Deutsche wollen Geld ausgeben Konsumklima trotzt Ölpreisen
28.02.2012, 08:52 Uhr
Lebhaftes Einkaufsverhalten: Das Plus von morgen lässt schon heute die Kasse klingeln.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Deutschland bleibt die Konsumfreude im Februar ungetrübt: Weder das Zittern um Griechenland noch die hohen Benzinpreise können die Verbraucher bremsen. Forscher glauben den Grund zu kennen: Die Deutschen rechnen fest mit einer Gehaltserhöhung.

Schnöder Zweckbau in Nürnberg: Von hier aus werfen die Konsumforscher nüchterne Blicke in die tieferen Schichten des deutschen Konsums.
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Trotz Konjunkturflaute und hoher Benzinpreise sind die deutschen Verbraucher so gut gelaunt wie seit einem Jahr nicht mehr. Das für März berechnete Konsumklima-Barometer kletterte wie von Fachleuten erwartet von 5,9 auf 6,0 Punkte, teilten die GfK-Marktforscher auf Basis ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern mit.
Viele Bundesbürger rechneten mit deutlich steigenden Löhnen und Gehältern, hieß es. In Bezug auf die Konjunktur seien sie allerdings nicht mehr ganz so optimistisch wie im Januar. Auch zögerten sie inzwischen mit größeren Anschaffungen. Im Kern habe sich der Trend aber fortgesetzt, Geld lieber für größere Anschaffungen auszugeben, als es schlecht verzinst auf die hohe Kante zu legen, berichtete die GfK.
In den Berechnungen der GfK ließen die Einkommenserwartungen im Februar auch die Stimmung der Verbraucher insgesamt steigen. Die Aussicht auf mehr Geld in der Tasche glich demnach die leicht eingetrübten Konjunkturerwartungen und die etwas gesunkene Kauflaune aus. Der von der GfK berechnete Konsumklima-Index stieg von 5,7 Punkten im Januar auf 5,9 Zähler im Februar.
Große Hoffnungen verknüpfen die Beschäftigten laut GfK mit den anstehenden Tarifverhandlungen. Viele Verbraucher rechneten demnach mit einem deutlichen Einkommensplus. Einzelne Gewerkschaften fordern bei den Gesprächen zwischen 6,0 und 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Trotzdem fürchten die Deutschen den Marktforschern zufolge, dass von der Schuldenkrise auch Risiken für die deutsche Wirtschaft ausgehen. Die Kauflaune sank deshalb - bleibt laut GfK aber auf einem weiter sehr hohen Niveau.
"Neben der überaus guten Arbeitsmarktentwicklung sind in den Einkommenserwartungen sicher schon die Hoffnungen und Erwartungen an die diesjährige Tarifrunde drin", erklärte GfK-Volkswirt Rolf Bürkl die Erkenntnisse aus der Umfrage. "Aufgrund steigender Beschäftigung und des Fachkräftemangels in einigen Branchen gibt es die Hoffnung, dass die Tariferhöhungen doch stärker ausfallen als in den letzten Jahren. Und das macht sich jetzt auch schon in den Einkommenserwartungen bemerkbar."
Sicher ist der positive Impuls allerdings noch nicht. "Sollte sich der Trend zu stark steigenden Benzinpreisen fortsetzen und wir auf Dauer mit diesen hohen Preisen leben, hätte das sicherlich eine nachteilige Wirkung auf das Konsumverhalten", warnte Bürkl. "Es würde die Konsumfreude beeinträchtigen, denn das Geld kann nur einmal ausgegeben werden."
In den volkswirtschaftlichen Abteilungen der Banken schlossen sich die Experten der Einschätzung der Nürnberger Konsumforscher an. "Der robuste Arbeitsmarkt, spürbare Lohnerhöhungen und niedrige Zinsen stimmen die Konsumenten froh", bestätigte Citigroup-Volkswirt Jürgen Michels. "Der Konsum bleibt in diesem Jahr eine Stütze der Konjunktur." Es gebe allerdings auch eine ganze Reihe von Risiken, die den Deutschen die Kauflaune verderben könnten. "Dazu gehören die hohen Benzinpreise", betonte Michels. "Sie können zu Kaufkraftverlusten führen." Auch die Schuldenkrise könne die Stimmung drücken.
Jörg Lüschow von der WestLB sah die Lage ähnlich: "Der Konsum wird in diesem Jahr wachsen. Das größte Risiko dafür ist der Höhenflug der Ölpreise. Sollte er noch eine Weile anhalten, wird ein Teil der Einkommenszuwächse wieder aufgezehrt. Auch die Entwicklung der Schuldenkrise bleibt ein Risiko - nämlich dann, wenn sie eskaliert. Dem steht ein robuster Arbeitsmarkt gegenüber, auch die Chancen für spürbare Lohnerhöhungen sind gut."
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts