Panzer-Export "wäre Wahnsinn" Krauss-Maffei-Eigentümer entsetzt
20.06.2012, 14:35 Uhr
Das Interesse Saudi-Arabiens an "Leopard 2"-Panzer sorgt für Kontroversen.
(Foto: dapd)
Der Auftrag würde die Kassen des Rüstungskonzerns gut füllen, doch bei Krauss-Maffei-Wegmann regt sich in eigenen Reihen Widerstand gegen eine Lieferung von Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien. "Das wäre mitten in der arabischen Revolution Wahnsinn", glaubt Miteigentümer Burkhart von Braunbehrens.
Ein Miteigentümer des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei-Wegmann, Burkhart von Braunbehrens, macht Front gegen einen möglichen Verkauf von Leopard-2-Kampfpanzern nach Saudi-Arabien. Spanien wolle Leopard-Panzer aus eigener Lizenzproduktion nach Saudi-Arabien liefern, deshalb habe Kraus-Maffei-Wegmann beim Bundessicherheitsrat eine Voranfrage zur Genehmigung gestellt, sagte Braunbehrens dem Magazin "Stern".
Zwar werde Saudi-Arabien als Bollwerk gegen den Iran gesehen, und Israel habe seinen Einspruch gegen das Geschäft zurückgenommen. Aber während der arabischen Revolution Panzer in das Königreich zu liefern, "wäre Wahnsinn". Er sei entsetzt gewesen, als saudische Panzer im vergangenen Jahr die Demokratiebewegung in Bahrein niedergeschlagen hätten, sagte der Miteigentümer des Münchner Rüstungsunternehmens.
Widerstand in Berlin
Zuvor hatten Medienberichten die Runde gemacht, wonach Saudi-Arabien von Deutschland weitaus mehr Kampfpanzer kaufen will als bisher bekannt. Das Königreich habe großes Interesse am Kauf von 600 bis 800 neuen Panzern des Typs Leopard 2, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Regierungskreise. Bisher war nur von knapp 300 deutschen Panzern für Saudi-Arabien die Rede. Angesichts der repressiven Menschenrechtspolitik des ultrakonservativen Golfstaats war bereits dieses Geschäft bei der Opposition auf massive Kritik gestoßen.
In der Bundesregierung gibt es dem Bericht zufolge erhebliche Widerstände gegen das Panzergeschäft. Während sich im Wirtschaftsministerium auch Befürworter fänden, signalisierten das Bundeskanzleramt sowie die Ministerien für Äußeres und Verteidigung Ablehnung. Eine für Anfang Juni geplante Sitzung des Bundessicherheitsrats sei kurzfristig verschoben worden, hieß es in dem Bericht. Ohne die Zustimmung des Geheimgremiums, dem die Kanzlerin und acht Minister angehören, darf deutsche Rüstungstechnik nicht exportiert werden.
Rüstungskonzerne brauchen Auftrag
Saudi-Arabien hatte sich nach einem harten Konkurrenzkampf zwischen dem US-Panzer M1 Abrams und dem Leopard 2 für das deutsche Modell entschieden. Der Panzer müsse für den Einsatz in Wüstengebieten allerdings umkonstruiert werden. Bundestagsabgeordnete bestätigten der "Bild am Sonntag", dass in Saudi-Arabien bereits Langzeittests mit dem Leopard-Panzer laufen. Der Auftrag könnte die Zukunft der Panzerhersteller Krauss Maffei Wegmann und Rheinmetall sichern, die wegen der Umstrukturierung der Bundeswehr dringend neue Aufträge brauchen.
Eine Ausweitung des Geschäfts dürfte bei der Opposition erneut auf Kritik stoßen. SPD, Grüne und Linke hatten bereits vergangenes Jahr nach Bekanntwerden des geplanten Rüstungsdeals kritisiert, dass es sich bei der Golfregion um ein Spannungsgebiet handele, in das laut den deutschen Exportrichtlinien keine Kriegswaffen verkauft werden dürfen. Saudiarabische Truppen hatten im März 2011 einen schiitischen Volksaufstand im benachbarten Bahrain blutig niedergeschlagen. Das Verhältnis zum Iran ist zudem stark gespannt.
Quelle: ntv.de, rts/AFP