Regierung tritt auf die Bremse Keine schnelle Opel-Entscheidung
21.07.2009, 10:36 UhrIm Bieterwettstreit um Opel ist nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen mit keiner kurzfristigen Entscheidung zu rechnen. Ein Treffen zwischen Vertretern von General Motors und der Regierung am Mittwoch werde eher Informationscharakter haben, sagte eine Person, die mit dem Thema vertraut ist, der Nachrichtenagentur Reuters. "Da wird dabei keine Entscheidung fallen", sagte die Person. Auch Darstellungen in den Medien, bis Ende der Woche könnte eine Vorentscheidung fallen, trat die Person entgegen. "Das ist unwahrscheinlich."
Wegen der von allen Bietern angestrebten Staatsgarantien können GM und die Opel-Treuhand den Autobauer nicht ohne Zustimmung der Bundesregierung und der Landesregierungen mit Opel-Standorten an einen Investor verkaufen. Opel bekommt von der Regierung und den Bundesländern mit Opel-Standort einen staatlichen Kredit in Höhe von 1,5 Mrd. Euro, um den Betrieb in den kommenden Monaten zu gewährleisten. Für bis zu drei Mrd. Euro Kredit will Deutschland bürgen. Parallel zur Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors war Opel von der Bundesregierung in eine Treuhand-Gesellschaft ausgelagert worden. In einem zweiten Schritt soll ein Investor den Autobauer übernehmen.
Gebote eingereicht
Drei Bieter wollen den angeschlagenen Autobauer Opel übernehmen. Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna, der belgische Finanzinvestor RHJ International (RHJI) und der chinesische Autobauer BAIC reichten am Montag ein offizielles Angebot für das Unternehmen ein.
Der Autozulieferer Magna strebt Kreisen zufolge einen höheren Anteil an Opel an, als zunächst vorgesehen. Das finale Angebot für einen Einstieg bei dem Rüsselsheimer Autozulieferer sehe sowohl für Magna als auch für den russischen Partner Sberbank eine Beteiligung von je 27,5 Prozent vor, sagte eine mit den Plänen des Konsortiums vertraute Person gegenüber Reuters. Zusammen kommen beide damit unverändert auf eine Mehrheit von 55 Prozent. Ursprünglich sollte Magna lediglich 20 Prozent und die Sberbank 35 Prozent halten.
Mit der Entscheidung will Magna offenbar auch nach außen hin für mehr Stabilität in dem Konsortium sorgen. Der Zulieferkonzern hatte zwar von Beginn an die industrielle Führung in der Bietergruppe. Im Vorfeld waren aber Befürchtungen aufgekommen, die Sberbank könnte ihren Anteil rasch weiterverkaufen und damit für Instabilität in dem neuen Unternehmen sorgen. Der Magna-Aufsichtsrat hat am frühen Montagmorgen dem Übernahmeangebot für Opel zugestimmt.
Der Finanzinvestor RHJ International will bei einem Zuschlag für Opel offenbar auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Die auch an deutschen Standorten notwendigen Personalanpassungen sollten in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträglich gestaltet werden, heißt es in einem Brief von RHJ-Chef Leonhard Fischer an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Alle Opel-Standorte in Deutschland blieben erhalten, bekräftigte der Investor. Ein Opel-Werk ist in Bochum. Rüttgers hatte gefordert, dass ein Opel-Käufer keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen dürfe. RHJI verlange 700 Mio. Euro weniger Staatsgarantien als Magna, zitierte die "Rheinische Post" aus dem Konzept des Investors. Zudem garantiere das Unternehmen die komplette Rückzahlung der angebotenen Unterstützungsgelder bis 2014 und verzichte bis dahin auch auf Dividenden.
Der RHJ-Chef trat erneut Befürchtungen entgegen, die Beteiligungsfirma wolle Opel nach einem Zuschlag so schnell wie möglich an die bisherige Mutter GM zurückverkaufen. Es gebe mit GM weder schriftlich noch mündlich eine Rückkaufsoption, betonte Fischer. Opel solle wieder zu einer erfolgreichen europäischen Marke mit Stammsitz in Deutschland werden. "Zur Erreichung dieses Ziels werden wir uns langfristig aktiv engagieren."
Der chinesischen Beijing Automotive Industry Holding (BAIC) waren zuletzt keine Chancen mehr eingeräumt worden.
Quelle: ntv.de, nne/rts/AFP