterzuentwickeln", sagte der Vorstandschef des Karstadt-Mitarbeitertrust, Ulrich Mix. Arcandor hatte die Spezialversender an den hauseigenen Pensionsfonds verpfändet, der dem Konzern im Gegenzug einen Kredit über 500 Mio. Euro gab. Davon sind noch 441 Mio. Euro übrig.
Mix sagte, es gehe nun zunächst darum, Ruhe in die - selbst nicht insolventen - Spezialversand-Unternehmen zu bringen. Der Mitarbeitertrust sei nicht auf die Verkaufserlöse von Versendern wie "Madeleine" oder "Peter Hahn" angewiesen. "Wir brauchen in den nächsten 24 bis 36 Monaten kein Geld, um die Betriebsrenten zu zahlen", sagte er. Aus dem Pensionsfonds werden die Renten für rund 50.000 frühere Karstadt-Mitarbeiter gespeist.
Mit seiner Haltung durchkreuzt Mix die Pläne von Arcandor- Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, nach dem Aus für Quelle die Reste der Primondo-Versandhandelsgruppe schnell einzeln loszuschlagen. Auf den Komplettverkauf von Primondo hätte sich Mix eingelassen. Den Verkauf der Auslandstöchter von Quelle in Österreich und Osteuropa und des Einkaufssenders HSE24 hat Görg selbst in der Hand. Vorrang hat für ihn nun der Verkauf des technischen Kundendienstes "Profectis" mit 1000 Mitarbeitern. Darüber werde in dieser und der kommenden Woche mit einem guten Dutzend Interessenten gesprochen, sagte Quelle-Insolvenzanwalt Jörg Nerlich.
Alles muss raus
Unterdessen steht das Konzept für den Ausverkauf der 18 Mio. Quelle-Artikel. Die Aktion startet in der kommenden Woche. Wie die Insolvenzverwalter in Fürth mitteilten, sollten die Waren sollen vor allem im Internet unter www.quelle.de, aber auch in den noch bestehenden Technikcentern angeboten werden. Der genaue Termin für den Start des Ausverkaufs, bei dem hohe Rabatte zu erwarten sind, steht einem Sprecher des Insolvenzverwalters zufolge noch nicht fest.
"Das Konzept für den größten Ausverkauf Deutschlands steht", erklärte Nerlich. Details wie das genaue Datum für den Verkaufsstart sollen aber erst in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden.
Knapp die Hälfte der angebotenen Waren stammt den Angaben zufolge aus dem Bereich Mode. Der Ausverkauf ist zeitlich zunächst nicht befristet. Quelle werde liefern, so lange der Vorrat reiche, erklärte Nerlich. Dabei werde angestrebt, die Bestellungen bis Weihnachten auszuliefern.
Für den Ausverkauf werden den Angaben zufolge rund 4300 Mitarbeiter beschäftigt. Gut 2100 Mitarbeiter verlieren dagegen ab dem 1. November ihren Job. Für die bislang ungekündigten 5900 Beschäftigten der gesamten Primondo-Gruppe, zu der Quelle gehört, sollen im November die Verhandlungen über einen Sozialplan geführt werden. Zuletzt hatten in der Gruppe 10.500 Menschen gearbeitet. Die Personalstrukturen seien so geplant, dass im November noch die Fachleute an Bord seien, auf deren Know-how Investoren nach einem Kauf von Teilgesellschaften setzten, erklärte Nerlich.
Quelle: ntv.de, wne/rts/AFP/dpa