Wirtschaft

Investoren lassen Griechen hängen Kreditverhandlungen in Athen

Das Thema Griechenland bleibt präsent. EU und IWF schicken in der kommenden Woche Delegationen nach Athen. Dabei geht es um Bedingungen für mögliche Finanzhilfen. Unterdessen gerät Griechenlands Refinanzierungsplan ins Stocken. Die Regierung muss wieder um Vertrauen an den Finanzmärkten werben.

Kein Anschluss unter dieser Nummer? Eine Händlerin im Handelsraum einer griechischen Bank.

Kein Anschluss unter dieser Nummer? Eine Händlerin im Handelsraum einer griechischen Bank.

(Foto: REUTERS)

Auf Bitten der griechischen Regierung wollen die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) am kommenden Montag Delegationen zu Beratungen über einen möglichen Kredit nach Athen schicken. Bei den Gesprächen sollen die Bedingungen für eine mögliche Finanzhilfe an Griechenland ausgelotet werden.

Der IWF und die EU betonten, dass Griechenland noch keine Finanzhilfen beantragt habe. Die Gespräche in Athen sollten den Fall vorbereiten, dass die griechische Regierung "eine solche Hilfe anfordert", kündigte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn in Washington an. EU-Währungskommissar Olli Rehn äußerte sich in Brüssel ähnlich. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) soll an den Gesprächen teilnehmen.

Griechenland will nach Regierungsangaben aus Athen bei den Beratungen die Bedingungen für eine mögliche Finanzhilfe von Euroländern und IWF präzisieren. Dabei solle es auch über die Höhe möglicher Kredite gehen.

Grundlage der Beratungen soll den Angaben zufolge der Notfallplan der Euro-Länder sein, der bei einer Verschärfung der griechischen Schuldenkrise ein kombiniertes Hilfspaket mit Geldern des IWF und der Euro-Länder vorsieht. Die Euroländer hatten sich am Wochenende darauf verständigt, Griechenland mit bis zu 30 Milliarden Euro zu unterstützen, falls das hoch verschuldete Land seinen Finanzbedarf nicht mehr auf den Geldmärkten decken kann. Vom IWF könnten bis zu 15 Milliarden Euro zusätzlich kommen.

Dollar-Anleihe droht zu floppen

Griechenland hat offenbar das Volumen der für Ende April geplanten Dollar-Anleihe verringert und wird möglicherweise die Emission ganz aufgeben. Dabei muss das Land im Mai Bonds im Volumen von 10,0 Mrd. Euro zurückzahlen. Regierungsvertreter in Athen, die namentlich nicht genannt werden wollten, sagten, Griechenland plane bei der Anleihe jetzt nur noch ein Volumen zwischen 1,0 Mrd. und 4,0 Mrd. US-Dollar. Den Angaben zufolge waren bisher 5,0 Mrd. bis 10,0 Mrd. US-Dollar anvisiert worden.

Das US-Interesse an griechischen Anleihen sei gering, hieß es weiter. Sollte ein Mindestvolumen nicht platziert werden können, werde die Emission möglicherweise ganz gestrichen. Offiziell wollten Regierungsvertreter jedoch keine Stellungnahme abgeben. Trotz einer Rettungsgarantie der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) kann Griechenland den Kapitalmarkt offenbar nicht für sich gewinnen. Investoren schätzen das Ausfallrisiko der hellenen inzwischen höher ein als das von Island.

Risikoaufschläge steigen

Auch in Europa tut sich Griechenland zunehmend schwerer. Die jüngste Auktion Anfang der Woche von Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten war zwar erfolgreich, wurde wegen der Höhe der Zinsen für die versteigerten Anleihen vom Finanzmarkt mit Skepsis betrachtet. Denn durch die hohen Preisaufschläge steigen die Finanzierungskosten für Griechenland, was wiederum den Staatshaushalt belastet.

Das hochverschuldete südeuropäische Land zahlt für eine Anleihe mit zwölf Monaten Laufzeit 4,85 Prozent, für ein Papier mit halbjährlicher Laufzeit 4,55 Prozent Zinsen. Die Sätze liegen damit knapp unter den fünf Prozent, die für Hilfskredite der Europäischen Union (EU) und des Internationales Währungsfonds (IWF) fällig würden.

Trotz der Kreditzusagen der Euro-Länder an den hochverschuldeten Mittelmeerstaat legen auch die Renditen für lang laufende griechische Staatsanleihen weiter zu. Am Mittag rentierten zehnjährige griechische Staatsanleihen mit 7,36 Prozent nach 7,13 Prozent am Morgen. Der Risikoaufschlag zu deutschen Bundesanleihen kletterte somit auf 4,36 Prozentpunkte.

Zu viele Unbekannte

In der vergangenen Woche hatte er mit über 4,50 Punkten zeitweise den höchsten Stand seit Einführung des Euro in Griechenland erreicht. Händler nannten Unsicherheiten über die weitere Entwicklung als Grund. Offen sei beispielsweise, wie schnell finanzielle Hilfe im Notfall bereit gestellt werden könnten.

Anfang der Woche waren die Renditen nach dem am Sonntag konkretisierten Hilfspaket der Eurozone-Staaten zunächst gefallen. Die Finanzminister der Euro-Länder hatten sich am Wochenende darauf verständigt, in diesem Jahr notfalls bilaterale Kredite von bis zu 30 Mrd. Euro bereitstellen. Noch sieht die griechische Regierung aber den Zeitpunkt nicht für gekommen, auf das Sicherheitsnetz zurückzugreifen.

Quelle: ntv.de, wne/AFP/DJ/dpa

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