Erinnerungen an Lehman Brothers Krisensitzungen bei CIT
31.10.2009, 11:02 UhrDer krisengeschüttelte Mittelstandsfinanzierer CIT beunruhigt die Märkte. Trotz eines neuen Milliardenkredits muss sich der Konzern womöglich noch dieses Wochenende in die Insolvenz flüchten.

Mächtig, zentral - und bis über die Antennenspitzen verschuldet: CIT erfüllt wohl in jeder Hinsicht alle Kriterien der sogenannten Systemrelevanz.
(Foto: REUTERS)
Wie im Lauf des Freitags bekannt wurde, hat Großinvestor Carl Icahn dem US-Konzern einen zusätzlichen Kredit über eine Milliarde Dollar gewährt. Der Milliardär und CIT-Gläubiger unterstütze nun den von langer Hand vorbereiteten Insolvenzplan, den er zuvor vehement abgelehnt habe, teilte CIT mit. Der Kredit könnte als Finanzierung nach US-Konkursrecht verbucht werden.
Dennoch gehen Analysten davon aus, dass eine baldige Insolvenz immer wahrscheinlicher wird. Ein Umschuldungsplan von CIT habe nicht genügend Investoren angesprochen, hieß es zur Begründung.
Wenn CIT tatsächlich Insolvenz anmelden sollte, wäre das die größte Pleite seit dem Zusammenbruch der Traditionsbank Lehman Brothers vor gut einem Jahr. Die CIT-Aktien reagierten entsprechend und brachen in New York am Freitag um mehr als 24 Prozent ein. Zuvor waren sie vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden.
Durch den Kredit des Yahoo-Großaktionärs Icahn erhält CIT die Chance, das operative Geschäft zunächst am Laufen zu halten. Das Darlehen Icahns ist dabei relativ gut gesichert. Seine Meinungsänderung begründete der Investor mit der Umsetzung seiner früheren Forderungen, wie der erleichterten Neubesetzung von Führungsposten: "Diese Änderungen verbessern die Unternehmensführung und den Schutz des Geldflusses deutlich. Sie sind positiv für das gesamte Unternehmen und die Schuldscheininhaber".
In einem Brief von Mitte Oktober hatte Icahn die CIT-Geschäftsführung scharf kritisiert und erklärt, es gebe keinen Grund, dass diese weiterhin das Unternehmen kontrolliere. Gleichzeitig hatte er einen Kredit in Höhe von sechs Milliarden Dollar angeboten.
Details des CIT-Plans
Zunächst hatte der im Jahr 1908 gegründete Finanzierer versucht, dem drohenden Aus über einen Umschuldungsplan zu entkommen. Über ein Tauschangebot sollten mindestens 5,7 Mrd. Dollar an Verbindlichkeiten abgebaut werden. Die Offerte lief bis zum 29. Oktober.
Am Freitag war noch nicht bekannt, wie viele Schuldner das Angebot angenommen haben. Analysten gehen nicht davon, dass genügend Gläubiger Interesse gezeigt haben, um die Genehmigung für eine Umschuldung zu erhalten.
Erst am Mittwoch hatte CIT einen Kredit über 4,5 Mrd. Dollar bekommen. Die Gelder würden genutzt, um Verbindlichkeiten zu refinanzieren, hieß es. Im Sommer hatte CIT bereits eine Geldspritze über drei Milliarden Dollar von Gläubigern erhalten.
Der angeschlagene Kreditgeber von Tausenden US-Einzelhändlern und kleineren Firmen war in der Finanzkrise ins Stolpern geraten, weil er sich im Kreditboom zu viele Hypotheken- und Studentendarlehen aufgeladen und einen Schuldenberg von 40 Mrd. Dollar angehäuft hatte.
Quelle: ntv.de, rts