Wirtschaft

Loch im Säckel Kirche von Krise gebeutelt

Auch die Kirchen bekommen die Wirtschaftskrise zu spüren. Kündigungen und Lohnsteuersenkungen bedeuten weniger Steuereinnahmen.

Die Kirche verzeichnet Steuereinbrüche von zehn oder mehr Prozent.

Die Kirche verzeichnet Steuereinbrüche von zehn oder mehr Prozent.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Die christlichen Kirchen müssen den Rotstift spitzen. Nach zwei fetten Jahren schlägt 2009 die Wirtschaftskrise zu und beschert ihnen vor allem in den Industrieregionen oft Kirchensteuereinbrüche von zehn oder mehr Prozent, wie ihre Sprecher sagten. Umso aufmerksamer schauen sie in diesen Tagen auf die neue Bundesregierung, denn klar ist: Werden Lohnsteuersenkungen beschlossen, wird das Loch im Kirchensäckel noch größer.

Die Prognosen sind düster. Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche in Hamburg geht in diesem Jahr von 15 bis 20 Prozent weniger Einnahmen als 2008 aus. Das Erzbistum Köln meldet ein Steuerminus von 15 Prozent. Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Limburg mit Wirtschaftszentrum Frankfurt erwarten, dass die Steuereinnahmen im Jahr 2010 bis zu 18 Prozent niedriger sein werden als 2008. Stephan Krebs, Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN): "Wir rechnen 2009 mit zehn Prozent Minus im Vergleich zum Vorjahr." Die Evangelische Landeskirche in Württemberg beklagt Mindereinnahmen von rund neun Prozent gegenüber 2008, und die Diözese Rottenburg-Stuttgart von 5,8 Prozent.

Reserven aus 2007 und 2008

Der dramatische Rückgang werde dadurch etwas relativiert, dass die Jahre 2007 und 2008 überdurchschnittlich gut waren, wie die Sprecher durchgängig bestätigen. Das hilft jetzt vielfach: "Wir haben Reserven. Für 2009 fahren wir den Haushalt deshalb recht unverändert weiter", sagt Krebs. Allerdings würden auch für die kommenden Jahre Verluste erwartet, und bald seien die Rücklagen natürlich aufgebraucht. "Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden zwei bis drei Jahren gezwungen sind, klare, harte Strukturreformen auf den Weg zu bringen."

Für die Zukunft rechnet die Kirche mit einer Abnahme der Mitgliederzahlen.

Für die Zukunft rechnet die Kirche mit einer Abnahme der Mitgliederzahlen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Abhängigkeit der Kirche von der Lohnsteuerentwicklung ist groß, betont Hans-Peter Althausen, Finanzdirektor des Bistums Limburg. "80 Prozent unserer Einnahmen kommen aus der Kirchensteuer." Ihre Finanzen würden derzeit gleich dreifach getroffen. Zum ersten durch die Wirtschaftskrise: Wenn die Umsätze sinken und die Arbeiter auf Kurzarbeit gesetzt oder gar entlassen werden, sinken die bezahlten Steuern und damit auch die Einnahmen der Kirchen.

Zum zweiten wirken sich Änderungen im Steuerrecht aus: Geringere Steuersätze, höhere Freibeträge und neue Abschreibungsmöglichkeiten gingen auch auf Kosten der Kirchen. "Wir blicken mit Sorgen darauf, gerade jetzt, wo Steuererleichterungen angekündigt sind", sagt Althausen. Dritter Aspekt sind die sinkenden Mitgliederzahlen, die auch eine Ursache im Wandel der Bevölkerungsstruktur haben. Althausen: "Wir rechnen deutschlandweit mit einer Abnahme um 20 bis 25 Prozent in den nächsten 25 Jahren."

Rotstift ansetzen

So müssen selbst die Kirchen und Bistümer, die sonst finanziell eher auf der Sonnenseite stehen, bald schmerzliche Einschnitte vornehmen. Einige von ihnen suchen noch nach Sparmöglichkeiten, andere setzen sofort den Rotstift an. "Einsparungen von 10 bis 12 Millionen Euro jährlich müssen sein", betont Christian Tsalos von der Landeskirche Württemberg. Wegen der schlechten Jahre - zuletzt 2003 bis 2005 - sei der Spielraum allerdings nicht mehr groß, sagen viele der Befragten. Oft wurden die Strukturen damals schon deutlich gestrafft. So hat die Nordelbische Landeskirche nach Auskunft des Sprechers die Kirchenkreise bereits von 27 auf 11 reduziert.

Wo Sparmöglichkeiten gesehen werden, wollen die Sprecher nicht sagen. "Es ist schwer, denn es stehen immer sehr engagierte Menschen dahinter", sagt Tsalos. Allerdings sind Seelsorge, Bildung sowie die Kinder- und Jugendarbeit Felder, die häufig auch bei knappen Kassen noch gepflegt werden. Manchmal macht die wirtschaftliche Entwicklung den Kirchen übrigens auch beim Sparen einen Strich durch die Rechnung. Tsalos: "Wir hatten überlegt, beim kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt zu sparen. Aber da hätten wir gerade das Falsche gemacht."

Quelle: ntv.de, Wenke Böhm, dpa

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