"BTP Italia" bringt 22,3 Milliarden Euro Kleinanleger bescheren Italien Rekord
06.11.2013, 20:25 Uhr
Italienische Tifosi feiern den Halbfinalsieg über Deutschland bei der Fußball-EM 2012. Italiens Regierung feiert derzeit die erfolreiche Platzierung einer Rekordanleihe.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Das ist ein Hammer-Verkauf", sagt ein Analyst zur jüngsten Anleihe-Platzierung Italiens. Das Euroland, dass zwei Billionen Euro Schulden plagen, stellt damit sogar eine Bestmarke auf. Das war aber fast schon absehbar.
Das hat bislang noch keine europäisches Land geschafft: Das schuldengeplagte Euroland Italien hat mit seiner Strategie, sich bei der Auktion von Staatsanleihen speziell an heimische Kleinanleger zu richten, einen großen Erfolg erzielt. Insgesamt hat das südeuropäische Land in anderthalb Tagen inflationsindexierte Papiere im Volumen von 22,3 Milliarden Euro emittiert und damit einen Rekord in Europa aufgestellt. Noch nie hat ein europäisches Land mit einer einzigen Staatsanleihe mehr Geld eingenommen.
Dabei profitierten die Italiener vor allem von dem derzeitigen Optimismus an den Finanzmärkten, der vor allem auf die mutmaßlich noch für einige Zeit anhaltende lockere US-Geldpolitik zurückzuführen ist.
Anleger konnten die vierjährigen, BTP Italia genannten Titel bereits ab einer Mindestanlagesumme von 1000 Euro zeichnen. Das Besondere an der Anleihe ist, dass sie mit einem Inflationsschutz versehen ist und ein reale Rendite von mindestens 2,15 Prozent bietet. Anleger, die die Papiere bis zur Endfälligkeit halten, bekommen zusätzlich eine Prämie von 0,4 Prozentpunkten.
Erfolg in Serie
Die Anleihe richtet sich vor allem an Kleinanleger. Wobei auch institutionelle Investoren zugegriffen haben sollen. Insgesamt wurden 300.000 Kaufaufträge platziert. Das durchschnittliche Auftragsvolumen lag bei 74.300 Euro.
Das Angebot des Finanzministeriums startete am Dienstag. Ursprünglich sollten Gebote bis Freitag möglich sein, doch wurden die Bücher wegen der starken Nachfrage vorzeitig geschlossen. Schon die Versteigerung der "BTP Italia" ein Jahr zuvor kam bei Anlegern gut an: Der Staat nahm damals 18 Milliarden Euro. Dieser Rekord wurde nun gebrochen. "Das ist erneut ein Hammer-Verkauf", sagte Commerzbank-Analyst Michael Leister. Das nehme Druck von der Regierung.
Neue Geldgeber gesucht
Italien plagen Schulden in Höhe von 2 Billionen Euro. Um sie zu finanzieren und laufende Defizite auszugleichen, ist der Staat auf das Geld von Investoren angewiesen. Bislang kauften vor allem italienischen Banken die Anleihen, indem sie das zu Niedrigzinsen erhältliche EZB-Geld in die renditestärkeren Papiere steckten und so ordentlich verdienten. Bis Anfang 2015 müssen sie nun ihre Kredite an die EZB zurückzahlen. Ob es eine neue Geldspritze der Zentralbank geben wird, ist offen. Der Staat ist deshalb auf neue Geldgeber angewiesen, etwa Kleinsparer und ausländische Investoren.
Mit dieser Anleihe hat die Regierung bereits 95 Prozent der für dieses Jahr geplanten Einnahmen von etwa 470 Milliarden Euro am Kapitalmarkt gedeckt. Experten gehen deshalb davon aus, dass die für Mitte Dezember geplanten Auktionen abgeblasen werden. Die Rendite für die zehnjährige Staatsanleihe fiel leicht auf 4,15 Prozent. Auch für das Papier des ebenfalls unter Spardruck stehenden Spaniens gab sie leicht nach.
Quelle: ntv.de, DJ/rts