Wirtschaft

BP wird Juniorpartner Kreml schmiedet Ölgiganten

Russlands Präsident Wladimir Putin.

Russlands Präsident Wladimir Putin.

(Foto: REUTERS)

Der russische Staatskonzern Rosneft ebnet unter dem Einfluss von Präsident Putin seinen Aufstieg zum weltgrößten börsennotierten Ölproduzenten: Der britische Ölkonzern BP und eine Gruppe von Oligarchen verkaufen das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP an den Ölriesen.

Der Aufstieg des russischen Staatsunternehmens Rosneft zum größten börsennotierten Ölkonzern der Welt steht kurz bevor: Die britische BP verkauft ihren 50-Prozent-Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP.  Zudem teilte Rosneft mit, es habe auch die zweite Hälfte an dem Joint Venture von einem russischen Oligarchenkonsortium erstanden. Der Konzern bezifferte das Gesamtvolumen auf 61 Mrd. US-Dollar.

Gelingt das Geschäft, würde es Rosneft in die Top-Liga der weltweit größten Ölkonzerne katapultieren. Es wäre dann der größte börsennotierte Ölkonzern. 2011 produzierten Rosneft und TNK-BP täglich rund 4 Millionen Barrel (je 159 Liter). Rosneft allein kommt derzeit auf 2,38 Millionen Barrel pro Tag - der chinesische Branchenführer PetroChina produziert 2,4 Millionen Barrel täglich, die US-Gruppe ExxonMobil 2,3 Millionen Barrel. Weit davor liegt der staatliche - aber nicht börsennotierte - saudiarabische Konzern Aramco mit zehn Millionen Barrel am Tag.

Mit der Milliardenübernahme baut die Regierung unter Präsident Wladimir Putin den staatlichen Anteil an der russischen Ölindustrie kräftig auf knapp 50 Prozent aus. Sie hat nunmehr wieder eine so große Kontrolle über die Ölproduktion im Land wie zu Sowjetzeiten.

Setchin als Drahtzieher

Große Teile der russischen Öl- und Gasindustrie wurden in den 90er Jahren privatisiert und an gut vernetzte Geschäftsmänner verkauft. Seit Putin 2000 an die Macht gekommen ist, versucht der Kreml, die staatliche Kontrolle des wichtigen Wirtschaftszweigs zurückzugewinnen. Er dient dem Präsidenten als Instrument seiner Außenpolitik und sichert dem Staat zudem mehr als die Hälfte der Steuereinnahmen – und ermöglicht Putin so, einen Großteil seiner Wahlversprechen zu finanzieren.

BP bekommt für seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen 17,1 Mrd. Dollar und Anteile in Höhe von 12,84 Prozent an Rosneft. Zusätzlich kaufen die Briten für 4,8 Mrd. Dollar weitere 5,66 Prozent. Damit sichert sich BP Einfluss im russischen Ölmarkt. Statt als gleichberechtigter Partner agiert der Konzern in Russland künftig jedoch als Minderheitsaktionär.

Lange Zeit war eine Veräußerung der Beteiligung an dem Joint Venture TNK-BP für die Briten tabu. Im Sommer hat BP dann einen Verkauf seiner Anteile ins Gespräch gebracht, nachdem es zwischen dem Konzern und seinen russischen Partnern immer wieder schwere Konflikte gegeben hatte. Neben Rosneft hatten zuvor auch die beteiligten Oligarchen Interesse an BPs Anteilen gezeigt.

Rosnefts steiler Aufstieg begann Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als der Konzern den Großteil des Ölkonzerns Yukos von Michail Chodorkowski übernahm. Chordorkowski wurde in spektakulären Prozessen wegen Steuerhinterziehung, Unterschlagung und Geldwäsche zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, Yukos musste in die Insolvenz und wurde zerschlagen. Als treibende Kraft gilt Igor Setchin, der damals Vizestabschef des Präsidialamts war. Setchin ist heute Chef von Rosneft.

Quelle: ntv.de, jga/rts/AFP/DJ

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